Koralmbahn: „Schwimmender“ Tunnel fertig

Am Donnerstag ist der letzte Tunnel der Koralm-Strecke auf Kärntner Seite durchgeschlagen worden, der 650 Meter lange Tunnel in Untersammelsdorf. Er ist auf weichem Seeton errichtet, 1.000 Bohrpfähle, bis zu 38 Meter lang, waren zur Stabilisierung nötig.

Der Untersammelsdorf-Tunnel bei St. Kanzian am Klopeiner See ist der letzte Tunnel der Koralm-Strecke auf Kärntner Seite. Und sein Bau „war eine technische Meisterleistung“, hieß es von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). Dieser Tunnelbau sei einer der schwierigsten der Koralmbahn gewesen, sagte ÖBB-Pressesprecher Herbert Hofer. Denn der Tunnel sei auf schwierigem Untergrund erbaut, nämlich auf Seeton. Die breiige Masse besteht aus feinkörnigen Stillwassersedimenten und stellt Bauverantwortliche immer wieder vor Herausforderungen.

„Der ganze Bereich schwimmt“

„Der ganze Bereich schwimmt quasi, der Tunnel musste auf diese schwimmende Masse aufgebracht werden“, so Hofer. Zur Stabilisierung wurden 1.000 Bohrpfähle mit einer Länge von bis zu 38 Metern durch den weichen Seeton geschlagen, und zwar bis in das darunterliegende Grundgebirge. Die Zwischenräume mussten abgedichtet werden, dazu wurden im Düsenstrahlverfahren 6.000 Säulen in den Boden geschlagen.

Vor dem Bau wurde in Untersammelsdorf ein Versuchsfeld gebaut, dieses brachte die nötigen Erkenntnisse für die Realisierung des Tunnels. Im Juli 2017 wurde mit dem Bau begonnen, neun Monate später, am Donnerstag, erfolgte der Durchstich, 2019 soll der Tunnel endgültig fertig gestellt sein. Der Bau erfolgte laut Hofer bislang „absolut im Zeitplan und Kostenrahmen“.

Fertigstellung der Koralmbahn verzögert sich

Sechs Tunnelbauten wurden mit dem Tunnel in Untersammelsdorf für die Koralmstrecke zwischen Mittlern und Althofen errichtet. „In den nächsten erwarten wir den ersten Hauptdurchschlag im Koralmtunnel“, sagte ÖBB-Vorstandsdirektor Franz Bauer.

Die gesamte Koralmbahn wird aber zwei Jahre später als zunächst angenommen fertiggestellt werden. Das gab Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) erst vor wenigen Wochen bekannt – mehr dazu in Kaiser: „Schiefe Optik“ bei Koralm-Verzögerung. Grund für die Verzögerung seien verschiedene Störzonen in der Geologie des Berges. Die Koralmbahn soll nun voraussichtlich im Jahr 2026 befahrbar sein.

Das Projekt Koralmbahn

Die 130 Kilometer lange Koralmbahn ist Teil des Baltisch-Adriatischen-Korridors. Die Strecke wird nicht nur Klagenfurt und Graz auf kürzestem Wege verbinden, sie soll auch eine wichtige Hochleistungsverbindung Europas werden. Herzstück ist der 33 Kilometer lange Koralmtunnel. An der neuen Hochleistungsstrecke entstehen außerdem zwölf neue Bahnhöfe und Haltestellen und über 100 Brücken.

Links:

• Neue Riesenbohrer für Semmeringbasistunnel (steiermark.ORF.at; 6.4.2018)
• Eröffnung der Koralmbahn verzögert sich bis 2026 (steiermark.ORF.at; 23.3.2018)
• Koralmtunnel: Wieder steckt Bohrer fest (kaernten.ORF.at; 23.11.2017)