Der „Offline“-Handel im Umbruch

Mit dem weiter zunehmenden Online-Handel ändert sich auch der „Offline-Verkauf“ stark. Geschäftslokale werden immer mehr zu Ausstellungsräumen und Verkäufer zu Beratern. Zehn Prozent des jährlichen Handelsumsatzes werden in Österreich derzeit online gemacht.

Wie viele Kärntner baut der Kärntner Andreas Kelich gerade sein Heim um. Deswegen war er in den vergangenen Wochen immer wieder in Baumärkten. Zuletzt wollte er eine Werkbank kaufen, doch die sei nicht lagernd, hieß es. Was er dann zu hören bekam, überraschte ihn sehr: "Der Mitarbeiter wies mich darauf hin, dass es sinnvoller ist, die Werkbank online zu bestellen.“ Denn die Lieferzeit bei Bestellung im Geschäft liege bei vier bis sechs Wochen, bei der Online-Bestellung nur bei ein bis zwei Wochen, auch wenn er es in den Baumarkt liefern lasse.

Kelich: „Da ist man natürlich schon in Versuchung, über eine Online-Plattform zu bestellen.“ Trotzdem, „ich versuche schon noch, im Geschäft zu kaufen. Aber teilweise rennt man stundenlang von Geschäft zu Geschäft und bekommt das Gesuchte dann doch nicht.“

Schwierige Balance zwischen On- und Offlinehandel

Das im Geschäft empfohlen wird, online zu bestellen, sei kein Einzelfall mehr, sagt Markus Miklautsch, E-commerce-Experte, der auch die Kärntner Wirtschaftskammer berät. Die Konkurrenz aus dem Internet sei für manchen Mitarbeiter demotivierend: „Und wenn dann ein Produkt im Geschäft nicht lagernd ist, empfiehlt er dem Kunden halt, online zu bestellen.“ Das sei wenig optimal.

Offline Onlinehandel Miklautsch

ORF/Peter Matha

Markus Miklautsch verkauft Beschläge und Griffe für alte Möbel online

Die Balance zwischen On- und Offlinehandel zu finden, das beschäftige derzeit viele Firmen, sagt Miklautsch. Und für so manche Firma sei das Online-Geschäft lukrativ: „In Deutschland gibt es einen Werkzeughändler, eigentlich ein kleines Unternehmen, aber auf E-Bay macht diese Firmen Millionen. Die Kunden lernen immer mehr, online zu kaufen.“ Gut zehn Prozent des jährlichen Handelsumsatzes von 70 Mrd. Euro werden in Österreich online gemacht, davon fließt etwa die Hälfte ins Ausland.

Neue Aufgaben für Verkäufer

E-commerce-Experte Miklautsch ist deswegen überzeugt, dass Geschäftslokale in naher Zukunft immer mehr zu Ausstellungsräumen werden: „Künftig werden Kunden in den Geschäften die Ware anschauen und begutachten, bestellt wird dann aber im Internet.“

Auch das Berufsbild der Verkäufer werde sich ändern, sagt Miklautsch. Der Verkäufer wird immer mehr zum Berater, der Verkauf selbst läuft dann zum Beispiel online über das Handy. Die Handelsmodelle ändern sich also laufend, das betrifft auch die Bezahlung. So eröffnete kürzlich ein österreichischer Elektronikhändler ein Geschäft ohne Kassa. Auch Miklautsch meint, dass man künftige nur mehr mit Apps bezahlen werde.