Studie: Tourismus als Chance für Frieden

Ein neues Buch beschäftigt sich mit den Frontlinien des Ersten Weltkriegs, an denen einander heute Menschen auf den so genannten Friedenswegen begegnen. Es zeigt die Bedeutung und Chance des Tourismus für den Frieden auf.

Der Weg der Dolomitenfreunde am Kleinen Pal in Kärnten, der Pot Miru im Socatal in Slowenien und der Sentiero di Pace bei Fogliano Redipuglia in Friaul-Julisch-Venetien sind drei Friedenswege, die entlang der Kriegssteige des Ersten Weltkriegs entstanden.

Buchcover "Friedenswege"

privat

Das Buch

Diese erste vergleichende Studie über die „Friedenswege“ ist ein Ergebnis des Forschungsprojektes Tourismus und Frieden am Zentrum für Friedensforschung und Friedensbildung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt in Kooperation mit der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO). Das Buch ist im Drava Verlag erschienen.

Sie alle wollen zu einer Auseinandersetzung mit Krieg, aber vor allem mit Frieden anregen. Umgesetzt wird dieses Anliegen mit verschiedenen Schwerpunkten und Mitteln, sagte Buchautor und Friedensforscher Werner Wintersteiner. Allen gemeinsam ist die Botschaft „nie wieder“ 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs.

Ziel: Intensivere Auseinandersetzung

Hier wäre - laut dem Friedensforscher - mehr möglich und auch notwendig: „Es wird noch nicht so ein komplettes Bild dargestellt. Es fehlt, dass tatsächlich eine tiefere Kritik an Kriegsursachen und -verursachern und auch an Möglichkeiten, Widerstand gegen Krieg und Kriegstreiberei gebracht wird.“

Wintersteiner untersuchte gemeinsam mit Cordula Wohlmuther von der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen in dem neuen Buch, wie Frieden und Tourismus in der Alpen-Adria Region zu einer gesellschaftlichen Veränderung beitragen könnten.

Für den Autor ist es wichtig, die Friedensidee und eine Kultur des Friedens in jeden Bereich der Gesellschaft hineinzutragen. Das gelte für die Wirtschaft als auch für die Kultur und die Politik: „Es ist nicht egal, wie der Tourismus aussieht. Ich bin froh, dass es eine wachsende ‚Nische‘ innerhalb der Tourismusbranche gibt, die sich für Kulturtourismus und Friedenstourismus öffnet und die immer mehr Zustrom findet.“

„Schuldfrage letztendlich nebensächlich“

Es gehe auch darum, den Kampf der Erinnerungen zu beenden, so Wintersteiner, „weg von der Frage zu kommen, wer trägt die größere Schuld, um nicht von der eigenen reden zu müssen.“ Erst wenn man auch von einem Denken „Wir gegen die Anderen“ wegkomme, könne es - wie einer der zahlreichen Interviewpartner des Buches betonte - zuerst vielleicht gerade auf einem Friedensweg zu einer Begegnung kommen: „Wir konnten zwar nicht wirklich miteinander reden, weil er konnte nicht Italienisch und der andere nicht Deutsch - aber wir fühlten an dieser Stelle, als wir dort standen, vermutlich doch das Gleiche: Was für ein Wahnsinn war es, dass wir hier gegeneinander gekämpft haben. Jetzt gehen wir quasi als Wanderkollegen und Freunde ein Stück des Weges miteinander und übernachten in der selben Hütte und trinken vielleicht auch etwas zusammen.“

Museum 1. Weltkrieg in Karfreit

ORF

Front gegen Italien in den Alpen

Mehr Wertschätzung gefordert

Werner Wintersteiner und Cordula Wohlmuther listen in ihrem Buch insgesamt sieben Empfehlungen für Friedenswege auf. Dazu gehört auch das Einfordern einer öffentlichen - auch finanziellen - Wertschätzung dieser Initiativen. Auch eine gezielte Kooperation untereinander - wie zum Beispiel bei einer gemeinsamen Marketingstrategie - und gemeinsame Kriterien, in welche Richtung sich die Friedenswege weiterentwickeln sollen, werden angestrebt.

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