Gutes Jahr für Einzelhandel

2017 war das umsatzstärkste Jahr im Einzelhandel seit 2010, der Nettoumsatz betrug in Kärnten 4,3 Mrd. Euro (plus 2,2 Prozent). Allerdings schlossen auch 40 Prozent der Händler mit einem Minus ab und kämpfen ums Überleben. Immer wichtiger wird das Internet.

Es ist ein Kampf David gegen Goliath, dem sich viele Einzelhändler in den Innenstädten stellen und jeden Tag aufs Neue darum kämpfen, gegen die großen Kaufhausketten zu bestehen. Eine davon ist Elisabeth Reis, die ihren Familienbetrieb als Schuhfachhändler in Klagenfurt schon in vierter Generation führt. Sie sagt, Kundschaft müsse in die Stadt kommen und dann auch gut bedient werden. Es müsse ein Einkaufserlebnis geben. Man müsse als Händler immer mehr Marktlücken finden, in denen man sich profilieren könne. „Es wird immer härter“.

Handel Schuhgeschäft

ORF

Elisabeth Reis führt das Geschäft in vierter Generation

Probleme bei Betriebsnachfolge

Andere Einzelhändler mit jahrzehntelanger Tradition gaben bereits auf, weil die Kundschaft in der Innenstadt ausbleibt, so die Inhaberin eines Geschirrgeschäfts in Klagenfurt. Ein weiteres Problem ist die oft nicht geregelte Nachfolge, denn viele verlieren das Interesse, Familienbetriebe weiterzuführen. Einzelhändler, die zu den 58 Prozent gehören, die ein Umsatzwachstum im Vorjahr erzielt haben, sagen, dass man sich nur mit Nischenprodukten gegen die Konkurrenz in den Einkaufszentren behaupten könne.

Wichtig: Was kann man dem Kunden bieten

Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria, sagte Umsatz sei nicht gleich Gewinn, nur 58 Prozent der Kärntner Händler erzielen Gewinne. Wenn das über Jahre passiere, seien sie in der Existenz gefährdet. „Es gibt auch in Kärnten kleine und große erfolgreiche Einzelhändler, das ist das individuelle Geschäftsmodell, was kann man den Kunden bieten.“ 20.600 Menschen arbeiten im Kärntner Einzelhandel, er sei ein wichtiger Arbeitgeber. Die Hälfte davon arbeitet Teilzeit, es sei eine von Frauen dominierte Branche.

Viel Geld in den Onlineshops

Die Wirtschaftskammer gab am Montag dazu auch eine Pressekonferenz. Kärnten habe eine weit überdurchschnittliche Bebauungsdichte bei Einkaufszentren, sagte Raimund Haberl, der Obmann der Sparte Handel. Daher fordere man einen Widmungsstopp, in den Innenstädten gebe es immer mehr verwaiste Flächen. Der Handel sei außerdem wie keine andere Branche von der Digitalisierung betroffen.

„7,6 Mrd. Euro werden online österreichweit umgesetzt, die Hälfte dieser Summe geht an ausländische Onlinehändler, Abgaben, Steuern, gehen dem Land verloren.“ Es gebe dazu einen neuen Lehrberuf des E-Commerce-Kaufmanns. Einmal mehr appelliert die Wirtschaftskammer daher, dass sich Fachhändler stärker im Internet präsentieren müssten. Denn gerade jüngere Kunden würden hauptsächlich online bestellen. Es müsse aber nicht jeder Händler einen eigenen Shop betreiben, doch man müsse zumindest präsent sein.