Infineon: Milliardeninvestition in Villach

Der Technologiekonzern Infineon erweitert den Standort Kärnten kräftig. Die Unternehmensleitung kündigte am Freitag an, dass 1,6 Milliarden Euro für ein neues Chipwerk in Villach reserviert wurden. In der ersten Phase entstehen 400 neue Arbeitsplätze.

Mit prominenter Besetzung lud der Halbleiterkonzern am Freitag in Wien zu einer Pressekonferenz. Neben Vorstandschefin Sabine Herlitschka und Vorstandschef Reinhard Ploss waren auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) und Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) vertreten. Dabei wurde angekündigt, dass Infineon den Kärntner Standort in Villach deutlich ausweitet, 1,6 Milliarden Euro sind dafür reserviert. In den kommenden sechs Jahren will Infineon damit Forschung, Entwicklung und Produktion in der Region forcieren – besonders für die Bereiche digitalisierte Mobilität, Energie und Sicherheit.

Infineon wird die Investition nicht alleine finanzieren, das Unternehmen kann mit Förderungen von Bund und EU rechnen. In welchem Ausmaß, ist noch unklar. Auch für den Aufbau der nötigen Infrastruktur solle es finanzielle Hilfe von Bund, Land und Stadt geben.

60.000 Quadratmeter große Fabrik

Durch die vollautomatisierte Fertigung von 300-Millimeter-Dünnwafern sollen bis 2025 rund 400 Arbeitsplätze geschaffen werden. Sofern alle Genehmigungen erteilt werden, ist der Baubeginn für die 60.000 Quadratmeter große Fabrik in der ersten Jahreshälfte 2019 geplant, die Fertigung soll 2021 starten. Bei vollständiger Auslastung liegt das geschätzte zusätzliche Umsatzpotenzial durch die neue Fabrik bei circa 1,8 Milliarden Euro pro Jahr.

Infineon Ausbau Villach Milliardeninvestition

Infineon Austria

So wird der Infineon-Standort nach der Erweiterung aussehen

Schon letzte Woche wurde bekannt, das Infineon in Villach um rund 40 Millionen Euro auch ein neues Forschungszentrum bauen wird – mehr dazu in Land will Infineon-Ausbau unterstützen. Auch hier sollen 350 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen, die ersten davon bereits im kommenden Jahr.

„Perle des Konzerns“ wird ausgebaut

Infineon ist mit einem Marktanteil von 18,5 Prozent laut den Marktforschern von IHS Markit weltweit der größte Anbieter von Leistungshalbleitern. Diese Energiesparchips steuern effizient den Stromfluss in einer Vielzahl von Anwendungen, etwa für Elektroautos, Züge, Windkraft- und Solaranlagen sowie Netzteile für Handys, Notebooks und Rechenzentren.

Infineon Österreich gilt als „Perle“ des Konzerns, der Standort ist das Kompetenzzentrum für Leistungshalbleiter. Mit den Produkten aus der Villacher Fertigung rangiert das Unternehmen weltweit an der Spitze. In Villach wurde die Fertigung von Leistungshalbleitern auf 300-Millimeter-Dünnwafern entwickelt, die dann am Standort Dresden in den vergangenen Jahren ausgebaut wurde.

Regierungssitzung Ausbau Infineon Flughafen

Infineon

Modell des Infineon-Ausbaus

Villach überzeugte mit Kompetenz

Der anhaltende Erfolg der Villacher Produktion sei mit ein Grund gewesen, warum man sich entschieden habe, den Villacher Standort und nicht jenen in Dresden auszubauen, sagte Infineon-Vorstandschef Reinhard Ploss: „Unsere Kunden wünschen sich, dass wir von zwei Standorten aus liefern können und damit Versorgungsicherheit bieten.“ Die globale Nachfrage nach Leistungshalbleitern steigt, nicht zuletzt durch die Digitalisierung, laut Ploss weiter rasant: „Mit der neuen Fertigung in Villach werden wir den zunehmenden Bedarf bedienen.“

Der geplante Ausbau sei Beleg für die Qualität des Villacher Standortes, sagte auch Sabine Herlitschka, Chefin von Infineon Österreich. Eine Kombination aus Kompetenz und attraktiven Rahmenbedingungen habe zur Entscheidung für Villach geführt. Die Investition garantiere eine langfristige Absicherung für den Standort, „das macht uns global zu einem der wettbewerbsfähigsten Halbleiterproduzenten“.

Komplette Infrastruktur wird aufgebaut

In Kärnten wird der Infineon-Ausbau eine Vielzahl von weiteren Investitionen und Bautätigkeiten abseits des neuen Werkes und des neuen Forschungszentrums nach sich ziehen. Denn nun gelte es, für die künftigen Mitarbeiter auch die nötige Infrastruktur wie Wohnräume, Parkflächen, Kindergarten- und Ausbildungsplätze zu schaffen, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Der Infineon-Ausbau sei deswegen – wohl auch in finanzieller Hinsicht - „eine große Herausforderung für Stadt, Land und Bund“. Das Land will dem Konzern zudem mit schnelleren Verfahren entgegenkommen, sie sollen bei wichtigen Infrastrukturprojekten gesetzlich möglich werden.

Auch der Kärntner Bildungssektor wird sich durch die Infineon-Investition gravierend ändern. In Kooperation mit der Fachhochschule Kärnten sollen Studiengänge für die künftigen Infineon-Mitarbeiter angeboten werden. „Wir wollen die Arbeitskräfte natürlich im eigenen Land ausbilden“, sagte Kaiser.

Kaiser: Ein „Turbo-Boost“ für Kärnten

Von der Politik gab es am Freitag euphorische Reaktionen auf die Entscheidung des Konzerns. „Die Freude ist bei allen Beteiligten groß“, sagte Landeshauptmann Kaiser. Die Investition sei ein „Turbo-Boost“, „Kärnten wird Hochtechnologiestandort der Extraklasse.“ „Die beschlossene Investition ist von einzigartiger Größenordnung, und somit ein wirklicher Erfolg für den Standort Österreich und den Technologiesektor in Europa“, sagte Bundeskanzler Kurz.

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