Obstbauer wegen Bienensterbens vor Gericht

Ein Kärntner Obstbaumeister hat sich am Freitag wegen vorsätzlicher Gefährdung der Umwelt vor Gericht verantworten müssen. Durch verbotene Spritzmittel habe es ein Bienensterben gegeben. Der Prozess wurde zur Ladung weiterer Zeugen vertagt.

Begonnen hatte das Bienensterben bei zwei Imkern am 1. Mai 2017, hieß es von der Staatsanwaltschaft, vertreten durch Staatsanwältin Tina Frimmel-Hesse. An diesem Tag hatte der Obstbaumeister seine Bäume im Lavanttal gespritzt. Mit welchen Mitteln er das tat, trug der Angeklagte, der ohne Verteidiger zur Verhandlung gekommen war, wortreich vor. So habe er Zwetschken- und Kirschenbäume, die bereits abgeblüht gewesen seien, mit dem für Bienen gefährlichen Dursban 480 behandelt - allerdings ganz früh am Tag und noch dazu bei einer Temperatur, bei der noch keine Bienen unterwegs gewesen seien.

Obstbauer Prozess Bienensterben Lavanttal

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Der Obstbauer kam ohne Anwalt

„Auflagen eingehalten“

Später am Tag wurden dann die teilweise noch blühenden Äpfel- und Birnenkulturen gespritzt, allerdings mit Mitteln, die für Bienen nicht gefährlich seien. Der 47-Jährige bekannte sich vor Gericht nicht schuldig: „Die Auflagebestimmungen sind absolut eingehalten worden, es hat keine blühenden Unterkulturen und keinen Bienenflug gegeben. Ich schließe deshalb absolut aus, dass ich es nicht konform angewendet habe“, sagte der Mann. Auf die Zahl der betroffenen Bienenvölker hingewiesen, sprach er wörtlich von einer „Intrige“, er kenne auch Imker in der Nähe seines Obstbaubetriebes, die kein Bienensterben zu verzeichnen gehabt hätten.

Bienengefährlicher Wirkstoff nachgewiesen

Auf den Apfelbäumen des Obstbaumeisters sei der bienengefährliche Wirkstoff Chlorpyrifos nachgewiesen wurden, der etwa im Mittel Dursban 480 enthalten ist, teilte ein Privatbeteiligtenvertreter mit, der einen geschädigten Imker vertrat. Das rechtfertigte der Angeklagte erst damit, dass es sich um Restbestände handeln könnte, denn bereits im März habe er den Wirkstoff ausgebracht. Später meinte er dann, dass auf einer seiner Parzellen eine Reihe von Zwetschkenbäumen neben Apfelbäumen steht: „Da ist dieser Wert bei Apfelbäumen durchaus realistisch, wenn daneben Steinobst gespritzt wird.“ Es sei dann möglich, dass das Spritzmittel „abdriftet“.

Bienen laut Imker vergiftet

Wie dramatisch das Bienensterben gewesen sei, sagten die beiden betroffenen Imker aus: „Am Vormittag habe ich gemerkt, dass die Bienen immer lauter werden, es hat einfach etwas nicht gestimmt“, sagte ein Imker, bei dem laut eigener Aussage 42 Bienenvölker betroffen waren. Die Insekten seien aggressiv gewesen, die Wächterbienen hätten Flugbienen nicht mehr in die Stöcke gelassen. „Am nächsten Tag war dann alles schwarz vor lauter toter Bienen.“

„Sterben dauerte tagelang“

„Bei ihnen waren die Rüssel aufgefächert und ihre Körper verkrümmt, also eindeutig Anzeichen für eine Vergiftung.“ Tagelang hatte das Sterben gedauert, sagte auch die betroffene Imkerin mit 52 Bienenstöcken, es habe ein Jahr lang gedauert, bis sich ihre Völker wieder richtig erholt hätten. Sie fordert 20.800 Euro von dem Angeklagten, ihr Kollege 16.800 Euro. Die beiden begründeten das mit dem Schaden durch die entgangene Honigernte.

Richterin Michaela Sanin vertagte schließlich die Verhandlung. Sie soll im Juli mit Zeugenaussagen und der Erörterung eines Gutachtens fortgesetzt werden. Der Fall war im November auch Thema in der ORF-Sendung „Bürgeranwalt“. Der betroffene Obstbauer und sein Sohn trafen dabei auf einen Imker und einen Biologen.

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