Noch immer Keime im Trinkwasser

Seit fünf Monaten wird 110 Mietern der Klagenfurter Wohnanlage „Urbaneum“ empfohlen, das Trinkwasser abzukochen. Im Hintergrund läuft ein Gutachterstreit, wer für die gesundheitsgefährlichen Keime verantwortlich ist.

Man sieht oder riecht die Bakterien nicht und trotzdem sind sie da. Laut Ärzten können die Keime schwere Erkrankungen verursachen, vor allem für Babys, immungeschwächte Personen und für ältere Menschen. In der erst vor wenigen Jahren neu errichteten Wohnanlage „Urbaneum“ wurden schon im Jahr 2015 Pseudomonaden in weit überhöhten Mengen nachgewiesen - mehr dazu in Trinkwasser im „Urbaneum“ verunreinigt (kaernten.ORF.at; 23.1.2015). Auch Legionellen wurden gefunden. Bis jetzt gelang es nicht gänzlich, diese Bakterien aus den Wasserleitungen zu bekommen - mehr dazu in Wasser in Wohnanlage immer wieder verkeimt (kaernten. ORF.at; 10.11.2017).

Trinkwasser Urbaneum

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Das „Urbaneum“ im Klagenfurter Stadtteil Waidmannsdorf

Proben aus 15 Wohnungen auffällig

Bei der letzten Untersuchung im Oktober hätten mehrere Proben aus 15 Wohnungen deutliche Auffälligkeiten gezeigt, sagte die Hausverwaltung. Rechtsanwalt Alexander Todor-Kostic vertritt die Eigentümer der Anlage. Eine Klage scheint wahrscheinlich sagte Todor-Kostic: „Wenn man im Zuge der weiteren Verhandlungen nicht zu dem Ergebnis kommt, dass die Anlage konstruktiv umgebaut wird - was auch durchaus einen kostenmäßigen Aufwand verursachen wird - dann bleibt nichts anderes übrig, als den Bauträger zu klagen und auch die dahinter stehenden Professionisten in Anspruch zu nehmen.“

Trinkwasser Urbaneum

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Im Trinkwasser wurde Pseudomonaden und Legionellen nachgewiesen

Mietreduktion bis zu 25 Prozent möglich

Viele der Eigentumswohnungen sind weiter vermietet. Und für Mieter gilt in diesem Fall, wenn das Wasser über lange Zeit abgekocht werden muss: Sie haben das Recht, nicht mehr die volle Monatsmiete zu zahlen. Michael Tschamer, Mietrechtsexperte der Arbeiterkammer: „Die Bandbreite bei so einer Mitreduktion bewegt sich zwischen zehn und maximal 25 Prozent. Da kommt es natürlich auf die Intensität der Gesundheitsgefährdung an und auch auf die Dauer der Gefährdung.“

Das „Urbaneum“ Klagenfurt weise „überhaupt Mängel auf“, sagte die Hausverwaltung. Mit dem Bauträger werde nur noch über Rechtsanwälte kommuniziert. Christian Kness, von der Hausverwaltung ACASA: „Wenn man sagt, dass die Sanierung beim Trinkwasser einen Kostenanteil von 250.000 Euro einnimmt, dann reden wir mit samt den bautechnischen Problemen wahrscheinlich von 600.000 bis 700.000 Euro.“

Trinkwasser Urbaneum

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Warnung im Stiegenhaus der Wohnanlage

Bauträger: Bis jetzt kein Mangel nachgewiesen

Die Trinkwasseranlage im „Urbaneum“ habe man nur so gebaut, wie sie laut Wohnbauförderung gefordert wurde, rechtfertigte sich der Bauträger. Tom Müller, Vertreter des Bauträgers: „Wenn ein Mangel vorhanden ist, sind wir selbstverständlich in der Pflicht und werden uns dieser Verantwortung auch stellen. Es liegt nur bis dato kein Gutachten vor, das uns, oder der ausführenden Firma, oder dem Planer einen Mangel nachweist.“

Das grundsätzliche Problem ist in Klagenfurt die Entkalkung von Kaltwasser. Dem Wasser müssen Chemikalien beigemengt werden und das könne das Entstehen solcher Probleme begünstigen, sagen Experten.