Eklat bei Festakt zu 500 Jahre Klagenfurt

Klagenfurt hat am Dienstag mit einem Festakt im Wappensaal das 500-jährige Bestehen der Stadt gefeiert. In seiner Rede sorgte Autor Josef Winkler für einen Eklat, er griff Jörg Haider an, daraufhin verließ der dritte Landtagspräsident Josef Lobnig (FPÖ) den Festakt.

1518 war ein Aufbruch für Klagenfurt, erstmals war es jedem Menschen möglich, frei einzukaufen und mit Produkten zu handeln. Dieser Aufbruch und die Entschlossenheit der Menschen damals solle heute Ansporn sein betonte Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ). Die Politik müsse dringend Antworten auf Zukunftsfragen der Stadt finden, darunter ob es gelingen werde, die Innenstadt in Zeiten des Onlinehandels zukunftsfit zu machen, den Wörthersee mehr einzubinden oder auch den Lendkanal neu zu beleben.

„Städtepartnerschaften immer noch zeitgemäß“

Klagenfurt pflegt 15 Städtepartnerschaften von Nordeuropa bis Südchina und Kanada. Eine der ältesten weltweit ist jene mit Wiesbaden in Deutschland, die 1930 geschlossen wurde. Der Wiesbadener Oberbürgermeister Sven Gerich hob die Bedeutung von Städtepartnerschaften auch im 21. Jahrhundert hervor. Das Modell sei nicht veraltet oder überholt, man brauche in Zeiten, in denen es in Europa gesellschaftliche Spaltung gebe, Menschen, die Liebe zu Heimat und Kultur verbinden mit Toleranz und Weltoffenheit.

Wappensaal 500 Jahre Klagenfurt Festakt

ORF/Iris Hofmeister

Der Wappensaal war bis auf den letzten Platz besetzt

Kaiser: Lebens-, Bildungs- und Sportstadt

Klagenfurt sei immer wieder aus Tiefpunkten von Krieg und Erdbeben aufgestanden, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ). Heute sei Klagenfurt vor allem Lebens- und Bildungsstadt. Doch einfach sei der Weg dorthin nicht gewesen. Lange musste mit Wien darum gerungen werden, dass Klagenfurt überhaupt eine Universität bekomme. In den letzten 50 Jahren sei die Uni von einem ungeliebten Kind zu einer Herzensangelegenheit geworden. Klagenfurt sei auch eine Sportstadt, so Kaiser, und er nannte das Olympiazentrum und das Europameisterschaftsstadion.

Wappensaal 500 Jahre Klagenfurt Festakt

ORF/Iris Hofmeister

Im Landhaushof wurde die Klagenfurter Fahne gehisst

Winkler kritisiert Stadion und Haider

Heftige Kritik an dem von Kaiser erwähnten EM-Stadion mit 30.000 Sitzplätzen kam von Schriftsteller Josef Winkler in seiner Rede. Das 2008 unter Landeshauptmann Haider errichtete Stadion sei völlig überdimensioniert und verschlinge noch immer jährlich viele Millionen. Auf der anderen Seite fehle das Geld für die Kunst und Kultur. Winkler kritisierte heftig, dass Klagenfurt keine Stadtbibliothek habe. Das sei ein Menschenrecht nicht nur in einem redlichen Mitteleuropa sondern auch in Klagenfurt. Eine Stadt ohne Stadtbibliothek sei keine Stadt, sagte Winkler.

Für Raunen im Saal sorgte der Schriftsteller, als er sagte, die Urne von Jörg Haider müsse in eine bewachte Gefängniszelle verlegt werden. Daraufhin verließ der von der FPÖ gestellte, dritte Landtagspräsident Josef Lobnig, den Wappensaal. Mathischitz sagte zum Thema Stadtbibliothek, diese sei in nächster Zeit nicht leistbar.

Ausschnitt aus der Rede von Josef Winkler

In seiner Rede kritisierte der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler den verstorbenen Landeshauptmann Jörg Haider

Köstinger: Lange in schwieriger Randlage

Als Vertreterin der Bundesregierung war auch Ministerin Elisabeth Köstinger beim Festakt. Sie sagte, Kärnten sei lange in einer schwierigen Randlage mit politischen Auseinandersetzungen mit den Nachbarn gewesen. Heute habe Kärnten und Klagenfurt die Chance der Mittelpunkt im Alpen Adria Raum zu werden, was vor allem Aufschwung und Frieden bringe.

FPÖ: Entsetzt über Hasstiraden

Die FPÖ reagierte nach dem Festakt in einer Aussendung und zeigte sich „entsetzt über die Hasstiraden“ Winklers. Er habe den Festakt durch seine skandalöse Rede entwürdigt. Er habe die Feier als Bühne für eine persönliche politische Abrechnung mit den Freiheitlichen missbraucht, hieß es. Es sei pietätlos, einen verstorbenen Landeshauptmann zu attackieren und zu beschimpfen.

Köfer: „Bogen überspannt“

Auch Gerhard Köfer vom Team Kärnten die Worte Winklers gegenüber Jörg Haider. „Eine kritische Auseinandersetzung mit dem verstorbenen Landeshauptmann muss jedenfalls möglich sein, doch Josef Winkler hat heute den Bogen des Erträglichen einmal mehr weit überspannt“, so Köfer. Über einen Toten so zu sprechen, sei laut Köfer pietätlos und disqualifiziere Winkler.