Voyeure, aufgepasst: „Unscharfe“ Fotografien

Ab 10. Juli findet in Klagenfurt das World Bodypainting Festival statt. Die perfekte Einstimmung kommt von der Fotogruppe „Unscharf“. Sie zeigen Impressionen aus dem letzten Jahr unter dem Titel „Blickwechsel“.

Alljährlich sind hunderte Fotografen beim World Bodypainting Festival zugegen. Im letzten Jahr zückten elf Fotografen auf Einladung der Klagenfurter Stadtgalerie ihre Kameras, die Ergebnisse sind ab Donnerstag in einer Ausstellung im Raum für Fotografie zu sehen.

Bodypainting

Hanno Kautz

Halbverwandelte Wesen und skurrile Momente

Charakteristisch für den „Blickwechsel“ der Unscharfen ist, dass die Arbeit der Fotografen selbst - etwa in der Arbeit von Martin Messner - in den Mittelpunkt rückt. Gerhard Maurer z.B. haben vor allem die Menschen hinter der Farbe interessiert, „wenn derjenige noch nicht fertig geschminkt ist, aber schon ein bisschen kostümiert - dann begegnet man noch dem Menschen, der vielleicht gerade in dieser halbverwandelten Form viel mehr Rätsel und Fragen aufwirft, als später. Das bedeutet, eine Porträtfotografie zu machen, die schon mit einem Gegenüber zu tun hat, und dieses als vielleicht fragiles Wesen zu zeigen. Zum anderen muten manche Szenerien auch ein bisschen skurril an.“

Der Voyeur tut sich nicht schwer

Skurrile Momente fing auch Manu Lasnik in ihren Fotos ein. Sie beobachtete die Besucherinnen und Besucher. „Das war sehr witzig - es hat etwas von Voyeurismus, wenn ins Zelt hereingespechtelt wird - egal, ob ein Mann oder eine Frau geschminkt wird. Bei letzteren verweilen Männer gerne ein bisschen länger. Die Frauen, die schauen, sind immer etwas peinlich berührt gewesen und schnell vom Zelt weggegangen. Das fiel mir auf.“

Bodypainting

Manu Lasnik

Posierende Models werden „abgeschossen“

Auch Hanno Kautz haben die Models selbst weniger interessiert als die Atmosphäre auf dem Festivalgelände: „Es gab Momente, als die fertig bemalten Models sich vor der Posingwand präsentieren und in wenigen Metern Abstand eine Horde Fotografen mit riesigen Teleobjektiven auf diese Menschen schießen. Die Modells werden also an die Wand gestellt und mit der Kamera abgeschossen.“

Die UNSCHARFEN (sind)

Christian Brandstätter, Andrea Hlatky, Hanno Kautz, Manu Lasnik, Astrid Sophia Liebhart, Gerhard Maurer, Martin Messner, Verena Schellander, Christian Otto Wissounig, Gudrun Zacharias, Uroš Zavodnik.

Ganz verschiedene Sichtweisen des World Bodypainting Festival zeigt der Katalog der Unscharfen. Ein sehr gelungener Blickwechsel. Besonders berührend ist ein Foto von Andrea Hlatky: Rot angemalte Hände in Großaufnahme vor einem blassen, unscharfen Körper.

Bodypainting

Andrea Hlatky

Was nicht zu übersehen ist

Der Katalog zur Ausstellung ist ganz einfach nicht zu übersehen: Pink! hat Gudrun Zacharias sehr bewusst ausgewählt: „Wir haben am Cover eine Lochbohrung vorgenommen, damit man einen halbnackten Hintern rausblitzen sieht. Das ist eigentlich auch angelehnt an das Voyeuristische des Bodypainting Festivals, ich behaupte, dass dieses doch einiges an Voyeurismus mit sich bringt.“

Das Design des Buches findet sich auch in der Ausstellung wieder. Christian Brandstätter: „Wir haben Schachteln gebaut, die innen beleuchtet sind und man das Foto sieht, wenn man durch ein Loch durchschaut. Diesen Voyeurismus können Galeriebesucher im Raum für Fotografie dann selber nacherleben.“

Bodypainting Buch Cover Die Unscharfen

Die Unscharfen

„Flüchtige Malerei auf lebendigem Untergrund“

Literaturwissenschaftlerin Doris Moser schreibt: „Bodypainting ist eine Kunstform aus Fertigkeit und Phantasie, Body-Art, fluide, flüchtige Malerei auf lebendigem Untergrund. Body-Art ist die Übermalung eines Körpers, ein Körperbild auf einem Körper, ein doppelter Körper also. Mit dem und durch den Körper dem Körper entrückt, zeigen die übermalten Menschen aber keinen anderen oder neuen Körper. Sie setzen den gewachsenen Naturkörper und den gemalten Kunstkörper in eins, zeigen, was sie sind, indem sie für einen vergänglichen Moment zu dem werden, was sie sonst nicht sind: Kunstwerke. Das Darunter bleibt, indem es übermalt, verborgen wird, als Ahnung erhalten, nicht zu übersehen, nicht wegzudenken. Doch was davon lässt sich mittels Fotografie sichtbar machen?“

Information zur Ausstellung

Eine Antwort auf diese Frage kann vielleicht die Ausstellung liefern: Eröffnet wird diese am 28.Juli um 18.30 Uhr im Raum für Fotografie in Klagenfurt. Die Ausstellung kann zudem am 29.06./02.07./13.07. jeweils von 16.00 bis 20.00 Uhr und am 30.06. von 10.00 bis 14.00 Uhr sowie nach Vereinbarung besichtigt werden.

Wo: Raum für Fotografie, St. Ruprechterstrasse 10, 9020 Klagenfurt

Zu sehen sind die Arbeiten von den elf Unscharfen, wie sie sich selbst nennen, und von Malte Wandel, der im letzten Jahr Preisträger des Fotostipendiums des Landes Kärnten war.