Polizei fürchtet um Ausbildungsniveau

Nachdem Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) vergangene Woche angekündigt hat, das Aufnahmeverfahren für Polizeischüler zu verkürzen, ist die Polizeigewerkschaft besorgt um die Qualität. In Kärnten gibt es viele Bewerber, daher sind die Kriterien strenger.

Die Polizei braucht junge Polizistinnen und Polizisten, denn es steht eine Pensionierungswelle bevor. Doch schon jetzt schafft in einigen Bundesländern die Hälfte der Bewerber die Deutsch-Aufgaben nicht. Auch bei den Sporttests, wie zum Beispiel 100 Meter Schwimmen, fallen viele durch. Mit dem vom Innenminister angekündigten verkürzten Aufnahmeverfahren, fürchtet der Kärntner Polizeigewerkschafter Bruno Kelz ein Herabsetzen der Standards bei den Tests. Man sehe die Notwendigkeit nach neuen Polizisten, aber keine, die Aufnahmekriterien nach unten zu schrauben oder Ausbildungszeiten zu kürzen.

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In Kärnten gibt es mehr Bewerber als offene Stellen

Zu wenig Geld während Ausbildung

Der Eintritt in den Polizeidienst müsse vielmehr attraktiver gemacht werden. So erhält ein Polizeischüler im ersten Jahr je nach Zulagen zwischen 1.000 und 1.300 Euro netto. Das sei wenig Anreiz für Menschen mit sehr guter Ausbildung, so die Gewerkschaft. „Im ersten Jahr ist es für junge Väter und Mütter, die Haus abbezahlen, gar nicht möglich, in den Polizeidienst einzutreten.“

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Viele scheitern auch bei den sportlichen Aufnahmetests

In Kärnten sei das Problem aber derzeit noch nicht so groß. Hier gebe es sehr viele Bewerber für relativ wenige offene Stellen. Daher könnten die Besten ausgesucht werden: „Wir brauchen derzeit eine Punkteschnitt von 900 und mehr. In anderen Bundesländern schafft man es mit 350 Punkten“, so Gewerkschafter Kelz. Etwa in Wien gebe es weniger Bewerber und mehr offene Stellen, da sei man ab 300 Punkten mit dabei.

Auch Tätowierungen erlaubt

Nach den Plänen Kickls sollen künftig auch sichtbare Tätowierungen bei Bewerbern erlaubt sein, allein dadurch erwartet man sich um 30 Prozent mehr Bewerber. Insgesamt will man 2.100 zusätzliche Planstellen und 2.000 Ausbildungsstellen schaffen.

Durch viele Bewerber strengere Kriterien

Das Innenministerium dementiert, dass mit einem verkürzten Aufnahmeverfahren, die Hürden für Bewerber weiter nach unten geschraubt werden. In der Landespolizeidirektion will man die Pläne des Innenministers für eine Polizeiausbildung neu nicht im Detail kommentieren. Polizeisprecher Rainer Dionisio sagte, es solle nicht nach einer Punkteanzahl gemessen werden. Es gebe einen Kriterienkatalog mit Luft nach oben. In Kärnten gebe es viele Bewerber, da müsse man dann mehr Punkte erreichen, um genommen zu werden. Wenn es in einem anderen Bundesland weniger Bewerbungen gebe, heiße das nicht, dass sie schlechtere Bewerber seien.

Österreichweit gebe es eine große Anzahl von Bewerbern, die am Grammatik- und Deutschtest scheitern. Einige kommen von einer Uni oder AHS, andere waren schon im Berufsleben und haben daher weniger Affinität dazu. Eine Anpassung könne daher auch positiv sein, so Dionisio. Heute würde im Polizeidienst vor allem die soziale Kompetenz zählen, hieß es. Hier habe sich die Ausbildung in den letzten Jahren sehr stark weiterentwickelt.