Burg in Friesach nimmt Formen an

30 bis 40 Jahre, so lange wird es wahrscheinlich noch dauern, bis die Burg, die gerade in Friesach nach mittelalterlichen Methoden gebaut wird, fertig ist. Ein Drittel ist bereits geschafft, einen Teil des Turms kann man schon bewundern.

„Eintritt nur mit Führung“ oder „Betreten der Baustelle verboten“ ist am Zaun zu lesen, der die Burgbaustelle von der „Gegenwart“ trennt. Bis zu diesem Zaun dürfen die Rohmaterialien geliefert werden, ab hier übernehmen dann Noriker-Pferde mit Fuhrwerken das Holz, Steine und den Schotter und führen die Materialien hinauf zur Baustelle. Denn Ziel des Forschungsprojektes ist, die Burg nur mit alten Handwerksmethoden zu errichten.

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Die mittelalterliche Baustelle fasziniert auch viele Besucher

Bisher 1.400 Tonnen Stein verarbeitet

Hinter dem Zaun beginnt also das Mittelalter. Gerald Krenn ist der Projektleiter oder wie man im Mittelalter gesagt hätte, der Magister Operis. Krenn teilt die Mitarbeiter ein, entscheidend sei es, das jeder seinen Arbeitsrhythmus findet. „Man arbeitet mit der Hand und der eine macht eben vier oder fünf Steine am Tag, der andere schafft nur zwei.“ Ein Drittel dürfte bereits hinter den fleißigen Arbeitern liegen, mehr als 1.400 Tonnen Stein wurden bereits verarbeitet.

Burgbau Friesach

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Schon im letzten Jahr war der Grundstock für den Turm gelegt

Turm der Burg wächst in die Höhe

Die Fortschritte sind bereits gut erkennbar. Krenn: „Wir haben jetzt das erstes Objekt eines Ensembles. Zuerst wird der Turm errichtet, der einen Wohncharakter hat.“ Zehn Meter Durchmesser hat der quadratische Turm, 18 bis 20 Meter soll er hoch werden. Was jetzt bereits sichtbar ist, damit habe man erst 2013 begonnen, sagt Krenn. Die Maurer beginnen meist erst Mitte oder Ende Mai mit den Arbeiten, da der Kalkmörtel wärmere Temperaturen benötigt. Gemauert werden kann dann bis circa Ende September, immer abhängig von den Witterungsverhältnissen.

Burgbau Friesach

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Stein für Stein wird händisch gearbeitet

Ungefähr 200 Steine werden für eine Lage des Turms gebraucht, 1.000 Steine für einen Meter Turm. Bei gutem Steinmaterial kann ein Steinmetz rund vier Steine am Tag bearbeiten. „Da man sich ausrechnen, wie lange es dauert, bis wir an Höhe gewinnen. Dazu kommen dann noch die ganzen Zimmermannsarbeiten“, so Krenn. Wichtig sei auch eine Kombination aus altem Gerüst und moderner Sicherheit. „Leichter wäre es natürlich einen Helikopter zu holen, dann könnten wir die Steine in einer halben Stunde hoch heben“, so der Projektleiter.

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Modell der fertigen Burg

Burgbau mit modernen Arbeitszeiten

In den Sommermonaten herrscht auf der Burgbaustelle Hochbetrieb. Bis zu 30 Mitarbeiter sind sieben Tage die Woche im Einsatz. Allerdings nicht wie im Mittelalter, als man von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet hat, die Arbeiter haben eine normale 38-Stunden-Woche. Die Arbeiten laufen nach einem bestimmten Schema ab.

Jeder Stein wiegt 100 Kilo

Die Steine kommen aus dem Metnitztal und werden im Lager vorgebrochen, damit sie handlicher für den Transport zur Burg sind. Für die Steinbrecharbeiten ist Siegfried Hoder zuständig. „So ein Stein wiegt gut 100 Kilo, er wird mit dem Kran bzw. Ladebaum gehoben. Er hat keinen Motor, sondern eine Kurbel, die von Hand betätigt wird“, so Hoder. Einen so schweren Stein zu brechen, das ist nicht einfach. „Dafür gibt es eigene Werkzeuge, einen Spaltschlegel und dann wird voll draufgehauen“, so Hoder. Nach dem fünften oder sechsten Mal sollte der Stein dann in der Mitte durchbrechen. „Am Anfang war es schon schwierig in die Arbeit reinzukommen, aber mit der Zeit wird es zur Routine“, so Steinmetzin Stefanie Granig.

Burgbau Friesach

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Steinmetze bearbeiten die schweren Steine

Neben den Steinen wird auf der Burgbaustelle auch Holz verarbeitet. Die Holzbehauer schlägern Fichten aus dem Nachbarwald, dann werden sie händisch mit dem Behaubeil zu Kanthölzern geschlagen, die dann für den Turm oder andere Gebäude verwendet werden.

Nägel werden geschmiedet

Jedes Werkzeug und Hilfsmittel wird selbst angefertigt, so auch die Nägel. „Da muss man einmal wärmen, dann wird zuerst der Kopf des Nagels gemacht, dann wird wieder gewärmt und man macht den Spitz. Das dauert ein paar Minuten pro Nagel“, so Schmied Werner Gradnig. In der Fabrik ginge das natürlich viel schneller, von der Aufmachung her können die modernen Nägel aber nicht mit den handgefertigten mithalten.

Burgenbau Friesach

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Das Wetter spielt nicht immer mit

Ein wichtiger Faktor beim Burgbau ist natürlich das Wetter. „Wir haben heuer im Winter beispielsweise sehr viel Schnee gehabt, da waren die Arbeiten eingeschränkt. Es wurde mit offenen Feuerstellen gearbeitet“, so Projektleiter Krenn. Im Frühjahr und in den Sommermonaten seien vor allem die Gewitter ein Problem. Sicherheit geht dann vor, die Mitarbeiter müssen die Baustelle verlassen.

Reise in eine andere Zeit

Bis die Burg feierlich eingeweiht werden kann, wird es noch mindestens 30 Jahre dauern. Eine Baudauer, die in der heutigen Zeit kaum mehr vorstellbar ist. Während dieser Zeit kann man auf der Burgbaustelle in Friesach weiterhin in eine längst vergangene Zeit eintauchen.

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