„Glücksunterricht“ in Volksschule

„Für das Leben lernen wir“: Nach diesem Motto bietet eine Kärntner Volksschule Unterricht im Glücklichsein an. Die Kinder lernen, was sie glücklich macht, wie man positiv denken kann, aber auch, wie man andere glücklich macht.

„Warum gehen manche Kinder so ungern in die Schule?“ Diese Frage stellten sich die Lehrer der Volksschule St. Johann (Gemeinde Wolfsberg). „Also haben wir uns auch die Frage gestellt, wie eine Schule sein muss, damit Kinder wieder glücklicher werden“, sagt Direktorin Karin Lichtenegger. Schnell kamen die Lehrer zu dem Schluss: „Wissensvermittlung alleine reicht nicht aus.“ Und so war der Grundstein für den Glücksunterricht gelegt. Seit zehn Jahren wird der Glücksunterricht nun schon angeboten.

Lernen für das Leben

ORF-Redakteurin Patricia Jordan hat die Kinder gefragt, was sie denn glücklich macht.

In der Folge wurde an der Schule das Unterrichtsfach „Glück“ eingeführt. Dabei geht es auch darum, die Selbstkompetenz der Kinder zu verbessern. Das Glücklichsein kann gelernt werden, „aber nur wenn man zu sich selbst ehrlich ist“, so Lichtenegger. Letztlich sollen die Schüler gestärkt werden, um auch mit Fehlern und negativen Erlebnissen zu Recht zu kommen.

Den eigenen Gefühlen auf der Spur

Die Kinder erkunden zunächst, was sie wütend, aber auch, was sie fröhlich macht. Die Glücks-Schüler von St. Johann lernen sich zu präsentieren, vor anderen zu reden, wie man seine Gefühle erkennt und ausdrückt und natürlich wie man konstruktiv streitet. Viel zu sehr gehe es auch in der Erziehung um Defizite, sagt die Direktorin: „Wir schauen auf das, was nicht funktioniert. Das Gehirn lernt durch positive Verstärkung und Lob aber viel mehr.“

Glück ist eine sehr persönliche Sache

Und auch, das Glück ein sehr persönliches Gefühl ist, haben die Kinder schon gelernt. Ganz unterschiedlich definieren sie „ihr“ Glück: „Spaß haben und mit Freunden spielen“, oder „Wenn ich lernen kann und ich weiß, dass ich eine Familie habe“ und „Wenn meine Familie gesund ist“, nennen die Kinder zum Beispiel.

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ORF/Jordan

Andere Menschen glücklich zu machen, das macht selber glücklich, auch das wissen die Volksschüler schon. „Wenn jemand traurig ist, kann man mit ihm reden und ihn mit Witzen und Freundschaft wieder glücklich machen“, sagt ein Mädchen. Hilfreich ist auch eine „Glücksdusche“. Dabei wird ein Kind von den Klassenkameraden gestärkt. Sie zählen positive Eigenschaften und Talente eines Kindes auf, um ihm zu stärken.

Unterricht im positiven Denken

Glücklich sein, das bedeute nicht, den ganzen Tag mit einem Grinsen herumzulaufen, so Lichtenegger. Auch das will man den Kindern vermitteln. Vielmehr gehe es auch darum, wie man mit negativen Erlebnissen umgeht, wie man Lösungen findet und wie man möglichst schnell wieder zu einem positiven Denken findet. „Wer aus einem negativen Erlebnis lernt, hat viel erreicht“, so die Direktorin.

In der Volksschule plant man schon die nächsten Schritte für den Glücksunterricht. Ein Glücksminister und ein „Rat der Weisen“ sollen installiert werden, besetzt mit Kindern aus der vierten Klasse. Sie sollen „überwachen“, ob das Wohlbefinden in der Schule genügend Stellenwert hat.

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