Simulations-OP: Wo Ärzte in die Schule gehen

Auch Ärzte und Pflegefachkräfte im Krankenhaus müssen üben: Am Klinikum Klagenfurt wurde ein neuer Simulations-OP vorgestellt. Im Trainingscenter können sämtliche Notfälle trainiert werden, auch ein Frühgeborenen-Training ist möglich.

Die Kosten von 800.000 Euro für das Trainingszentrum mit dem Herzstück Operationssaal tragen die Krankenhaus-Betriebsgesellschaft KABEG und zu 40 Prozent der Gesundheitsfonds des Landes. Es gibt auch ein Intensivzimmer zur Simulation sowie einen Regieraum für die operative Steuerung der Szenarien mit Sicht auf die beiden Simulations-Räume. Die Trainings beruhen auf drei wesentlichen Lerninhalten, wobei das Crisis Ressource Management eine der wichtigsten Säulen bildet. Notfälle seien Teameinsätze, so Primarius Rudolf Likar, Abteilungsvorstand der Anästhesie am Klinikum Klagenfurt.

Trainingszentrum KABEG Frühchen OP Klinikum

KABEG

Roboter-Frühchen für möglichst lebensnahes Training

Früher sahen Jungärzte im Zuge ihrer Ausbildung viele Notfälle, das habe sich geändert. Daher sei das Zentrum sehr wichtig für die Ausbildung der Ärzte aber auch für die Patientensicherheit, so Likar. Die Ausbildung sei auch anders geworden. Die Ärzte werden nicht mehr drei Jahre lang ausgebildet und wissen alles von allen Abteilungen. Heute lernen sie neun Monate und sehen vieles nicht mehr, so Likar.

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Intubation eines Erwachsenen wird auch an einer Puppe geübt

Spezielles Frühchen-Training

In einem eigenen Raum ist ein Frühgeborenensimulator untergebracht. Das Simulationsbaby heißt Paul, der einem Frühchen, geboren in der 27 Schwangerschaftswoche, entspricht. Der Roboter wiegt rund einen Kilo. Sogar der Brustkorb hebt und senkt sich, als ob ein Kind atmen würde. Etwa zehn Prozent aller Neugeborenen im Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) sind Frühchen, sagt der Abteilungsvorstand der Kinder-und Jugendheilkunde, Wilhelm Kaulfersch.

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Für Kärnten seien das rund 370 Frühgeborene pro Jahr. Davon wiegen rund 50 Kinder unter 1.000 Gramm, das sei die Hochrisikogruppe. Von diesen erleben vier bis zehn lebensbedrohliche Situation. „An dem Simulator können wir soweit trainieren, dass, wenn so ein Echtfall eintritt, der Arzt ohne Angst und richtig reagieren kann.“

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Von außen kann beobachtet und Anweisungen gegeben werden

„Eine neue Ära in der Ärzteausbildung“

Neben der Intensiv- und Kindermedizin soll das Trainingsangebot auf weitere Fachbereiche ausgeweitet werden. Derzeit steht das Zentrum in erster Linie Jungärzten aus dem Klinikum zur Verfügung. In weiterer Folge sollen hier aber alle Ärzte aus allen Krankenhäusern geschult und weitergebildet werden.

Mit dem neuen Trainingszentrum beginne eine neue Ära in der Ärzteausbildung, sagt der medizinische Direktor des Klinikums, Ferdinand Waldenberger: „Eine der großen Vorwürfe an die Medizin war ja immer, dass Ärzte am lebendigen Objekt lernen. Dieser Lernprozess ist natürlich manchmal für Patienten schmerzhaft und problematisch. Im neuen Simulationssystem werden nun Wissen, Erfahrung und Technologie vereint.“

Trainingseinheiten werden gefilmt

Die Übungen werden berufsübergreifend durchgeführt. Klinikum-Pflegedirektor Bernhard Rauter: „Wir sind die Ausbilder für Intensiv-, Anästhesie- und OP-Krankenpfleger. Das Trainingszentrum wird die Qualität dieser Ausbildungen verbessern.“ Alle Trainingseinheiten werden auch mitgefilmt und besprochen. Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) sagte, das Angebot sei einmalig in Kärnten. Es gebe erstmals die Möglichkeit der Koordination von verschiedenen Berufsgruppen im Simulations-OP.