Gewalt in Beziehungen nimmt zu

Im vergangenen Jahr sind in Kärnten deutlich mehr Fälle von Gewalt in Beziehungen verzeichnet worden. Allein die Zahl der Wegweisungen nahm innerhalb eines Jahres um 25 Prozent zu. Auch an diesem Osterwochenende gab es bisher vier Wegweisungen.

Besonders zu den Feiertagen kommt es zu Familienstreitigkeiten. Das zeigte auch das heurige Osterfest. Im Bezirk Klagenfurt-Land attackierte und verletzte ein betrunkener Mann seine Lebensgefährtin. In Villach ging ein 32 Jahre alter Mann auf seine Mutter los und zog sie bei den Haaren ins Haus. In einem weiteren Fall kam es zu einer Rangelei zwischen einem Vater und seinem alkoholisierten Sohn. Im Bezirk Wolfsberg kam es zu einem Streit eines Ehepaares, sie attackierten einander gegenseitig. Der Mann drohte seiner Frau, sie umzubringen. In all diesen Fällen wurden die Männer von der Polizei weggewiesen und Betretungsverbote ausgesprochen.

Zahl der Betretungsverbote steigt

Im Jahr 2017 wurde in Kärnten 556 mal ein derartiges Betretungsverbot ausgesprochen, im Jahr davor 442 mal, Roswitha Bucher vom Gewaltschutzzentrum in Klagenfurt: „Es ist eine sehr hohe Steigerung, 25 Prozent von dem einen Jahr auf das andere. Trotzdem muss man sich die Situation im langfristigen Trend ansehen und schauen, wie es heuer aussieht. In der Vergangenheit hat es immer wieder Jahre gegeben in dem es massive Steigerungen gegeben hat und danach hat es sich wieder beruhigt“, so Bucher. Die Steigerungen und Rückgänge seien erst im langfristigen Vergleich beurteilbar und aussagekräftig.

Mehr Betroffene gehen zu Beratungen

In etwa fünf Prozent der Fälle wird bei Betretungsverboten ein erweiterter Schutzbereich ausgesprochen, das heißt, auch Schule, Kindergarten oder Hort der Kinder dürfen vom Gewalttäter nicht mehr betreten werden. Im letzten Jahr haben auch die Beratungen im Gewaltschutzzentrum zugenommen von 985 auf mehr als 1.110 Beratungen im abgelaufenen Jahr.

Gewalt gegen Eltern: Hemmschwelle sinkt

Es geht nicht nur um Gewaltattacken zwischen Mann und Frau, auch Kinder gehen aggressiv gegen ihre Eltern vor, sagt Bucher. „Die Gewalt von Jugendlichen oder erwachsenen Kindern ist ein Bereich, der im Steigen begriffen ist. Die Hemmschwelle, gegen die eigenen Eltern gewalttätig zu werden, ist meiner Ansicht nach gesunken“, so Bucher. Für die betroffenen Eltern sei es besonders schwierig, damit umzugehen und Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Bucher: „Kaum einmalige Ausrutscher“

Für Bucher gibt es den einmaligen Ausrutscher leider nicht. „Einmal ist keinmal, das gibt es sehr selten. Es ist so, dass nach dem ersten Übergriff in vielen Fällen die Entschuldigung und das Versprechen da ist, dass es nicht wieder passiert. Die Praxis zeigt aber, dass diese ersten Übergriffe der Start für mehr sind“. Bucher rät deshalb, möglichst früh Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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