Vogelbalz: Mit Tricks zum Paarungserfolg

Bunte Federn, süßes Gezwitscher, Rangkämpfe, todesmutige Flugmanöver: In der Balz versuchen die heimischen Vogelmännchen derzeit alles, um die Weibchen zu beeindrucken. Manche geraten sogar außer Rand und Band.

Im Frühling zeigen sich die Vogelmännchen nur von der allerbesten Seite. „Aus Sicht der Menschen ist das Balzverhalten schon verrückt und komplex“, sagt Andreas Kleewein von BirdLife. Biologisch gesehen sei die Balz aber notwendig: „Die Balz regt die Keimdrüsen an, in denen dann wieder die Sexualhormone produziert werden.“ Ohne das Werben um das Weibchen gebe es also keinen Nachwuchs.

Vogelnest

ORF/Petra Haas

Ohne Balz gibt es keinen Nachwuchs im Vogelnest

Meist suchen sich die Weibchen ihren Partner aus – und sie sind wählerisch. Fit, gesund und stark müsse der potentielle Partner sein, erklärt Kleewein. Die meisten heimischen Vogelarten leben über eine Brutsaison monogam, nur wenige Vogelarten, wie Schwäne, leben ihr ganzes Leben lang monogam. Heuer verzögerte sich die Balz der Vögel durch den harten Winter übrigens - mehr dazu in Langer Winter verzögert Vogelbalz.

Der Kiebitz beeindruckt im Sturzflug

Kiebitz-Männchen versuchen, Weibchen durch ihre Flugkünste zu beeindrucken. Diese auffälligen Balzflüge finden im März und April statt. „Mit akrobatischen Einlagen, meist über großen Ackerflächen und Wiesen, wollen die Kiebitze beeindrucken“, so Kleewein. Dabei sind die Flugmanöver durchaus waghalsig. „Sie steigen hoch in die Luft, stürzen sich zu Boden, erst kurz vor dem Boden fangen sie den Sturzflug ab.“ Kombiniert werden die Akrobatikeinlagen mit lautem Gezwitscher – dem berühmten „Kiju-witt“, das der Vogelart in manchen Ländern auch ihren Namen einbrachte.

Kiebitz im Flug

Michael Dvorak

Kiebitz im Flug

Die Weibchen beobachten die Flugmanöver kritisch und das aus gutem Grund, sagt der Vogelexperte: „Die Flugmanöver der Balz ähneln den Verteidigungsmanövern, wenn die Vogelnester von Krähen oder Greifvögeln angegriffen werden.“

Der Auerhahn außer Rand und Band

Besonders auffällig verhält sich auch der Auerhahn beim Balzen. Bereits im Herbst steckt er sein Revier ab. Im März sucht das Männchen dann einen markanten Baum und gibt darauf seine knackenden Balzlaute zum Besten. Um sicher zu gehen, vergrößert sich das Tier optisch, indem es seine Schwanzfedern senkrecht aufstellt und den Hals langstreckt.

Balzender Auerhahn

Dietmar Streitmaier

Wird eine Auerhenne durch das stolze Gehabe angelockt, dann steigt das Männchen von seinem Baum und balzt am Boden weiter. Allerdings steht er dabei meist in Konkurrenz zu anderen Auerhähnen, das Weibchen wählt sich das stärkste Männchen aus.

Den Auerhähnen sollte man in der Balzzeit nicht zu nahe kommen, warnt Kleewein: „Ihr Testosteronspiegel ist in der Balz um ein Hundertfaches erhöht. Sie sind aggressiv, da kann es vorkommen, dass sie einen Menschen angreifen, um ihn aus ihrem Revier zu vertreiben.“

Das Rotkehlchen füttert „sein“ Weibchen

Die Männchen anderer Vogelarten wiederum setzen nicht auf Körperkraft, sie betören Weibchen mit wohlklingendem Gesang, der nur in der Balzzeit zu hören ist. Ein Meistersänger ist zum Beispiel das Rotkehlchen. Bereits im Winter sucht sich das Männchen ein Revier, das es aggressiv verteidigt. Im Frühjahr werden Weibchen durch den Gesang in das Revier gelockt.

Rotkehlchen

pixabay

Männchen wie Weibchen haben eine rotgefärbte Brust, das Weibchen gibt sich nur dadurch zu erkennen, dass es nicht aus dem Revier flüchtet, wie es ein anderes Rotkehlchen-Männchen machen würde. Das Weibchen gibt sich unterwürfig, duckt den Kopf, fängt zu zittern an und bettelt um Futter, sagte Kleewein: „Das Männchen füttert dann dieses Weibchen und umsorgt es oft über Tage, bis es zur Paarung kommt.“

Stockenten „verlieben“ sich im Herbst

Aber nicht nur im Frühling wird um die holde Weiblichkeit geworben. Bei manchen Vogelarten geht die Balz bereits im Herbst los und erstreckt sich über den ganzen Winter. So treffen sich zum Beispiel die Stockenten-Männchen im Herbst zur Gruppen-Balz bei einem Gewässer. Manchmal ist nicht einmal ein Weibchen anwesend, trotzdem präsentieren sie sich im Wasser.

Bundeslandfenster Balz Balzverhalten Vögel Stockente

Pixabay

Im Frühjahr färbt sich das Gefieder der Stockenten-Männchen noch kräftiger

Ist doch ein Weibchen anwesend, hat es die Qual der Wahl, so Kleewein: „Im Verlauf der nächsten Wochen entscheidet sich das Weibchen dann für einen Partner.“ Und so kann es durchaus vorkommen, dass man bereits im Winter Entenpärchen gemeinsam herumschwimmen oder -watscheln sieht. Erst im Frühjahr kommt es dann zur Balz, die dann letztlich für die Paarung entscheidend ist. Bei den Stockenten-Männchen verfärbt sich dazu das Gefieder im Frühjahr, die Farben werden noch kräftiger.

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