Geschichte(n) nicht angepasster Frauen

Die Villacher Frauen stehen im Mittelpunkt des Buches „Drautöchter“ von Alexandra Schmidt. Frauengeschichte und Frauengeschichten von 1600 bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts von Frauen, die „aus der Reihe“ tanzten.

„Es gab immer wieder Frauen, die aus der Reihe getanzt sind“, das macht Alexandra Schmidt mit ihrem Buch „Drautöchter“ auf beeindruckende Art und Weise sichtbar. Es geht der Historikerin aber nicht nur um die Frauen, die aus der Reihe tanzten, sondern auch um ganz normale Frauenleben und darum, eine Lücke in der Kärntner Geschichtsschreibung zu schließen.

Sendungshinweis:

Servus Srečno Ciao, 8. März 2013

Brief aus Gestapo-Haft: Alles wird gut

Einfach zu finden sind die Spuren der Frauen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert nicht, das zeigt zum Beispiel das Schicksal von Maria Dornik. Die Jüdin lebte seit 1920 in Villach. 1938 wurde sie denunziert, inhaftiert und starb schließlich 1942 im Konzentrationslager Auschwitz, sagte Alexandra Schmidt: „Das einzige, was sie hinterlassen hat ist der Abschiedsbrief an ihren Mann, den sie aus dem Gefängnis, der Gestapo-Haft in Villach, geschrieben hat. Das ist das Berührende an der Geschichte, wie sie schreibt, wir werden uns wiedersehen, alles wird gut.“

Drautöchter

Verlag Heyn

Mathilde Martens

Mathilde Martens ging ihren Weg

Je weiter man in die Vergangenheit zurückgeht, desto sichtbarer wird, dass die Geschichtsschreibung bis ins 20. Jahrhundert etwas Wichtiges immer wieder vergessen hat - die Frauen. Jahrhundertelang sah das Frauenbild vor allem zwei Rollen vor, Hausfrau und Mutter. Diesem Bild entsprach zum Beispiel die Malerin Mathilde Martens im 19. Jahrhundert ganz und gar nicht.

„Sie hat sich über alle Konventionen hinweggesetzt und ist ihren Weg sehr straight gegangen, das muss man sagen. Sie hat sich scheiden lassen, hat ein uneheliches Kind bekommen, ist nach Wien gegangen mit drei ihrer Kinder, hat dort als Restauratorin gearbeitet. Das war alles andere als üblich Ende des 19. Jahrhunderts für eine bürgerliche Frau.“

Zu erfolgreich: Als Hexe denunziert

Anna Neumann, die im 17. Jahrhundert lebte, war eine der erfolgreichsten und reichsten Unternehmerinnen im österreichischen Raum und insgesamt sechs Mal verheiratet, so Schmidt: „Das hat Neider auf den Plan gerufen. Man hat versucht, sie in zwei Hexenprozesse zu verwickeln. Das ist nicht gelungen, weil sie zu mächtig war. Sie ist gar nicht selbst vor Gericht erschienen, sondern hat das im Vorfeld abgewendet.“

Drautöchter Anna Neumann

Verlag Heyn

Anna Neumann

Ihre Geschichte und die Geschichten vieler anderer Frauen werden mit dem Buch „Drautöchter“ sichtbar. Nicht nur ein Buch für den Frauentag, meinte Schmidt: „Alice Schwarzer hat ein wunderbares Zitat dazu gebracht, sie hat gesagt, ‚warum machen wir nicht aus diesem einen Frauentag 365 Tage für Menschen - Männer wie Frauen‘.“

Das Buch „Drautöchter“ ist im Verlag Heyn erschienen. Präsentiert werden die Villacher Frauengeschichte(n) Freitagabend (8. März) in Villach. Alexandra Schmidt lebt seit 1997 als freiberufliche Historikerin in Villach.