Handkes „Immer noch Sturm“ auf der Bühne
Peter Handkes Text sieht auf den ersten Blick im Buch nicht anders aus als eine Erzählung oder ein Roman. Ein sehr vielschichtiger Text über die Kärntner Vergangenheit, die Geschichte einer zweisprachigen Familie im Jauntal. Junge Männer, die im Zweiten Weltkrieg als Soldaten fallen, Bruder und Schwester, die zu den Partisanen gehen, die Suche nach der eigenen Identität, nach der eigenen Sprache.
Für Bernd Liepold-Mosser ist „Immer noch Sturm“ ein sehr politisches Stück. Politisch heiße hier aber auf keinen Fall tagespolitisch: „Die Kärntner Tagespolitik mit ihren Untiefen ist in diesem Stück nicht Thema. Es geht um die Frage der Identität und den Umgang mit der slowenischen Sprache.“
Schwer für die Bühne zu adaptieren
Bernd Liepold-Mossers Bühnenfassung für die neue bühne villach ist mit zweieinhalb Stunden halb so lang wie die Uraufführung in Salzburg.
Der Kärntner Regisseur konzentrierte sich auf die Dialoge und verzichtet fast ganz auf das Erzählen. Im Original ist Handkes Text über 160 Seiten lang.
Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagsjournal,
21. September 2012
Ein Text, der sich nicht einfach auf die Bühne bringen lässt, sagt Bernd Liepold-Mosser: „Die Umsetzung für das Theater ist schon sehr schwierig. Für den Hauptdarsteller ist es ein sehr eifersüchtiger Text, weil er kaum etwas anderes zulässt, weil Aktionen den Text niedertrampeln. Eine Balance zwischen Spiel und Textwiedergabe ist eine eigene Aufgabe. “
Peter Handke schrieb kein einfaches Stück, aber eines mit dem die Auseinandersetzung lohnt. Einfache Antworten gibt es hier genau so wenig wie einfache Fragen. Und ein Happyend ist weit und breit nicht in Sicht - frei nach dem Motto „Immer noch Sturm“. Weitere Aufführungen sind an der neuen bühne villach noch bis 13. Oktober zu sehen.