Zahl der Demenzerkrankten steigt

Die Zahl der Demenzerkrankten steigt. In Velden entstehen noch heuer 100 zusätzliche Heimplätze für Demenzerkrankte. Das Land bietet kostenlose Beratung in allen Pflegefragen an. Unterstützung gibt es auch bei Selbsthilfegruppen.

Etwa 100.000 Menschen in Österreich haben die Diagnose Demenz, die Zahl der Betroffenen wird sich in den nächsten Jahren verdoppeln. Der Großteil wird zu Hause in den eigenen vier Wänden betreut, oft bis zur Erschöpfung der pflegenden Angehörigen. Hilfe zu holen ist aber keine Schande, sie hilft allen, dem Betroffenen und den Angehörigen. Ab Montag bietet das Land Kärnten eine kostenlose, telefonische Beratung in allen Pflegefragen an.

Demenzzentrum Velden Baubeginn

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In der Diakonie in Harbach leben Demenzerkrankte in kleinen Gruppen

Pflegende oft total überfordert

Demenzerkrankte erleben drei Stadien. Im Stadium der leichten Demenz wird der Alltag zwar beeinflusst, ein unabhängiges Leben ist aber noch möglich. Bei der mittelschweren Demenz ist ein unabhängiges Leben nicht mehr möglich. Die Betroffenen sind auf fremde Hilfe angewiesen. Im Stadium der schweren Demenz können die Patienten Gedankengänge nicht mehr nachvollziehbar kommunizieren.

Im Haus der Diakonie in Harbach bei Klagenfurt leben die Bewohner oft in Kleingruppen, wie in einer Familie, im Haus trifft sich auch eine Selbsthilfegruppe von Angehörigen Demenzkranker. Astrid Brencic aus Klagenfurt erzählte, das sie mit dem Verhalten ihrer Mutter völlig überfordert war. „Oft war mehr Katzenfutter zu Hause, als Essen im Kühlschrank war. Und im Laufe dieser Erkrankung werden die Menschen immer aggressiver. Dann holt man sich Hilfe von Außen und dann wird die erste Hilfsorganisation nicht akzeptiert, dann wird die zweite Hilfsorganisation nicht akzeptiert.“

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Angehörige dürfen eigenes Leben führen

Wolfgang Klose aus Schiefling erzählte, dass die Betreuung zwei, drei Monate ganz gut ging: „Bis ich dann total erschöpft war. 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche musste ich von Morgens bis Abends immer alles alleine machen, was der Mensch so braucht. Das schafft man nicht.“ Inge Eiselt aus Klagenfurt: „Es gibt immer wieder Probleme, wenn meine Mutter nicht weiter gehen will. Dann schmeißt sie den Rollator hin und fängt zu schreien an.“

Sonja Wieser von der Pflegedienstleitung der Diakonie sagte, die Pflegenden hätten auch ein Leben, das sie führen müssen. Die von Demenz betroffenen Eltern oder Partner würden „wohl nicht erwarten, dass ihr euer gesamtes Leben aufopfert“.

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Eine Selbsthilfegruppe trifft sich in der Diakonie

Aggressionen sind Folge der Erkrankung

Eine Empfehlung für den Alltag lautet Zuhören, sagte Hannelore Pacher von der Selbsthilfegruppe Demenz: „Der Kranke wird sich nicht ändern, der Angehörige muss die Sachen annehmen. Darauf kann man die Angehörigen vorbereiten.“ Gerontopsychologin Christine Leyroutz: „Wenn der Patient ständig etwas gegen sein eigenes Befinden tun soll, dann reagiert er natürlich mit Aggression. Das ist dann aber nicht der Patient, sondern das ist die Erkrankung.“

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Eigene Möbel oder die mitgebrachte Katze können helfen

Betreuung hilft Medikamente zu reduzieren

In den Heimen, so lautet eine Schätzung, sind 50 bis 60 Prozent der Bewohner demenzkrank. Wird auf ihre Bedürfnisse eingegangen, dann brauchen sie weniger Medikamente, private Möbel helfen bei der Orientierung. Manchmal kann auch die Katze mit ins Heim übersiedeln.

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Ein Heim mit 100 Plätzen für Demenzpatienten entsteht in Velden

Betreuung rund um die Uhr wichtig

100 zusätzliche Heimplätze entstehen bis Oktober in Velden, mehr als zehn Millionen Euro werden investiert. Geplant ist auch eine ärztliche Betreuung rund um die Uhr, sagte Investor Gerhard Mosser von der AHA-Gruppe: „Eine Betreuung rund um die Uhr ist, glaube ich, ganz wichtig. Das unterstützt das Pflegepersonal. Es ist auch sehr wichtig, dass wir die Leute hier optimal ärztlich betreuen können und nicht wegen jeder Kleinigkeit ins Krankenhaus fahren müssen.“

Es soll ein offenes Haus in Velden werden, das Patienten auch die Möglichkeit bietet, für einige Tage einzuziehen, damit über die beste Betreuung entschieden werden kann.

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