Archäologen unseres Konsums
Im Laufe eines Lebens sammeln sich bei jedem Menschen viele, zum Teil auch überflüssige Dinge an - ein ungeliebter Schal, eine hässliche Vase, allerlei verstaubte Urlaubsouvenirs - Gegenstände, die in der neuen Ausstellung „Tauschzeit/Kochzeit“ des Kunstraums „haaaauch - quer“ zum Ausstellungsstück erhoben werden. "Die Menschen sollen verstehen, dass wir in einer Welt voller Dinge leben – in einer Konsumwelt, wo wir als Endverbraucher ständig überlegen müssen, wie wir damit umgehen“, so Ausstellungsmacher Markus Waitschacher.
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Botschaften, die eine Lebensgeschichte erzählen
Einen Tag lang konnte jedermann etwas Gebrauchtes in der Galerie vorbeibringen. Die einzige Bedingung: Derjenige musste seinen Gegenstand mit einer Botschaft für den nächsten Besitzer versehen. Zustande gekommen ist ein Sammelsurium verschiedenster Gegenstände, Alltägliches wie Außergewöhnliches, Wertvolles wie Wertloses. Waitschacher: "Wir haben Dinge hier wie ein halbgefülltes Zigaretten-Päckchen, das mit der Botschaft versehen ist: Meine letzten Zigaretten vor zehn Jahren. Wir haben aber auch Gummistiefel in Schlangenleder-Optik und eine Plastikbox, um damit Bananen zu transportieren. Wir haben einen Teddybär, wo die Besitzerin die Botschaft hinterlassen hat, dass sie keine Erinnerung mehr an ihre Kindheit haben möchte.“
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Ein Archiv der Gegenwart
Die Grundidee der Ausstellung besteht darin, die Menschen zum Denken zu bewegen - darüber, mit welchen Dingen sie sich umgeben und wie viel Lebens-Geschichte eigentlich in jedem Gegenstand steckt. So wird der Ausstellungsraum in der Galerie zu einer Fundgrube unseres Alltags, in der die Dinge ein Abbild unserer Gesellschaft im Hier und Jetzt darstellen, eine Art Archiv der Gegenwart und seiner Menschen.
Sendungshinweis:
Radio Kärnten „Mittagszeit“, 17.7.2014
Waitschacher: „Ich spreche in dieser Hinsicht von einer Archäologie unserer Konsumwelt. Hier liegt ein Buch Ingeborg Bachmanns, oben ein Buch über Jörg Haider. Es ist auch ganz spezifisch, dass wir in einer Welt leben, wo Menschen hier her kommen und sagen: Ich hätte ja noch Taschenweise Sachen zu Hause. Ich könnte mit dem Lkw kommen, das Haus ist so voll – darf ich morgen noch einmal kommen? Das ist etwas, was in anderen Kulturen überhaupt nicht der Fall ist.“
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„Gut leben ohne Nix“-Kochshow mit Götz Bury
Der Bedeutungswandel, die Umdeutung der Dinge in den Grenzbereichen der Kunst, wird auch im zweiten Teil der Ausstellung thematisiert, der „Kochshow“. Künstler Götz Bury wird Freitagabend eine solche veranstalten, unter dem Motto: „Gut leben ohne Nix“. Heiderose Hildebrand dazu: „Zum Beispiel hat er schon Mehlwurm-Spaghetti gekocht, oder Ameisen-Omelette oder Heuhüpferpasteten als Brotaufstrich oder Quallen-Salat. Er kocht auf Bügeleisen und alles ist eigentlich recyceltes Material. Was bei der Performance geschieht und ob man das Gekochte wirklich essen kann –lassen wir uns überraschen. Ich bin selbst neugierig.“
Die Dinge erzählen uns - ob wir wollen oder nicht
Sich einem Publikum zu öffnen, das sonst nicht in Kunstausstellungen geht, ist eines der Leitbilder der Galerie. Denn: „Das hier ist keine professionelle Kunst, sondern eine gesellschaftliche Äußerung. Eigentlich ist es ein gesellschaftliches Statement“, so Hildebrand. Denn die Dinge erzählen etwas über uns, ob wir das wollen oder nicht - welche Geschichten das sind, lässt sich Donnerstagabend ab 19.00 Uhr im Kunstraum „haaaauch - quer“ erleben.
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Information
haaaauch - quer
Wulfengasse 14
+43 463 38 22 37
www.facebook.com/haaaauchquer
- 18.7. 2014 geöffnet von 11.00 bis 21.00 Uhr. Ab 19.00 Uhr Kochshow mit Götz Bury
- 19.7.2014: geöffnet von 11.00 bis 20.00 Uhr