HIV-Heimtest als Herausforderung für Apotheken

In den österreichischen Apotheken werden ab Sommer HIV-Heimtests rezeptfrei zu kaufen sein. Für die Apotheken eine Herausforderung, gilt es doch, begleitend auch Beratung anzubieten.

Im Mai wurden die Heimtests vom Gesundheitsministerium bewilligt. Alle in Frage kommenden Test funktionieren gleich: Eine geringe Menge Blut wird auf die Messvorrichtung aufgebracht. Rund 15 Minuten soll es dann dauern, bis das Ergebnis angezeigt wird. Allerdings macht der Selbsttest erst einige Wochen nach einer etwaigen Infektion Sinn.

Apothekerkammer und Aidshilfe sehen die HIV-Selbsttests trotz einiger Herausforderungen positiv. Wie stark die Nachfrage nach den Tests sein wird, sei noch unklar. Sie werden jedenfalls ausschließlich in der Apotheke erhältlich sein, das ist neu für ein Medizinprodukt in Österreich. Der Preis für die Tests steht noch nicht fest.

Derzeit werden Tests geprüft

Der HIV-Selbsttest wird noch im Sommer in den Apotheken erhältlich sein, das Gesundheitsministerium entschied sich gegen den Onlineverkauf und den Vetrieb in Drogeriemärkten.

Mit Juni, wie es sich das Gesundheitsministerium wünscht, werde es sich aber sicher nicht ausgehen, sagt Jutta Polligger-Juvan, die Vizepräsidentin der Apothekerkammer Kärnten. Denn noch sei einiges zu klären: „Wir müssen klären, welche Test sich eignen und welche Hersteller und Großhändler sie anbieten.“ Dabei werden auch Experten zu Rate gezogen, etwa die Aidshilfe.

Für die Mitarbeiter der Apotheken werde es noch Schulungen zur Durchführung des Tests geben, so Polligger-Juvan. Auch weitere Informationsmaßnahmen für die künftigen Käufer des Tests, wie eine Broschüre und eine Telefon-Hotline, sind geplant.

Aids-Hilfe vermisst psychologische Betreuung

Wichtig sei natürlich die richtige und genaue Handhabung des Tests, sagt Günther Nagele, Leiter der Aids-Hilfe Kärnten. Problematisch sieht Nagele auch, dass die Testperson mit einem möglicherweise positivem Testergebnis alleine ist. Bei der Aids-Hilfe gebe es, wenn nötig, eine psychologische Betreuung, „etwas Ähnliches müsste es auch beim Selbsttest geben. Auf diese Verantwortung müssen die Apotheken vorbereitet sein.“

Frühe Diagnose sehr wichtig

HIV kann laut Nagele nur endgültig besiegt werden, wenn sich mehr Menschen testen lassen. Die Schnelltests seien aber ein Schritt in die richtige Richtung, eine frühe Diagnose sehr wichtig. Denn eine HIV-Diagnose ist heute kein Todesurteil mehr. Bei früher Diagnose, verbunden mit der Behandlung, ist eine hohe Lebenserwartung bei guter Lebensqualität möglich - mehr dazu in Normale Lebenserwartung mit HIV-Infektion.

Das HI-Virus (Humanes Immundefizienz Virus) führt zu einer Schwächung des Immunsystems. Bricht die Krankheit unbehandelt aus, spricht man von AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome). Das Virus wird von infizierten Menschen durch Körperflüssigkeiten übertragen, meist durch Sex oder gemeinsam benutzte Spritzen.

Links:

• Aids-Hilfe Kärnten
• HIV-Neudiagnosen fast verdoppelt (kaernten.ORF.at, 12.2.2017)