Neue bühne zeigt Turrinis „Fremdenzimmer“
Herta bringt den jungen syrischen Flüchtling Samir mit in ihre Wohnung. Samir kann nicht Deutsch aber dafür Englisch. Aber das sprechen Herta und ihr Mann Gustl nicht. Der ehemalige Postler Gustl ist skeptisch. „Ich kann sowas in meiner Wohnung nicht brauchen“, sagt er im Stück. Mit „sowas“ meint er den jungen Syrer.
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Herta und Gustl sind zwei vom Leben und voneinander enttäuschte Menschen. Sie haben sich, außer wenn sie streiten, kaum noch etwas zu sagen. Herta setzt sich aber durch - und Samir bleibt. Beim Bauernschnapsen und einem Bier finden schließlich auch Gustl und Samir zueinander.
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Für Regisseur Manfred Lukas-Luderer geht es bei diesem Stück auch um die politische Botschaft, aber vor allem um die Sprache des Herzens, die die Menschen am Ende doch zueinander bringt: „Man entdeckt hier eine Gemeinsamkeit, die weit über die nationalen Grenzen hinausgeht. Indem man Grenzen nicht aufbaut, sondern niederreißt, bekommt man viel zurück. Es wird einem ja nichts weggenommen, man gewinnt. Das ist die Utopie dieses Märchens.“
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Die drei halten zusammen
Viel gewinnen auch Herta und Gustl, sie finden wieder zueinander. Er kann ihr endlich sagen, dass ihr vermisster Sohn tot ist. Das Zimmer, das jahrelang auf den Sohn wartete, wird jetzt wirklich zum Fremdenzimmer, es ist das Zimmer, in dem Samir lebt. Doch die Idylle dauert nur kurz. Der junge Mann soll abgeschoben werden. Herta und Gustl lassen sich das nicht gefallen, denn Samir gehört jetzt zu ihnen.
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Flucht von Syrien nach Österreich
Gespielt wird Samir von Mohamad Kair Al Kassar. Der 18-Jährige flüchtete vor zwei Jahren aus Syrien nach Österreich: „Ich habe das überlebt, es war das Schlimmste in meinem Leben.“ Auf der Bühne versucht er sich jedoch davon zu distanzieren: „Wenn ich auf der Bühne stehe, bin ich ein andere Mensch, das hat nichts mit mir zu tun, dann bin ich Schauspieler.“
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Ein Schauspieler, der jetzt in Villach lebt. Regisseur Manfred Lukas-Luderer ist voll des Lobes: „Ich bin zutiefst von diesem jungen Menschen beeindruckt. Ich weiß nicht, woher er das hat. Er hat gearbeitet wie ein Schauspieler, der das gelernt hat. Ich habe viel von ihm gelernt und die Zeit mit ihm genossen.“
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Peter Turrinis neuestes Stück endet wie ein schönes Märchen. Die drei fliegen, als die Polizei die Wohnungstüre aufbricht, einfach mit einem Flugzeug davon, in ein neues Leben weit weg von Abschiebung und Mindestpension. „Fremdenzimmer“ von Peter Turrini wird noch bis 3. März an der neuen bühne villach gezeigt.