Privatkonkurs neu: 73 Prozent mehr Verfahren

Seit der Privatkonkurs vor sechs Monaten vereinfacht wurde, ist die Zahl der Verfahren stark angestiegen. In Kärnten gab es eine Steigerung von rund 73 Prozent. Für heuer wird mit rund 750 Verfahren gerechnet.

Durch die „Privatkonkursnovelle“ wurde unter anderem das Abschöpfungsverfahren von sieben auf fünf Jahre verkürzt, auch wurde die zehnprozentige Mindestquote beseitigt. Ein halbes Jahr nach der Novelle zog der Alpenländische Kreditorenverband am Montag eine erste Bilanz. Bundesweit nahm die Zahl der Konkurse demnach um 58 Prozent zu.

Kärnten liegt im Mittelfeld. Im Vergleichszeitraum November 2016 bis April 2017 gab es in Kärnten 201 Verfahren, vom November 2017 bis April 2018 waren es nun 347, das ist eine Steigerung von rund 73 Prozent. Den größten Anstieg gab es in Vorarlberg, Tirol und im Burgenland. Den geringsten Anstieg verzeichneten Wien und Salzburg. Der größte Privatkonkurs in Österreich kam im letzten halben Jahr übrigens aus Kärnten: Ein Klagenfurter Ex-Unternehmer muss für seinen ehemaligen Videoverleih für 15 Millionen Euro gerade stehen. Das Verfahren wurde kürzlich eröffnet.

Heuer rund 750 Verfahren zu erwarten

Der derzeitige Anstieg liegt wohl auch daran, dass viele Personen ihr Verfahren im letzten Jahr verzögert haben, um in den Genuss der neuen Regelung zu kommen. Gab es in Kärnten bisher 500 bis 600 Privatkonkurse im Jahr, gab es im letzten Jahr deutlich weniger als 500. Nun steuert Kärnten auf 750 Verfahren für heuer zu, sagt Arno Ruckhofer vom Alpenländischen Kreditorenverband. Langfristig werde sich die Zahl wohl auf 700 Privatkonkurse im Jahr einpendeln.

Die neue Regelung bringe Vorteile für ehemalige Unternehmer mit hohen Schulden, aber auch für einkommensschwache Schuldner, sagte Ruckhofer. Mindestpensionisten müssten zum Beispiel künftig im Monat rund 20 bis 30 Euro zurückzahlen. Bislang war die Mindestquote von zehn Prozent der Schulden bei hohen Schulden oder bei kleinerem Einkommen nicht zu bewältigen.

„Gläubiger sind die Leidtragenden“

Leidtragende der einfacheren Entschuldung seien allerdings nun die Gläubiger, sagt Ruckhofer. Denn die Hemmschwelle bei den Schuldnern sei gesunken: „Früher war ein Schuldner bereit, zumindest 50 Euro im Monat zu zahlen, damit die Gläubiger irgendetwas zurück bekommen. Diese Hemmschwelle fiel nun natürlich. Die Gläubiger müssen nun auch mit einem Totalausfall rechnen.“