Schneeschmelze als wichtige Wasserreserve

In den Wintermonaten bilden die Eis- und Schneemassen die Wasserreserve Kärntens. Sie wird im Frühling, bei der Schneeschmelze, freigesetzt. So wichtig diese Wasserreserve ist, kann sie auch gefährlich werden, wenn viel Regen dazukommt - dann droht Hochwasser.

Im heurigen Winter kann eine überdurchschnittliche Niederschlagsmenge verzeichnet werden. Es schneite sehr Früh in den Bergen, im Februar kam noch einiges an Schnee dazu. Das ergibt eine große Wasserreserve, die im Frühjahr frei wird, so Landeshydrologe Johannes Moser: „Wenn die Temperaturen sehr allmählich ansteigen, setzt ebenso allmählich die Schneeschmelze ein. Im Tal beginnend steigt sie ins Gebirge höher. Das ist ein natürlicher Verlauf, das Wasser schmilzt bis in den Sommer hinein ab und ist positiv zu werten.“

Überschwemmung in Lavamünd, Auto in den Wassermassen

APA/Gert Eggenberger

Die Schattenseiten

Schmelze und Regen führen zu Hochwasser

Negativ kann es sich allerdings auswirken, wenn es rasch warm wird und dazu intensiv regnet. Die Schmelze erfolgt dann sehr rasch und es kann zu Hochwasser kommen. Das passierte letzten Dezember, so Moser: „Mit dem Föhnsturm ‚Yves‘ schmolz der bereits liegende Schnee mit ab, die intensiven Niederschläge sorgten in der Gail und Karawankenbächen für große Hochwasser. Wir haben in der Vellach ein 40-jährliches Hochwasser gehabt mit einem Spitzenabfluss von 247 Kubikmeter/Sekunde.“

Föhnsturm Yves weitere Aufräumarbeiten Bundesheer Nothilfe

ORF/Mursteiner

„Yves“ sorgte auch für massiven Zerstörung in den Wäldern

Mehrere Faktoren waren für dieses Hochwasser ausschlaggebend: Einerseits der warme Wind und die höheren Lufttemperaturen, andererseits auch große Niederschlagsmengen von bis zu 170 Liter pro Quadratmeter. Es sei die Schneeschmelze dazugekommen, der gefrorene Boden sorge dafür, dass das Wasser rasch abfließe, aber nur oberflächlich, so Moser. Beim Hochwasser in Lavamünd im November 2012 spielten ebenfalls große Regenmengen und die Schneeschmelze eine wesentliche Rolle. Laut Moser komme es häufig im November zu Hochwässern mit großem Niederschlag, Föhneinbruch und Schneeschmelze auf gefrorenem Boden.

Wassermengen regional unterschiedlich

Nicht alle Regionen Kärntens haben über das Jahr gesehen, gleich hohe Wassermengen: „Wir haben im Gailtal um die 1.500 Liter/Quadratmeter Niederschlag im Jahr, im Lavanttal oder rund um Friesach nur noch 800 Liter/Quadratmeter. Im Süden und Westen fällt fast doppelt soviel Niederschlag gegenüber dem Nord-Osten. Das bewirkt Unterschiede im gesamten Wasserhaushalt.“

Schmelze bis in den Sommer hinein

Das Wasser fließe vorerst eher oberflächlich und bodennah ab, weil der Boden noch gefroren sei. Mit zunehmender Erwärmung dringe das Wasser in tiefere Schichten ein. In den höheren Lagen schmilzt der Schnee später, beispielsweise führt die Isel, die in die Obere Drau mündet, bis Juni oder Juli noch immer Schmelzwasser: „So zeitverzögert ist das eine sehr gute Überbrückung für Trockenheit.“ Im Sommer kommt dann zusätzlich noch die Gletscherschmelze hinzu, vor allem bei hohen Temperaturen, so Moser.

Alle Flüsse münden in die Drau

Grundsätzlich beginnt der Wasserkreislauf mit Regen oder Schnee. In Kärnten verdunsten davon zirka 50 Prozent, das sei aber regional sehr unterschiedlich, sagte Hydrologe Moser. In Unterkärnten gebe es höhere Verdunstunge, in Westkärnten sei es nur 40 Prozent. Der Rest, der nicht verdunstet, gelangt in das Bach- und Fluss-System. Zuerst sickern Regen oder Schmelzwasser ins Grundwasser und tritt dann aus den Quellen wieder an die Erdoberfläche. Es entstehe aber der Quelle ein feines Gerinnenetz und fließe den Bächen und Flüssen zu. Alle Flüsse Kärntens münden letzendlich in der Drau, 30 Prozent des Drauwassers kommen aus den Nachbarländern: „Den großen Anteil bring die Drau aus Osttirol, vor allem aus der Isel. Aus Italien kommt die Gailitz, der Rest kommt aus der Steiermark.“

Maibachl Warmbad fließt wieder

ORF/Archiv

Baden im Warmen Thermalwasser des Maibachls

Eine Besonderheit ist das Maibachl in Warmbad-Villach: Hohe Regenmengen bis in höhere Lagen und Schmelzwasser brachten es Mitte Dezember 2017 sechs Wochen lang zum Fließen: "Wir wissen, dass es ca. um die 100 bis 140 Liter pro Quadratmeter an Niederschlag braucht, dann dauert es nicht lange und das Maibachl beginnt zu fließen. Aber auch mit der Schneeschmelze am Dobratsch fließe es wieder, so Moser.