Falscher Bus: Rollstuhlfahrerin abgestraft

Eine 13-jährige Rollstuhlfahrerin aus Klagenfurt hat letzte Woche versehentlich den falschen Schulbus genommen. Von den Stadtwerken erhielt sie dafür eine Strafe von 65 Euro. Die Eltern fordern jetzt eine Entschuldigung.

Die 13-Jährige Lena ist wegen einer seltenen Stoffwechselerkrankung auf den Rollstuhl angewiesen. Trotzdem will das Mädchen täglich allein mit dem Bus zur ihrer Schule fahren, zur Neuen Mittelschule im Klagenfurter Stadtteil St. Peter. Auf dem Weg dorthin nahm das Mädchen letzten Freitag versehentlich den falschen Bus. Ein Kontrollorgan der Klagenfurter Stadtwerke stellte dem Mädchen daraufhin wegen Schwarzfahrens eine Organstrafe von 65 Euro aus. „Sie hat uns gleich ganz geschockt angerufen“, erzählt Lenas Vater Manfred.

Anderer Bus, andere Zone

Auf ihrem regulären Schulweg muss Lena einmal mit dem Rollstuhl umsteigen. Der Bus, den Lena am Freitag aus Versehen nahm, fährt zwar auch zu Schule, hält aber nicht direkt davor an, sondern erst etwa 300 Meter weiter.

Die Eltern legten Beschwerde beim Servicecenter ein und konfrontierten die Stadtwerke einen Tag später auch telefonisch. In einer ersten Reaktion heißt es von dort, man gehe der Sache nach. Die Haltestelle des Busses, in den Lena versehentlich stieg, liege offenbar in einer anderen Zone. Der Schülerausweis von Lena sei dort nicht mehr gültig.

Lena Rollstuhl Schulweg Bus Strafe Klagenfurt Rollstuhlfahrerin

KK/Privat

Strafzettel der Stadtwerke

Eltern fordern Entschuldigung

Für Vater Manfred ist dies kein Argument für die Strafe: „Ein Bus in Richtung Schule kann doch nicht der falsche sein. Ein Kind auf dem Weg zur Schule wird doch nicht mutwillig Schwarzfahren.“ Für Lenas Eltern ist das Handeln des Kontrollorgans in jedem Fall unverständlich, sie fordern eine persönliche Entschuldigung.

Lenas Zwillingbruder sitzt ebenfalls im Rollstuhl. Lukas wird mit dem Auto zur Schule gebracht, weil er, wie der Vater sagt, die Menschenmassen im Bus nicht so gut verkraftet wie Lena. Für die Familie hätte der Vorfall auch negative Folgen haben können, sagt er: „Wenn sich Lena nicht mehr getraut, mit dem Bus zu fahren, wird die Organisation in der Früh für uns sehr schwierig.“

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Lena und ihr Zwillingsbruder Lukas

Stadtwerke sind kompromissbereit

Von den Stadtwerken hieß es gegenüber dem ORF, dass Kontrolleure dazu angehalten seien, alle Fahrgäste gleich zu behandeln. Reinhold Luschin, Chef der Abteilung Mobilität, will den Vorfall aber prüfen und das Gespräch mit den Eltern suchen: „Ich bin mir sicher, dass wir für die kleine Lena, die sich tapfer dem Leben stellt, eine Lösung finden.“

Lena und ihren Eltern wurde von den Stadtwerken ein Gesprächstermin angeboten. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die Strafe nicht bezahlt werden muss. Lena scheint den ersten Schock gut überwunden zu haben – Montagfrüh fuhr sie schon wieder allein mit dem Bus zur Schule.

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Schülerausweis