Holländischer Hühnerjäger erobert Kärnten

Er ist langhaarig, hat Schlappohren und ist in seinem Herkunftsland Holland als Jagd-, aber auch Arbeits- und Familienhund verbreitet: Der Drenter Rebhuhnhund. Die Villacherin Tamara Nadolph ist die einzige Züchterin Österreichs, die sich dieser Rasse verschrieben hat.

Durch Hündin „Batida“ kam Tamara Nadolph, die in ihrem Brotberuf in der Gastronomie tätig ist und unlängst zu Österreichs „Barista-Staatsmeisterin“ gekürt wurde, erstmals in Berührung mit dieser Hunderasse, von der sie zuvor noch nie etwas gehört hatte.

Drentsche Patrijshond

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„War auf der Suche nach einem Zweithund“

„Ich hatte damals einen Spanielmischling und war auf der Suche nach einem Zweithund. Ich wusste, dass es wieder ein Jagdhund werden soll, also begab ich mich auf die Suche, welche Rassen es gibt, und stieß auf die Drenter Rebhuhnhunde“.

Beim „Drentse Patrijshond“ handelt es sich um einen holländischen Vorstehhund, der für die Jagd von Rebhühnern eingesetzt wird. Das Wort „Drentse“ leitet sich von der Gegend Drente ab, wo die Rasse ursprünglich gezüchtet wurde und „Patrijs“ bedeutet übersetzt „Rebhuhn“: „Es sind Jagdhunde, die in Holland aber auch sehr viel als Familienhunde gehalten werden“, erklärt die 30-Jährige. Die Drents gelten als sehr kinderfreundlich.

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Platz und Zeit als „Wohlfühlfaktoren“

Vom Aussehen her sehen die gutmütigen, aber gleichzeitig auch energiegeladenen Schlappohren den Münsterländern sehr ähnlich: „Sie sind leicht langhaarig und braun-weiß. Die Hündinnen werden circa 60 und die Rüden 63 Zentimeter hoch. 
Sie sind aufgeweckt und müssen auf alle Fälle - wenn man den Hund als Nicht-Jäger hält - geistig und körperlich gefordert werden.“ Für Ausgleich können Dummietraining, Fährtenarbeit, Mantrailing oder die Arbeit als Rettungshund sorgen.

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„Sie brauchen ihre tägliche Auslastung“

"Sie sind für relativ viel geeignet, brauchen aber auf jeden Fall ihre tägliche Auslastung. Ich sage immer: nur ein müder Hund ist ein glücklicher Hund“, spricht die Züchterin aus Erfahrung. Die Drents seien generell folgsame Hunde: „Sie testen zwar in der Jugendphase gerne aus, was sie wirklich machen dürfen oder nicht, aber das macht ja fast jeder Hund. Wenn man einmal eine Bindung zu ihnen aufgebaut hat, sind sie wirklich gute Begleiter.“

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Drents lieben Herausforderungen

Letztendlich seien auch Platz und Zeit entscheidende Faktoren, damit sich der Drent wohl fühle. Diese Rasse sei - aufgrund ihrer Größe - nicht unbedingt als Wohnungshund geeignet: „Vor allem sollte man mit ihm regelmäßig raus gehen und aktiv sein. Er ist ideal für Leute, die Spaß daran haben, mit dem Hund zu arbeiten. Sie brauchen eine aktive Aufgabe in ihrem Leben - als Sport- oder Jagdhund zum Beispiel.“

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Auch Tamara Nadolphs Großvater war als Jäger aktiv gewesen und gab diese Leidenschaft wohl an sie und ihre Schwester weiter: „Ich wollte auch schon immer auf die Jagd gehen, habe nur lange nicht die Zeit dafür gefunden. Eigentlich wollte ich mit Batida eine Rettungshundeausbildung machen, aber dachte mir dann: Wenn du schon einen Jagdhund hast, wäre es schön, mit ihm auch auf die Jagd gehen zu können. Weil man die Folgeprüfungen nur als Jäger machen darf, habe ich mich dazu entschlossen, diese abzulegen. Es ist wirklich ein schönes Hobby.“

Seit drei Jahren im Züchterglück

Der Schritt von einer „normalen“ Hundeliebhaberin und Jägerin zur Züchterin ergab sich dann für sie quasi wie von selbst, erzählt Tamara Nadolph: „Mich hat die Aufzucht von Hunden schon jahrelang interessiert und fasziniert. Als ich mich dann für diese Rasse entschied, fiel meine Wahl auch auf eine Hündin, weil ich mir dachte, wenn es mit ihr passt - gesundheitlich und vom Wesen her - dann würde ich mir gerne den Traum vom Züchter-Sein erfüllen.“

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Alle Voraussetzungen einer professionellen Zucht müssten gegeben seien - auch dass der Hund die entsprechenden Prüfungen, Gesundheitsuntersuchungen und Wesenszüge habe. Bei der Villacherin war es 2015 soweit. Es sei von Anfang an - dank der Unterstützung ihrer Schwester - alles ohne Komplikationen verlaufen: „Sie ist Tierärztin und nahm sich extra frei für das ‚große Ereignis‘, als die Welpen zur Welt kommen sollten. Sie kam für die Geburt extra nach Kärnten, damit sie mich bei eventuellen Komplikationen unterstützen könnte. Es funktionierte zum Glück alles problemlos und die ersten sieben kleinen Welpen zogen bei uns ein.“

Zwingername: „Von der Rebhundheide“

In den vergangenen drei Jahren zog Tamara Nadolph insgesamt 27 Welpen aus drei Würfen auf. Als Namen für ihren Zwinger wählte sie „Von der Rebhuhnheide“, weil Heiden in Holland, dem Herkunftsland des Drents, weit verbreitet sind. Auf ihrer Facebook-Seite informiert die Züchterin regelmäßig Interessierte über den aktuellen Entwicklungsstand ihrer vierbeinigen Schützlinge - acht Weibchen und ein Rüde - auf dem Laufenden:

Training beginnt mit drei Wochen

Es sei eine wunderschöne, aber gleichzeitig auch stressige Aufgabe, sagt die zweibeinige Hundemutter: „Die ersten drei Wochen hat man eigentlich noch weniger Arbeit, weil sich die Mutterhündin eigentlich um alles kümmert, die Welpen sauber macht und sie säugt. Ab der dritten Woche beginnt man dann mit dem Dazufüttern und dann geht die Arbeit richtig los. Man sozialisiert die Hunde, macht Ausflüge und fährt mit ihnen Auto. Während dem Füttern spielen wir Geräusch-CDs ab, damit sich die Tiere an gewisse Geräusche während der Fütterung gewöhnen können und später nicht irritiert sind. Es ist viel Arbeit, aber eine schöne Arbeit.“

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Die Welpen kommen im Schnitt mit 380 bis 450 Gramm auf die Welt. Wenn sie mit neun Wochen an ihre neuen Besitzer übergeben werden haben sie circa neun Kilogramm. Ausgewachsene Hündinnen erreichen um die 28 und Rüden zwischen 32 und 35 Kilogramm. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei zwölf Jahren.

Abschied von Zuchthunden fällt immer schwer

Nadolph nimmt sich bewusst viel Zeit für die Auswahl der neuen Hundehalter und versucht, sie besser kennenzulernen und ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufzubauen. Trotzdem falle es ihr jedes Mal schwer, von ihren Zuchthunden Abschied zu nehmen: „Ich weine jedes Mal Rotz und Wasser, weil man ja von Klein auf viel Zeit mit ihnen verbringt. Sie sehen am Anfang noch nichts und sind hilflos und man teilt die ersten Erfahrungen ihres Lebens mit ihnen. Es ist hart, die Kleinen gehen zu lassen."

Drentsche Patrijshond

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Dann sei es schön, wenn mit den neuen Besitzern der Kontakt erhalten bleibe und diese ihr ab und zu Fotos von den Hunden schicken: "Ich weiß dann, dass es ihnen gut geht und sie ein gutes neues Zuhause gefunden haben.“

Ziel: Rasse auch im Süden bekannter machen

Es mache sie stolz, in Österreich die einzige Züchterin dieser alten Rasse zu sein, sagt Nadolph: „Auch in Deutschland gibt es nur eine Züchterin dieser Rasse. In unseren Breiten ist sie eher selten vertreten, dafür etwas mehr in Schweden, Norwegen, in den Niederlanden und in Dänemark etwas häufiger.“ Ihr liege viel daran, diese auch im Süden langsam bekannter zu machen, auch wenn meistens der halbe Wurf ins Ausland verkauft werde, weil dort die Nachfrage größer sei: „Es freut mich immer besonders, wenn einer der Hunde in Österreich bleibt. Ein Hund aus meinem B-Wurf ist in Kärnten geblieben, Bruno. Es könnte auch sein, dass ein Hund aus dem C-Wurf in Kärnten bleibt.“

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