Schachtsturz: Kind wartete acht Stunden auf Hilfe

Rund acht Stunden musste ein fünfjähriger Bub laut Polizei ausharren, bis er aus einem Brunnenschacht geborgen wurden. Das Kind war mit seinem Sozialbetreuer am Montag in den Brunnen gestürzt, der Mann konnte nur noch tot geborgen werden.

Der 56-jährige Betreuer des Jugendamtes kommt einmal die Woche zur Familie, um mit dem Buben zu spielen. So auch Montagmittag, als beide in den Garten gehen wollten. Plötzlich waren beide verschwunden. Die Mutter des Buben wartete bis zum Ende der ausgemachten Zeit und ging schließlich gegen 19.00 Uhr zur Polizei. Die Nachbarn wurden befragt, Spielplatz und Sportplatz abgesucht. Auch der Garten des Hauses wurde durchsucht, zunächst aber nichts gefunden.

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Ein Retter wurde abgeseilt

Es war klar, dass die beiden zu Fuß unterwegs waren, denn das Auto des Betreuers stand vor dem Haus. Ein Nachbar erinnerte sich schließlich an leise Hilferufe am Nachmittag, es war die Rede von einem Brunnen. Dieser befindet sich auf dem Grundstück der Familie und ist komplett zugewachsen. Auf dem Boden des Schachts fanden die Helfer dann nach drei Stunden gegen 22.00 Uhr die beiden Gesuchten.

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Tödlicher Unfall in Brunnen

Die Retter bargen den toten Betreuer und das leicht verletzte, fünfjährige Kind.

Kind mit Bergegeschirr hochgezogen

Ein Mitglied der Hauptfeuerwache Villach wurde mit einem speziellen Rettungsgerät den rund einen Meter breiten Schacht hinabgelassen. Ihm gelang es, das nur leicht verletzte Kind zu beruhigen und es mit einem Bergegeschirr zu sichern. Neben dem Kind entdeckte der Retter eine weitere, leblose Person im Schacht.

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Das Kind hockte stundenlang neben dem Toten

Der verletzte Bub dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits stundenlang im Schacht gelegen sein, sagt Stephan Brozek vom Stadtpolizeikommando Villach: „Der Sozialbetreuer kam gegen Mittag zur Familie, zuerst suchte die Familie selbst nach den beiden.“ Deswegen müsse man davon ausgehen, dass der Bub bis zu seiner Rettung sechs bis acht Stunden im Schacht war.

Da der Bub bei dem Sturz auf den Mann fiel, wurde der Aufprall vermutlich gedämpft. Derzeit befindet sich der Fünfjährige im Landeskrankenhaus Villach zur Beobachtung auf der Intensivstation, er ist laut Auskunft der Ärzte stabil.

Betreuer konnte nur noch tot geborgen werden

Die Einsatzkräfte zogen zuerst den Buben aus dem 17 Meter tiefen Schacht und übergaben ihn an das anwesende Notarztteam. Danach wurde der Leichnam des Sozialbetreuers mit einem Flaschenzug geborgen. „Während der Rettungsaktion kontrollierten wir ständig mit einem Messgerät die Sauerstoffkonzentration am Grund des Brunnens“, so Harald Geissler, Kommandant der Hauptfeuerwache Villach, denn es hätten Gase auf dem Boden sein können. Man habe einen leichten Sauerstoffmangel messen können, der Brunnen enthielt auch kein Wasser mehr.

Fünfjähriger lag auf dem Toten

Es sei für die Helfer ein belastender Einsatz gewesen, so Geissler. Es sei ein Wunder, dass der Bub den Sturz überlebt habe: „Der Bub lag auf dem Toten und war mit einem Fuß eingeklemmt. Zu Feuerwehrmann Thomas Prettner, der zu ihm in den Schacht kam, sagte er, dass ihm kalt ist und das der Sozialbetreuer nicht mehr mit ihm redet.“ Feuerwehrmann Prettner fragte den Buben nach seinem Namen: „Er sagte mir, er hat Angst, dass die Mama schimpfen wird, weil es schon so spät ist.“

Kriminalpolizei ermittelt

Im Auftrag der Polizei wurde die Unfallstelle gesperrt, die Schachtöffnung gesichert und verschlossen. Die Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, es wurde eine Obduktion angeordnet. Am Unglücksort im Garten des Wohnhauses suchen Kriminalpolizei und ein Sachverständiger noch immer nach der Ursache des Absturzes. An der Rettungsaktion waren 50 Einsatzkräfte der Hauptfeuerwache Villach, der Feuerwehren Zauchen und Landskron sowie von Bergrettung, Polizei und Rotem Kreuz Villach beteiligt.

Seit 23 Jahren Sozialbetreuer

Sozialreferentin Beate Prettner zeigte sich bestürzt über den Tod des Familienintensivbetreuers. Er habe seine Berufung zum Beruf gemacht, sei mit Idealismus und Herzblut dabei gewesen. Seit 23 Jahren war der Mann als Familienintensivbetreuer beim B3-Netzwerk, einer gemeinnützigen Organisation, die Kindern, Jugendlichen und deren Familien Unterstützung in schwierigen Situationen bietet, beschäftigt. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder.

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