Der „Nagelfleck“ lebt für die Liebe
Der Nagelfleck zählt zu den Nachtfaltern. „In der Realität stimmt das aber nicht ganz“, sagt Christian Wieser, Leiter der zoologischen Abteilung des Landesmuseum Kärnten. „Nur die Weibchen sind nachtaktiv, während die Männchen tagaktiv sind.“ Seinen Namen hat die Schmetterlingsart vom weißen Fleck in den Flügeln, der einem Fleck im Nagelbett ähnelt.
Mirko Krepl
Die Männchen haben eine Flügelspannweite von vier bis fünf Zentimetern, die Weibchen sind größer. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es auch in der Farbe, die Männchen tragen ein dunkles Orange, die Weibchen braun.
Die Raupe frisst, der Falter nicht mehr
Einziges Lebensziel der ausgewachsenen Tiere ist die Fortpflanzung. Und die Eile ist nötig, denn die Lebensdauer der Falter ist nur ein oder zwei Wochen lang. Und so leben die Schmetterling in dieser kurzen Zeit von Luft und für die Liebe. Wieser: „Die Falter fressen nicht mehr, sie haben dazu nicht einmal eine Mundöffnung. Die nötige Energie haben sie sich in der Raupenzeit angefressen.“
Mirko Krepl
Männchen riechen Weibchen 15 Kilometer weit
Die Männchen können die Weibchen mit ihren gekämmten Fühlern über große Entfernung riechen. Auf den Fühlern befinden sich Geruchsrezeptoren, mit diesen nehmen sie Sexualpheromone wahr. Bis auf 15 Kilometer Entfernung werden die Männchen laut Wieser so fündig. Behilflich ist dabei auch der „Zick-Zack-Flug“, er dient dazu, Geruchsspuren und damit Weibchen zu finden. Haben die Männchen die Weibchen erst einmal gefunden, dann geht der Rest, also die Paarung, recht schnell, erklärt Wieser. „Eine Balz, wie bei Tagfaltern oder Vögeln gibt es beim Nagelfleck nicht.“
Am 1. Mai: Suche nach dem „schwarzen Nagelfleck“
In Kärnten hat der Naturwissenschaftliche Verein vor ein paar Jahren eine Tradition der Insektenforscher aus dem vorigen Jahrhundert wiederbelebt. Im Frühjahr macht man sich auf die Suche nach einem ganz besonderen „Nagelfleck“. „Im Raum Villach gibt es eine fast schwarz gefärbte Population. Genetisch gesehen gibt es auch alle Zwischenformen“, erläutert Wieser. Diese besonders gefärbte Art gibt es in Österreich sonst nur noch nördlich der Alpen. Dieser Tradition folgend trifft man sich auch heuer wieder am 1. Mai um 10.00 Uhr beim Fernheizwerk Warmbad. Bis etwa 13.00 Uhr dauert die Suche.
Gewandert wird nur bei Schönwetter, nicht nur aus Rücksicht auf die Menschen, den auch der Nagelfleck ist bei Schlechtwetter eher untätig. „Bei Regen schläft der Nagelfleck“, so Wieser. „Die Männchen brauchen warme Witterung und Sonnenschein, damit sie aktiv werden.“ Aber auch bei Schönwetter ist der dunkle Nagelfleck nicht leicht zu entdecken, denn er ähnelt einem Blatt. Generell ist Wasser für die Schmetterlinge kein Problem, denn es perlt an den Flügeln ab. Kälte schätzen die Tiere aber gar nicht, sagt Wieser: „Sie sind quasi Kaltblüter, sie brauchen die Wärme.“
Lieblingsspeise der Raupen ist die Rotbuche
Die Entwicklung des Nagelflecks verläuft übrigens wie bei Schmetterlingsarten üblich vom Ei über die Raupe, in einem Kokon überwintern diese, im Frühjahr schlüpfen dann die Schmetterlinge. Bevorzugt leben die gefräßigen Raupen auf Rotbuchen. Da der Schmetterling recht selten ist, sei der Schaden an den Bäumen gering, sagt Zoologe Christian Wieser: „Die paar Blättchen, die eine Raupe frisst, verträgt der Baum locker.“