Brecht-Premiere ließ niemanden kalt

Bertold Brecht ist einer der wichtigsten Theaterautoren des 20. Jahrhunderts. Am Donnerstagabend hatte das Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“ Premiere am Stadttheater Klagenfurt und ließ dabei niemanden kalt.

Der Krieg tötet ihre Kinder, aber eine Mutter lernt nichts daraus - diesen Widerspruch hat Bert Brecht in seiner „Mutter Courage“ realisiert. Er schreibt es am Vorabend des 2. Weltkriegs, verlegt die Handlung aber in den 30-jährigen Krieg nach Schweden, Polen und Sachsen.

Regisseur Bernd Liepold-Mosser geht es nicht nur darum, ein Antikriegsstück auf die Bühne zu bringen, sondern darum zu zeigen, dass der Krieg nie aufgehört hat: „Was ist Krieg? Desorientierung, Angst, Schrecken Chaos - das wollte ich erzählen. Zum anderen geht es auch darum, wie wir Krieg erleben - über mediale Filter, Menschen die vor ihm flüchten und punktuell auch bei Anschlägen. Mir ist es schon darum gegangen, das zu zeigen und zu fragen: Was sind die Ursachen des Krieges?“

„Sehenswerte Mutter-Courage“

ORF-Kulturredakteurin Barbara Frank nach der Premiere am Stadttheater Klagenfurt

"Was kann ich als politisierter Mensch tun?

Für Brecht war, so Liepold-Mosser, der Krieg eine Fortsetzung der Geschäfte mit anderen Mitteln. „Brecht sah einen direkten Zusammenhang zwischen dem Kapitalismus und dem Krieg. Das ist eine Fragestellung, vor der wir auch heute stehen“, so Liepold-Mosser. Der bloßen Unterhaltung dienen sollte die „Mutter Courage“ nie, sondern aufrütteln und politisieren. „Mit Brecht ist es mir ein Anliegen, dass die Leute nicht nur berührt und um ein paar Tränen erleichtert aus dem Theater hinausgehen, sondern dass man sich fragt: Wie sind die Verhältnisse und was kann ich als politisierter Mensch tun, um diese zu verändern?“

Mutter Courage und ihre Kinder Premiere Stadttheater Klagenfurt Bernd Liepold-Mosser

ORF

Der Krieg hat nie aufgehört - Brechts „Mutter Courage“ am Stadttheater Klagenfurt mit Livemusik in einem Arragement von Boris Fiala.

„Brecht hat an ein Miteinander geglaubt“

In der Hauptrolle zu sehen und zu hören ist die international erfolgreiche Schauspielerin und Chansonsängerin Anne Bennent. Für sie habe die Rolle als Mutter Courage „etwas von einer antiken Tragödie“. Sie schätze die hohe Kunst von Brecht, in dem er die Leute dazu gebracht habe, nachzudenken. „Brecht hat an ein Miteinander geglaubt, glaube ich“, so Bennent, die in Klagenfurt zum ersten Mal in die Rolle der „Mutter Courage“ schlüpft.

„Es geht ums Leben, das ist ein Satz den ich mir gemerkt hab. Es ist eine Botschaft drin: man sollte nicht nur auf sich schauen, sondern innehalten und denken und anderen Menschen zuhören. Man erzählt zwar vom Tod, aber es geht ums Leben, um die Kinder und die Zukunft. Wie man aus Kriegen und verheerenden Ereignissen etwas lernen und sich besinnen, es anders machen kann“.

Mutter Courage und ihre Kinder Premiere Brecht Stadttheater Klagenfurt

ORF

Anne Bennent (rechts im Bild) als „Mutter Courage“ mit stummer Tochter Kattrin (Claudia Kainberger).

Zum Stück: „Mutter Courage und ihre Kinder“ ist ein Drama, das 1938/39 von Bertolt Brecht im schwedischen Exil verfasst und 1941 in Zürich mit Therese Giehse in der Rolle der „Mutter Courage“ uraufgeführt wurde. Es spielt im Dreißigjährigen Krieg und erzählt die Geschichte der Marketenderin Mutter Courage, die versucht, ihr Geschäft mit dem Krieg zu machen, und dabei ihre drei Kinder verliert. Musik: Paul Dessau.

„Schwere Kost“ und „Sehr intensiv“

Die Inszenierung - mit Livemusik und Videoeinspielungen - gefiel nicht allen im Publikum. Einige Premierengäste verließen frühzeitig das Stadttheater. „Es war sehr spannend, aber auch schwere Kost, vielleicht haben sich deshalb auch die Reihen so gelichtet“, sagte eine Zuschauerin am Ende der Vorführung gegenüber dem ORF. „Sehr intensiv“, so die Reaktion eines anderen Stadttheaterbesuchers. „Spannend erzählt mit fantastisch tollen Bildern.“ Und: „Sehr stimmig“ waren weitere Kommentare. Auch das karge Bühnenbild gefiel, es stammt von Aurel Lenfert: Verkohlte Theaterlogen erwecken den Eindruck, als hätte eine Bombe das Klagenfurter Stadttheater selbst getroffen.

Mutter Courage und ihre Kinder Premiere Stadttheater Klagenfurt Bernd Liepold-Mosser

ORF

Inszeniert Brechts Antikriegs- Stück „Mutter Courage“ als Gesamtkunstwerk: Bernd Liepold-Mosser

Noch bis Mai am Stadttheater zu sehen

ORF-Kulturredakteurin Barbara Frank urteilte nach der dreistündigen Aufführung: „Insgesamt ein Theaterabend, der einen schwer erschüttert zurück lässt, weil man weiß: So etwas wie hier passiert irgendwo jeden Tag auf der Welt. Eine sehenswerte Mutter Courage.“

Die nächste Vorstellung ist am 24. März. Das Stück ist bis zum 8. Mai 2018 am Stadttheater Klagenfurt zu sehen.

Mutter Courage und ihre Kinder Premiere Brecht Stadttheater Klagenfurt

ORF

Viel Applaus für Anne Bennent und das starke Schauspielensemble.