Großkonzerne: Fluch und Segen

Wenn sich internationale Konzerne mit Milliardenumsätzen nach Partnern umschauen oder Firmen aufkaufen, muss das nicht unbedingt schlecht sein. Nicht alle ausländischen Investitionen haben aber positive Effekte. Aus Kärnten gibt es positive und negative Beispiele.

„Wer zahlt, schafft an“, sagt Norbert Wohlgemuth, Wirtschaftsexperte an der Alpen Adria Universität Klagenfurt. Dieses Grundgesetz sei auf regionaler und internationaler Ebene anwendbar. Zum Problem kann das für Kärntner Filialen internationaler Konzerne werden, wenn sich Firmenstrukturen ändern und sich börsennotierte Unternehmen von Sparten trennen.

Je nach Mehrheitsverhältnissen können dann regionale Firmenstandorte bei der Neuausrichtung von Konzernen zum Spielball werden, sagt Wohlgemuth: „Das hat oft nichts mit Gewinn zu tun, ein internationaler Konzern will sich damit neu am Markt positionieren. Firmenbereiche werden dann verkauft, was natürlich für die betroffenen Arbeitskräfte wenig Trost ist.“ Auch bestehe die Gefahr, dass Unternehmen abwandern, nur weil sie in ausländischem Besitz sind. Diese Gefahr, so die Einschätzung des Wirtschaftsexperten, „ist aber nicht besonders groß.“

Strategische Kooperation in Spittal

Eine Neuübernahme gab es in Kärnten kürzlich ins Spittal. Nach 34 Jahren wird die Firma Merck mit 400 Mitarbeitern Teil des amerikanischen Konzerns „Procter & Gamble“- mehr dazu in Neuer Eigentümer für Merck Spittal. Der Konsumgüterkonzern macht Milliardenumsätze und beschäftigt weltweit 95.000 Mitarbeiter. Bis zu drei Milliarden rezeptfreier Vitaminpräparate werden in Spittal im Jahr hergestellt.

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Die Firma Merck wurde vom Konzern „Procter & Gamble“ übernommen

„In der heutigen Zeit kann man nie sicher sein, egal wer der Eigentümer ist“, meint Geschäftsführer Klaus Raunegger zur Übernahme. Die Übernahme durch „Procter & Gamble“ betrachtet er zuversichtlich: „Der Konzern passt strategisch sehr gut zu unserem Können, wir ergänzen uns. Der Konzern braucht unser Know-how.“

Kein „happy end“ für Modine

Ein Kärntner Negativbeispiel war die Firma Modine in Kötschach-Mauthen. Der italienische Eigentümer betrachtete den Standort als nicht mehr rentabel. Hinter dem Eigentümer steht ein börsennotiertes Unternehmen aus den USA mit einem Jahresumsatz von fast zwei Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte der hier beschäftigten Mitarbeiter ist arbeitslos – mehr dazu in Wenige Ex-Modine-Mitarbeiter fanden Jobs.

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Die Modine-Filiale in Kötschach-Mauthen wurde aufgelassen

Grundsätzlich seien Kapitalströme von Konzernen wichtig, um das regionale Wirtschaftswachstum anzukurbeln, sagt Wirtschaftsexperte Wohlgemuth. Problematischer seien so genannte „Mergers & Acquisitions“-Transaktionen, wie Fusionen, Unternehmenskäufe, Übernahmen und Betriebsübergänge. „Auf die Realwirtschaft hat das oft wenig Auswirkung.“

Konzernpartner als „weltweiter Türöffner“

Positiv bilanziert die St. Veiter Greenonetec, der chinesische Gigant Haier übernahm im Vorjahr 51 Prozent der Anteile am Solarunternehmen. „Das war zu hundert Prozent die richtige Entscheidung. Haier ist für uns ein weltweiter Türöffner“, sagt Geschäftsführer Robert Kanduth. In Kürze würden 10.000 Quadratmeter Solaranlagen nach China geliefert.

Um Firmenstandorte abzusichern, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, und da sei die Politik gefordert, sagt Wirtschaftsexperte Wohlgemuth: „Diese Rahmenbedingungen sind für international agierende Unternehmen der wichtigste Faktor.“