Streitkultur: Diskussion um längere Arbeitszeiten

Die Bundesregierung will die Arbeitszeiten in Österreich ausweiten. Bis zum Sommer soll ein neues Arbeitszeitpaket umgesetzt werden, wonach Arbeitnehmer bis zu zwölf Stunden pro Tag arbeiten dürfen. In der „Radio-Kärnten-Streitkultur“ wurde darüber debattiert.

Dann arbeiten, wenn Arbeit anfällt, so sieht es das neue Arbeitszeitgesetz vor. Die Wochenarbeitszeit bleibt gleich, dafür soll die Tageshöchstarbeitszeit von bisher zehn auf zwölf Stunden ausgeweitet werden. Betroffen sind Arbeitnehmer mit Gleitzeitregelungen, profitieren soll vor allem die Industrie. Weil dort immer häufiger Aufträge innerhalb kurze Zeit abgewickelt werden müssen, benötigt man flexible Arbeitskräfte, sagt Franz Kreuzer, Chef der Anlagenbaufirma Kresta: „Ich vergleiche das immer mit der Landewirtschaft, wenn Ernte ansteht und eingebracht werden muss, ist der Landwirt mit seinen Mitarbeitern nicht auf einen Acht-Stunden-Tag fixiert.“

AK ist dagegen

Die Betriebe könnten sich so Überstunden ersparen, gibt Wolfram Lechner, Arbeitsrechtsexperte der Arbeiterkammer, zu bedenken. Man lehne einen Zwölf-Stunden-Tag ab, es gebe mehr Burnout-Fälle und Rekordarbeitslosigkeit. Es sei zu überdenken, 300 Mio. Überstunden wegbringt und die Beschäftigung erhöhe, so Lechner.

Auch der Arbeitsmediziner Christian Angerschmied ist skeptisch. Man können tendenziell davon ausgehen, wenn man länger arbeite, steigen Unfallgefahren, die Konzentration lasse nach, man brauche mehr Pausen, um sich zu regenerieren, so Angerschmied.

Pacher: Nachteil für Ältere

Für Jutta Brandhuber von der Gewerkschaft der Privatangestellten geht es nicht ohne 6. Urlausbwoche für ältere Dienstnehmer. Wenn man über Arbeitszeitmodelle spreche, solle man auch über eine sechste Urlaubswoche reden. Wo bleibe die Flexibilität der Wirtschaft, fragte Brandhuber. Die Forderung könnte für ältere Arbeitnehmer zum Nachteil werden, sagte Franz Pacher, Präsident der Wirtschaftskammer. Eines der großen Themen seien die Kosten für ältere Mitarbeiter. Kommen noch eine sechste Urlaubswoche dazu, sei das eine weitere Ausgrenzung dieser Altersgruppe, so Pacher.

Ronald Rabitsch ist Diplomkrankenpfleger am Klinikum Klagenfurt und arbeitet jetzt schon regelmäßig zwölf Stunden am Tag. Für ihn kein Problem, sofern die Voraussetzungen dafür stimmen, sagte er. Es müsse sicher sein, dass man danach ausreichend Ruhezeit habe. Wie in seinem Fall nach einem Nachtdienst einen Schlaftag und zwei Tage frei. Es müsse genug Freizeit geben und die Teamarbeit passen.

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