Kinderchirurg soll Buben missbraucht haben

Ein Kinderchirurg wird wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes angeklagt. Der Mann, der im Klinikum Klagenfurt tätig war, aber mittlerweile entlassen wurde, soll sich 2016 während einer Untersuchung an einem Zwölfjährigen vergangen haben.

Die Mutter des Kindes zeigte den Fall an, die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hatte ermittelt und Anklage erhoben. Sie wirft dem Kinderchirurgen sexuellen Missbrauch von Unmündigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses vor. Der damals zwölf Jahre alte Bub war im April 2016 mit starken Bauchschmerzen ins Eltern-Kind-Zentrum (Elki) gekommen. Während die Mutter mit der Krankenschwester die Formalitäten erledigte, soll der Arzt das Kind im selben Raum hinter einem Paravent untersucht haben.

Dabei soll sich der Mediziner laut Anklageschrift an dem Buben vergangen haben. Bekannt wurde der Vorfall erst eineinhalb Jahre später. Als der Bub neuerlich ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wollte er weder ins Elki gebracht, noch von einem Mann untersucht werden.

Bereits anonyme Hinweise

Schließlich vertraute er sich seiner Mutter an und die brachte den Fall ins Rollen. Der Kinderchirurg wurde mit sofortiger Wirkung entlassen. Im Zuge dessen stellte sich dann heraus, dass es gegen den Angeklagten bereits eine anonyme telefonische Anzeige gegeben hatte und ihm intern bereits vorgeworfen worden war, zu häufig Genitaluntersuchungen bei Minderjährigen durchzuführen. Eine angebotene Therapie habe er abgelehnt.

Arzt arbeitete weiter

Vertreten werden der mittlerweile 14 Jahre alte Bub und seine Mutter von Rechtsanwalt Georg Schuchlenz. Er kann nicht verstehen, dass der Arzt bis zum Bekanntwerden des Falls weiterarbeiten durfte: „Was mich so erzürnt, ist, dass es zu solchen Vorfällen kommen konnte. Wir wissen seit der Causa Wurst, ein Arzt hat mit einer Krankenschwester zu untersuchen. Aus dem Strafakt ergibt sich, dass der Arzt Krankenschwestern sogar weggeschickt hat und vorwiegend Buben untersucht hat. Die Fakten sprechen dafür, dass man nachlässig war.“

Vom Klinikum Klagenfurt gibt es zu dem Fall wegen des laufenden Verfahrens keine Stellungnahme. Der Anwalt des Arztes sagte, sein Mandant werde zu Unrecht kriminalisiert und vermutet eine Übersensibilisierung auf Seiten des Buben. Der Bub ist seither in psychologischer Behandlung. Für den Mediziner, der mittlerweile außerhalb Kärntens tätigt ist, gilt die Unschuldsvermutung.

Die Causa Franz Wurst

Der Fall von Franz Wurst wurde im Jahr 2000 nach dem Tod von dessen Ehefrau bekannt. Sie wurde vom Patensohn des Kinderpsychiaters Wurst ermordet, in seiner Aussage belastete er den Arzt schwer. Der damals 78 Jahre alte Primarius wurde elf Tage nach dem Mord an seiner Frau festgenommen, über viele Jahre hatte er kleine Patienten missbraucht. Wurst wurde zu 17 Jahren Haft verurteilt, das Land zahlte den Opfern Entschädigungen. Wurst starb 2008 in einem Pflegeheim, nachdem er wegen des schlechten Gesundheitszustands vorzeitig aus der Haft entlassen worden war.