Lager für Grippemittel streng geheim

Zwölf Jahre nach Ausbruch der Schweine- und Vogelgrippe lagern in Kärnten noch immer hunderttausende Medikamente in einem geheimen Lager. Die Pläne für den Fall einer Pandemie wurden nie überarbeitet.

Vor zwölf Jahren lagerte Österreich auf Anraten der WHO große Mengen an Grippemedikamenten ein. Kärnten kaufte damals um drei Millionen Euro das Grippemittel „Tamiflu“ ein und lagerte es an einem streng geheimen Ort, um für den Fall des Ausbruchs einer möglicherweise weltweiten Pandemie gerüstet zu sein. Noch heute lagern dort hunderttausende Kapseln. Die Medikamente sind zwar mittlerweile zwölf Jahre alt, aber immer noch wirksam.

Grippemittel Lager Landesregierung

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Medikamente nur für gesunde „Schlüsselkräfte“

Nur eine Handvoll Menschen in Kärnten weiß, wo sich das geheime Medikamenten-Lager befindet. Gelagert werden die insgesamt 630.000 Kapseln zur schnellen Verteilung in Fässern. Gedacht sind die Medikamente aber nicht für Kranke, sondern für gesunde Menschen - sogenannte Schlüsselkräfte. Bei einer Influenza-Pandemie würden zum Beispiel Ärzte das Medikament bekommen, auch Krankenschwestern oder Rettungsfahrer - weil sie direkt mit Erkrankten zu tun haben. Versorgt würden aber auch Menschen, die für den Erhalt des Systems notwendig sind. Insgesamt 65.000 ausgewählte Personen. Elisabeth Oberleitner, die Leiterin der Landessanitätsdirektion: „Alle Nahversorger, Lebensmittelketten-Betreiber, Blaulichtorganisationen, Bundesheer, Polizei.“

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Lagerstätte sollte vor Plünderung geschützt werden

Bei einer Pandemie würden die Medikamente über Apotheken ausgegeben. Oberleitner: „Weil seinerzeit allgemein bekannt war, dass es für Medikamente hohe Schwarzmarktpreise gibt und weil wir sicherstellen mussten, dass im Anlassfall die Abgabe dieser Medikamente an die Personen ruhig und ohne Panik verläuft. Wir mussten natürlich auch die Lagerstätte vor Plünderungen schützen.“

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2011 ist das gekaufte „Tamiflu“ abgelaufen. Jedes Jahr wird untersucht, ob der der Wirkstoff noch ausreichend Wirkung hat. "Das wurde voriges Jahr wieder für ein Jahr verlängert, 2018 sind die Medikamente noch haltbar. Es wird von Mitarbeiterinnen des Bundesamtes kontrolliert“, so Oberleitner. Wie lange die Medikamente noch haltbar sein werden? „Wir bekommen die Haltbarkeit immer für ein weiteres Jahr vorgeschrieben“, so Oberleitner.

Irgendwann wohl als „Sondermüll“ entsorgt

Wenn die drei Millionen Euro teuren Medikamente einmal zu wenig Wirkung zeigen sollten, muss alles als Sondermüll entsorgt werden. Was dann passieren wird, ist vom Bund noch nicht fixiert worden. Überhaupt wurden die Pläne bei einer Grippe-Pandemie zwölf Jahre lang nicht verändert. Elisabeth Oberleitner, die Leiterin der Landessanitätsdirektion: „Ich denke, dass einige Punkte im Bundesrahmenplan der Wissenschaft angepasst werden müssen. Es entspreche nicht „in allen Punkten“ dem aktuellen Standard.

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Und außerdem? Schutzmasken-, -Brillen und -Anzüge

Was noch im geheimen Lager steckt? Abertausende Mundschutzmasken, Schutzanzüge und Schutzbrillen. Diese sind ebenfalls mehr als zehn Jahre alt. Die Kosten beliefen sich damals alleine für Kärnten auf zwei Millionen Euro.