Gailtal: Modellregion für öffentlichen Verkehr

In Kötschach-Mauthen ist nach dem Aus der Gailtalbahn im Vorjahr ein energieautarker „Mobilitätsknoten“ errichtet worden, der Vorbild für weitere Projekte sein soll. Der Umstieg vom Auto auf umweltfreundliche Verkehrsmittel soll so erleichtert werden.

Die Mobilitätsknoten sind im Mobiliätsmasterplan des Landes vorgesehen. Eine digitale Haltestellen-Anzeige ist das Herzstück des neuen „Mobilitätsknotens“ von Kötschach-Mauthen. Sie zeigt nicht nur an, wann der nächste Bus kommt, sondern gibt auch zum Beispiel Verspätungen und Alternativen bekannt. Der Fahrer im Bus weiß, wie viele Leute bei der nächsten Haltestelle warten. Ebenso wissen die Fahrgäste bei der Haltestelle genau, wie lange es noch dauert, bis der Bus kommt. Besteht kein Bedarf, fährt der Bus die Haltestelle gar nicht an.

Verkehrsknoten Kötschach

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Die Haltestelle versorgt sich selbst mit dem benötigten Strom

Digitale Anzeige plant und meldet die Fahrt

Das Gerät ist ein Prototyp, das nach deutschem Vorbild für das Gailtal „maßgeschneidert“ wurde, sagt ser Entwickler der digitalen Anzeige, Altomaro Locurcio: „Der Kunde kann sich interaktiv auf dem Gerät seine Fahrt zusammenstellen. Wenn man zum Beispiel von Kötschach nach Klagenfurt will tippt man sein Ziel ein und dann zeigt ihm das Gerät an, wie er zu dem Ziel kommt. Es stellt Angebote von Bussen, Bahn und Taxi zusammen uns meldet die Fahrt dann beim Unternehmen an, so dass der Kunde die Fahrt mit Anschlüssen durchgehend gesichert hat.“

Alleine im Gailtal sollen weitere 80 dieser Geräte aufgestellt werden. Irgendwann könnte das Konzept auf ganz Kärnten ausgeweitet werden. Dann sollen Fahrten auch von zu Hause aus, per Handy-App, gebucht werden können.

Die digitalen Anzeigen an den Haltestellen könnten hingegen gleichzeitig als „Notrufsäulen“ fungieren und für zusätzliche Sicherheit sorgen, meint Locurcio: „Die Leute sehen den Mitarbeiter der Zentrale - fast so, als würden sie an einem Schalter die Tickets kaufen.“

Verkehrsknoten Kötschach

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Auf der digitalen Anzeige kann die fahrt geplant werden

Schnellbahn hat einen Zuwachs von 30 Prozent

70.000 Euro investierte das Land im Gailtal, sagt Landesrat Rolf Holub (Grüne): „Das Gailtal ist bei uns Modellregion. Wir haben bei der S4 einen Wahnsinns-Zulauf. Ich bin selbst unterwegs gewesen und habe mit über 1.000 Fahrgästen gesprochen und die nehmen den Stundentakt an. Das ist wirklich toll. Wir wussten am Anfang nicht, wie das ausgehen wird.“

Zusätzlich zum neuen Mobilitätsknoten in Kötschach-Mauthen, der finanziell auch von der EU gefördert wurde, werden neue Haltestellen und Bushäuschen geschaffen. Zentrale Aufgabe sei es, Schnittstellen zu schaffen, „wo dann alle in einem gewissen Takt zwischen der Abfahrt von Bus und Zug dort hin kommen, wo sie hin müssen.“

Die Einführung der S4 zwischen Villach und Hermagor im Stundentakt - als Ersatz für die stillgelegte Gailtalbahn - wird von 30 Prozent mehr Kunden genutzt. Bei den Busfahrten gab es einen Zuwachs von 15 Prozent.

Verkehrsknoten Kötschach

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Schüler beim Einsteigen in den neuen Bus

Gemeinde trauert der Gailtalbahn noch etwas nach

Von Montag bis Freitag verkehrt die S4 der ÖBB werktags im Stundentakt zwischen Hermagor und Villach. Der Streckenabschnitt von Hermagor bis Kötschach-Mauthen wird mit Bussen durch das Mobilbüro Hermagor bedient.

Walter Hartlieb (SPÖ), der Bürgermeister von Kötschach-Mauthen, sagt, der Bahnhof sei immer der zentrale Punkt des öffentlichen Verkehrs gewesen. Man habe sich bewusst dafür entschieden, den Mobilitätsknoten an dieser Stelle - und nicht zum Beispiel unmittelbar an das Schulzentrum angrenzend - zu errichten. „Generell bin ich trotzdem sehr skeptisch und kritisch, was den öffentlichen Verkehr in unserer Region betrifft, weil ich glaube, dass es wichtig gewesen wäre, die Schiene zu erhalten oder den öffentlichen Verkehr zum Teil auf die Schiene - kombiniert natürlich mit dem Busangebot - abzuwickeln. Aber man muss nach vorne schauen und sich nicht in der Vergangenheit bewegen und versuchen daraus das Beste zu machen.“

Auch Nachtbus hat regen Zulauf

Nicht nur das Tagesangebot, das auch unter Ski- und Radfahrern beliebt ist, auch Nachtfahrten in die Ballungszentren seien sehr gefragt, sagt Christian Themeßl-Huber von der Mobilbüro & Verkehrsmanagement GmbH: „Wir haben heuer im Winter das erste Mal im Winter am Freitag und am Samstag einen Nachtbus. Wir haben eine super Auslasung und sind damit schon im eigenwirtschaftlichen Bereich tätig. Wir haben ungefähr 600 bis 700 Leute, die in der Nacht transportieren.“

Gute Verbindung auch für Schüler

Auch gut die Hälfte der 250 Schüler der neuen Mittelschule zählen zu den Stammfahrern. Walter Köstl, Direktor der Neuen Mittelschule Kötschach-Mauthen, sieht die Entwicklungen in den letzten Monaten positiv: „Die Zeitqualität ist sehr gut geworden. Durch den Stundentakt haben die Kinder auf der Hauptlinie immer die Möglichkeit, zeitnahe nach dem Unterricht wieder nach Hause zu kommen. Immerhin fahren die Kinder zum Teil schon um 7.00 Uhr weg und kommen dann um 16.00 Uhr nach Hause.“

Lara Schiffer, Schülerin aus Dellach merkt kritisch an: „Im Zug konnte man herumgehen und konnte auch lauter sein. Im Bus gibt es zwar W-Lan, aber das ist auch nicht alles, wenn man nur bis Dellach fährt so wie ich. Dann bringt das nix. Dafür müssen wir weniger lange zu Fuß gehen, um nach Hause zu kommen.“

Miriam Tschaler wünscht sich mehr Verbindungen in ihren Heimatort im Lesachtal: „Die Busverbindungen sind ins Gailtail hinunter echt super. Das ist fein, wenn ich eine Freundin besuchen gehen will. Aber bei den Fahrten ins Lesachtal, das doch etwas abgelegener ist, läuft es noch nicht so.“ Die Fahrpläne und Taktungen werden regelmäßig den Bedürfnissen angepasst, heißt es seitens des Landes.

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