Reiseführer fern von Heimatromantik

Mit „Österreich - Reich an Kultur und Natur“ hat der Kärntner Autor Josef Till ein umfassendes Werk auf fast 750 Seiten mit 1.400 Fotos verfasst. Unüblich für einen Reiseführer widmet sich Till auch negativen Aspekten.

Reiseführer und Bücher über Österreich gibt es unzählige. Viele sind auch zum Gedenkjahr 2018, dem 100. Jahrestag der Gründung der Republik, erschienen. Josef Tills Buch „Österreich - Reich an Kultur und Natur“ sticht heraus: Der aus Kärnten stammende Autor hat dafür alle beschriebenen Orte selbst besucht und er hat auch alle Fotos selbst gemacht.

Bundeslandfenster Österreichbuch Reiseführer Josef Till

Hermagoras Verlag

Fast 750 Seiten mit 1.400 Bildern: Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über Österreichs Geschichte, Wirtschaft, Bevölkerung, Sprachen, Religionen, Bräuche und Kultur. Jedes Bundesland wird einzeln dargestellt. Dass der Autor gebürtiger Kärntner ist, zeigt auch das Titelbild, auf dem sich Heiligenblut mit dem Großglockner findet.

Vier Jahre auf Recherche-Reisen

Vier Jahre lang dauerte die Arbeit an diesem Buch. „Immer wieder bin ich zur Recherche aufgebrochen“, so Josef Till. Mit den Menschen reden und sie nach ihren Orten fragen, gehörte ebenfalls zur Recherche. An die meisten Begegnungen erinnert sich Josef Till sehr gerne, „nur einige Wenige waren mürrisch. Ich habe viel von den Menschen vor Ort gelernt.“

Die Idee zu einem Österreich-Buch kam vom Verlag. Dort wusste man, dass Josef Till seit mehr als 40 Jahren quer durch Österreich reist und das Land und seine Küche erkundet. „Alle im Buch abgebildeten Köstlichkeiten habe ich selbst verkostet“, erzählt Till.

Von Geburtenrückgang und Religion

Till versuchte, ein möglichst vollständiges Bild von Österreich zu zeichnen. Vollständig bedeutet auch, dass auch Aspekte vorkommen, die sonst in Reiseführern eher nicht vorkommen. „Probleme stellen der Geburtenrückgang, die Abwanderung der jungen, akademisch gebildeten Bevölkerung und der Qualifizierten sowie die Überalterung dar“, schreibt Till zum Beispiel im Kapitel über Kärnten. „Kärnten ist etwas Besonderes, für manche etwas Sonderbares: Ja a Kantn is lei ans.“

Bundeslandfenster Österreichbuch Reiseführer Josef Till

Hermagoras Verlag

Josef Till

Ein eigenes Kapitel ist der Religion gewidmet. 17 Kirchen und Religionsgemeinschaften sind derzeit in Österreich anerkannt. „Österreich ist schon seit langem kein rein katholisches Land mehr“, sagt Josef Till. Ganz bewusst erwähnt Till auch die österreichischen Minderheiten.

Heimatbetrachtung mit Distanz

Österreich ist für Till viel mehr als nur die großen Städte. „Jedes Bundesland muss vorgestellt werden.“ Am Anfang jedes Bundesland-Kapitels finden sich Zitate von heimischen Autoren und Dichtern. Der Kärntner Teil beginnt mit einem Handke-Zitat: „Wer die Orte nicht ehrt, ist der Worte nicht wert (und umgekehrt, und wieder umgekehrt).“

Sein Geburtsland Kärnten und seine Wahlheimat Steiermark wollte Till nicht anders oder gar freundlicher darstellen. „Ich arbeite mit Distanz, lasse mich nicht von Gefühlen übermannen, versuche mit Vorsicht zu sezieren und den Kern zu treffen.“