Turmfalkenbabys als Fernsehstars

Auf dem Klagenfurter Stadtpfarrturm lebt eine Turmfalkenfamilie, die drei Jungen sind rund drei Wochen alt. Sie sind Teil der Dreharbeiten für eine neue „Universum“-Dokumentation des ORF über Gartenvögel.

Gute vier Wochen werden junge Turmfalken von den Eltern gefüttert, bis sie flügge werden. Wie alt ein Küken ist, könne man am Eizahn sehen. Damit durchstoße der Jungvögel beim Schlüpfen die Eischale, danach falle der Zahn aus. „Solange ein Küken diesen Zahn noch hat, ist er nicht älter als drei Tage“, so der Ornithologe Leander Khil vom Nationalpark Neusiedler See.

Turmfalken NUR FÜR DIESEN BEITRAG VERWENDEN

Leander Khil

Zwei Wochen alte Küken im Nest im Stadtpfarrturm

Zu dieser Zeit sind ihre Augen kaum geöffnet und sie sehen fast nichts. Turmfalken sind Nesthocker, deshalb kommen sie nur wenig entwickelt zur Welt: „Sie haben nur ein dünnes Flaumgefieder, schneeweiße Daunen. Sie liegen viel, piepsen, sind eher lethargisch und suchen die Nähe zueinander.“ Die erste Woche verbringt die Mutter bei den Jungen und füttert sie. Das Männchen beschafft die Nahrung, füttert sein Weibchen und das Weibchen gibt Nahrung an die Jungen weiter.

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Dreharbeiten Turmfalken

Mario Kreuzer und sein Team durften die Jungvögel nicht stören.

Anpassungsfähige Speisekarte

Mäuse sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrung. Im Sommer stehen auch größere Insekten wie Heuschrecken, Grillen oder große Käfer auf dem Speiseplan. Das Nahrungsspektrum ist vielfältig und richtet sich nach dem Angebot. Turmfalken sind sehr anpassungsfähig so Khil: „Wenn ein Turmfalke keinen Zugang zu Wiesen oder Ackerflächen hat, ist der Anteil von Mäusen in der Nahrung kleiner. Dafür frisst er kleinere Vögel. In der Stadt sind sie oft spezialisierter, fressen junge Tauben oder auch einen Spatzen.“

Turmfalken NUR FÜR DIESEN BEITRAG VERWENDEN

Leander Khil

Die Jungen gedeihen gut im Nest hoch über Klagenfurt

Turmfalken brüten nicht nur in Kirchtürmen, sondern suchen sich in der Kulturlandschaft hohe Bäume. Sie bauen selbst jedoch kein Nest und müssen daher eine vorhandene Struktur beziehen. Im Kulturland seien das vor allem Krähen- oder Elsternnester, so Khiel, aber auch verlassene Horste von Mäusebussarden kommen in Frage. Auch in Felsnischen nistet sich der Turmfalke gerne ein.

Turmfalke Dreharbeiten

Mario Kreuzer

Dreharbeiten von einem Versteck im Gebälk aus

Eltern lehren Junge das Jagen

Sie brüten einen Monat, einen weiteren bleiben die Jungen im Nest, dann werden sie flügge. Das bedeutet jedoch noch nicht die Unabhängigkeit. Die Jungvögel werden noch von den Eltern unterstützt, zum Beispiel lernen sie das Jagen: „Erst, wenn das funktioniert, fliegen die Jungen ihre eigenen Wege, der Familienverband löst sich auf.“ Die Altvögel kann man derzeit in der Altstadt von Klagenfurt gut sehen, sagt der Ornithologe, sie seien rund um den Turm unterwegs.

Turmfalke Jungtier

APA/dpa/lby/Patrick Pleul dpa/lby

Junger Turmfalke

Teil einer TV-Dokumentation

Sehen kann man die Turmfalkenfamilie vom Stadtpfarrturm auch in einer ORF Universum-Folge, die 2020 ausgestrahlt wird. Ein wenig haben sich die Turmfalken jedoch ins Bild gedrängt, da sie zuerst im Film über Gartenvögel nicht vorgesehen waren, sagte Filmemacher Mario Kreuzer aus Klagenfurt. „Wir werden sie auf jeden Fall einbauen, denn sie gehören zum Garten. Es werden auch Räuber vorgestellt, Haupträuber ist die Katze aber auch Sperber oder eben Turmfalken.“

Turmfalke Dreharbeiten

Mario Kreuzer

Ausgewachsener Turmfalke im Flug

Sowohl für Mario Kreuzer als auch für Leander Khil war es wichtig, dass die Vögel in Ruhe gelassen werden. Die Turmfalken wurden aus einem Versteck gefilmt oder die Kamera nimmt automatisch auf. Besonders in den ersten Tagen durften die Turmfalkenbabys nicht gestört werden, so Kreuzer. „Wir waren kurz nach dem Schlüpfen dabei, jetzt sind sie kräftig und gut genährt. In der Zeit, in der ich im Versteckt beim Nest war, habe ich gut sehen können, dass das Männchen Mäuse bringt.“

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