Karnische Alpen sollen Weltnaturerbe werden

Die Karnischen Alpen sollen zum UNESCO-Weltnaturerbe werden. Nirgendwo sonst auf der Welt kann man Fossilien aus unterschiedlichen Erdzeitaltern, 500 bis 250 Millionen Jahre alt, in unmittelbarer Nähe finden.

Die Einreichung bei der UNESCO wurde von Geologe und Paläontologe Hans Schönlaub vom Geopark Karnische Alpe 2016 initiiert. Die Einzigartigkeit der Karnischen Alpen liege im Reichtum an Fossilien, sagte der Universitätsprofessor. Wie nirgendwo sonst auf der Welt können etwa in der Kellerwand 250 Millionen Jahre Erdzeitalter und Fossilien frei betrachtet werden.

Grund ist, dass die Karnischen Alpen an der Grenze zu Italien einst vom Meer bedeckt waren: „Die Schalen von Meerestieren bildeten dann eine Kalkschicht, und so ging das Schicht für Schicht über Millionen Jahre.“ Dadurch würden die Karnischen Alpen „eine lückenlose Überlieferung der Geschichte der Erde und des Lebens, gespeichert in Kalk- und Schiefergesteinen und aufgetürmt zu Bergen“, auszeichnen.

UNESCO Karnische Alpen Weltnaturerbe

ORF/Kopeinig

„Generationen von Erdwissenschaftlern haben hier gearbeitet“, so Schönlaub. Zu finden sind hier etwa versteinerte Korallen, Trilobiten, Kopffüßler, Schnecken, Muscheln, Brachiopoden, Stachelhäuter, Graptolithen und viele Gruppen von Mikrofossilien. Es gebe mehr als tausend auch internationale wissenschaftliche Publikationen.

Europaweit erst 43 Stätten

Das Projekt steht nun kurz vor der Einreichung. Eine Machbarkeitsstudie wurde bereits 2016 erstellt, demnach ist die „außergewöhnliche, universelle Bedeutung“, die von der UNESCO gefordert wird, gegeben. Vor einigen Wochen wurde das Projekt nach Wien gemeldet, von wo aus es an die UNESCO-Botschaft in Paris weitergeleitet und auf einer Liste hinterlegt wird. Frühestens 2020 kann dann Österreich die Karnischen Alpen als Weltnaturerbe vorschlagen.

Die Entscheidung liegt dann beim Welterbe-Komitee der UNESCO. Erst 43 Stätten in Europa tragen diesen Titel bislang. Wird die Nominierung angenommen, wären die Karnischen Alpen nach dem Nationalpark Kalkalpen in Oberösterreich das erst zweite UNESCO-Weltnaturerbe in Österreich. Auf der Liste mit den Kandidaten für eine Welterbe-Auszeichnung, von denen Österreich jährlich zwei nominieren darf, stehen aktuell zwölf Stätten.

Punktueller Schutzstatus möglich

Für eine Bewilligung durch die UNESCO muss das künftige Weltnaturerbe naturgeschützt sein. Die Zustimmung von rund zehn Grundstücksbesitzer und der Almgenossenschaft ist dazu nötig. Als Schutzstatus sei die Form Naturdenkmal gewählt worden, sagt am Montag Umweltreferent Rolf Holub (Grüne). Dies ermöglicht auch punktuelle Schutzgebiete, einzelne Grundstückseigentümer könnten damit auch Nein sagen, ohne das Projekt insgesamt zu gefährden. Das Konfliktpotenzial mit Grundbesitzern sei aber ohnehin gering, weil sich das land- und forstwirtschaftliche Interesse an Felspartien „in Grenzen“ halte.

Insgesamt wurden 25 Areale, zwischen 25 und 200 Quadratmeter groß, gefunden, die geologisch von besonderer Bedeutung sind. Bei zumindest 15 von ihnen soll Einvernehmen mit den Grundeigentümern hergestellt werden. Noch heuer sollen diese durch die Bezirkshauptmannschaft den Schutztitel „Naturdenkmal“ erhalten. Ein Wanderweg könnte dann für die Besucher die Plätze verbinden, so Holub. Von Seiten der Osttiroler Gemeinden, die Anteil an den westlichen Karnischen Alpen haben, gebe es laut Holub großes Interesse. Denkbar sei auch ein grenzüberschreitendes Weltnaturerbe mit Italien.

Region hofft auf touristische Nutzung

In die Nominierung wurden bisher rund 80.000 Euro investiert. Neben dem Schutz der Region hofft man dadurch auch auf touristische Nutzung. Geplant ist etwa ein Besucherzentrum, dieses würde rund drei Millionen Euro kosten. „Vorsichtig geschätzt“, hieß es am Montag, soll das Weltnaturerbe durch zusätzliche Gäste Mehreinnahmen von jährlich 2,1 Millionen Euro in die Region bringen.