Kinder mit Lernproblemen motivieren

Immer mehr Kinder haben Lernschwächen, die Frustration bei Schülern und Eltern ist groß. Da sei es besonders wichtig, wieder Erfolgserlebnisse zu schaffen, sagt Lerntrainerin Christina Osinger. Denn nur Erfolg motiviert zum Weiterlernen.

Konzentrationsschwierigkeiten, Legasthenie - eine Lese- und Rechtschreibstörung, oder Dyskalkulie - ein mathematisches Verständnisproblem, machen vielen Schülern das Leben schwer. „Legastheniker verwechseln Buchstaben, merken sich die Schreibweise eines Wortes sehr schwer“, sagt die Lerntrainerin Christina Osinger. Die Ursache für diese Lernschwäche sei noch nicht ganz erforscht, „es wird aber vermutet, dass sie angeboren bzw. vererbt ist.“ Bei betroffenen Kindern funktioniert die Sprachverarbeitung im Gehirn anders, die für die Sprachverarbeitung zuständigen Areale arbeiten nicht synchron zusammen.

Schule Lesen Bücher Rechnen Zahlen

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Bei einer Dyskalkulie haben Betroffene keine Vorstellung von Zahlenräumen und tun sich schwer beim Schätzen

Lernschwächen zeigen sich früh

„Spätestens in der Schule macht die Legasthenie dann Schwierigkeiten“, sagt Osinger. Erste Hinweise auf eine Legasthenie gebe es aber viel früher: „Das fängt an, wenn die Kinder zu laufen beginnen.“ Motorische Probleme, wie häufiges Stolpern, seien ein erstes Indiz. Aber auch, das zusammengesetzte Wörter verkehrt ausgesprochen werden, kann auf eine Legasthenie hinweisen, genauso Schwierigkeiten bei der Bestimmung von rechts und links.

Die Legasthenie-Therapie sei je nach Kind sehr unterschiedlich. Letztlich lasse sich die Lernschwäche gut mildern, „aber ein Legastheniker bleibt man sein ganzes Leben.“ Wichtig sei es, mit den Lehrern zusammenzuarbeiten und sie über die Rechtschreibschwäche zu informieren.

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Für Legastheniker oder Betroffene mit Lese-Rechtschreibschwäche ist das Lesen extrem mühsam

Lerntrainerin Christina Osinger trainiert auch Kinder mit schwerer Dyskalkulie, „darunter Elf- oder Zwölfjährige, die kein Verständnis für den Zahlenraum bis zehn haben. Für sie ist es unmöglich, den Millionenraum zu verstehen, der da schon auf dem Lernplan steht.“

Nur Erfolg motiviert zum Weiterlernen

Immer wieder beschäftigt sich Osinger durch ihre Patienten mit der Frage, wie Wissen in den Schulen besser vermittelt werden kann. „Die Kinder kommen lernwillig in die Schule, aber leider vergeht das ganz schnell.“ Osinger rät den Eltern zu Lernspielen: „Für die Kinder ist es ein Spiel, aber eigentlich lernen sie dabei.“

Dyskalkulie und Legasthenie

Dyskalkulie ist eine Beeinträchtigung des arithmetischen Denkens und hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Sie ist gut therapierbar, Betroffenen tun sich leichter, wenn sie Zahlen durch Materialien „begreifen“ können (z.B. Montessori). Legasthenie (LRS) ist eine massive Störung des Erwerbs der geschriebenen Sprache, oft verbunden mit visuellen Wahrnehmungsproblemen. Auch hier gibt es Therapien.

Ganz wichtig sei aber der Erfolg beim Lernen, „nur das motiviert, weiter zu machen. Denn durch den Erfolg wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet.“ Mit Kindern nach verpatzten Tests und Schularbeiten zu schimpfen, sei deswegen sehr kontraproduktiv.

Wie das Lernen spannender wird

Sogar das Lernen für eine Schularbeit könne man spannender gestalten: „Mit Tipex im Text ganz leichte Wörter, wie ‚und‘, ‚ist‘ und ‚er“, ausstreichen. Diese müssen dann wieder ausgefüllt werden. Schon dabei muss sich das Kind mit dem Text beschäftigen. Und dann Schritt für Schritt schwierigere Wörter ausstreichen, bis man ganze Textpassagen weglassen kann.“

Ein Tipp der Lerntrainerin für das Üben der Rechtschreibung ist die „ABC-Liste“. Das Alphabet wird am linken Seitenrand aufgeschrieben, für jeden Buchstaben ein bis zwei Zeilen frei lassen. „Die Kinder schreiben dann alle Wörter mit passenden Anfangsbuchstaben auf, die ihnen einfallen. Das Gleiche funktioniert zum Beispiel auch mit dem Üben der Doppellaute.“ Wichtig sei auch hier, dass das Kind seinen eigenen Lernerfolg sieht.

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