Wege aus der persönlichen Krise finden

Eine Million Menschen nimmt sich weltweit jedes Jahr das Leben. In Österreich zählt Selbstmord bei Menschen unter 50 Jahren zusammen mit dem Unfalltod zur Todesursache Nummer Eins. Die Caritas informiert zum „Tag der Vorbeugung vor Suizid“ über dieses sensible Thema.

Am kommenden Mittwoch ist der Tag der Vorbeugung vor Suizid. Die Caritas nahm diesen Tag zum Anlass, in einer Pressekonferenz über das sensible Thema zu informieren. Mit der Telefonseelsorge unter der kostenlos und völlig anonym erreichbaren Nummer 142 sind die Berater der Caritas rund um die Uhr zu erreichen. In Kärnten gibt es in der Woche etwa 200 Anrufe, zehn davon betreffen akute Krisen. Die mehr als 50 Mitarbeiter der Telefonseelsorge arbeiten ehrenamtlich.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagsjournal, 4.9.2014

Kirche zeigt heute mehr Verständnis

Früher wurde die Selbsttötung von der Kirche scharf verurteilt. Laut Josef Marketz, dem neuen Direktor der Caritas Kärnten, gab jedoch einige Entwicklungen und Veränderungen. Heute billige die Kirche den Suizid und verurteile Selbstmörder nicht mehr, so Marketz. Ursache für die Meinungsänderung der Kirche sei in diesem Fall die Unkenntnis der Motive, die zu Verzweiflungstaten führe.

Männer dreimal so gefährdet wie Frauen

Die Selbstmordrate ist am Land – wo es wenig Beratungsmöglichkeiten gibt - etwas höher. Prinzipiell sind jedoch Männer dreimal so stark gefährdet wie Frauen. Eine mögliche Ursache dafür sei, dass Männer seltener über Probleme sprechen. Hauptmotive für Suizid sind jedoch bei Männern als auch bei Frauen Liebeskummer, die Midlifecrisis, Erkrankungen und Leid.

Kritische Stunden überbrücken um weiterzuleben

Es handelt sich bei Situationen, in denen Menschen ihrem Leben ein Ende machen wollen laut Silvana Fischer von der Telefonseelsorge, meist um momentane Verengungen, die nur wenige Stunden andauern. Dies wisse man auch aus der Forschung. Bei Überbrückung dieser Zeit nehme das Leben wieder seinen alltäglichen Lauf. Man sehe dann andere Handlungsmöglichkeiten und könne sich vielleicht auch Hilfe holen, so Fischer.

„Reden hilft“

Gudrun Rochla ist ebenfalls Mitarbeiterin der Caritas Telefonseelsorge und appelliert an das Umfeld Suizidgefährdeter, nicht wegzusehen. Schließlich würden acht von zehn Betroffenen ihren Selbstmord vorher ankündigen. Rochla empfiehlt, auf den Menschen zuzugehen, nachzufragen und ihm ein Gespräch anzubieten, wie es auch die Telefonseelsorge macht. Man solle auch nicht bagatellisieren, sondern denjenigen ernst nehmen. Das Motto sei in jedem Fall: „Reden hilft“.

Link: