Die imposante und verstörende Welt Gironcolis
Ausgangspunkt für die Ausstellung „Bruno Gironcoli. Elements of Sculpture 1964 – 2008“, die sich mit der Entwicklung der skulpturalen Formensprache des Künstlers seit den frühen 1960er-Jahren beschäftigt, ist die zwischen 2003 und 2004 entstandene Skulptur „Wir Villacher Kinder“. Der Guss ist eine der letzten großen Skulpturen, die im Atelier des Künstlers in der Akademie der Künste in Wien entstanden. Sie steht in Villach prominent am Europaplatz.
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Seine Skulpturen erinnern an Maschinen, an Raumschiffe oder Altäre. Sie erzählen Geschichten, in denen er Geschautes und Gedachtes verband.
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In Kärnten kam kein Museum zustande
Gironcoli war ein Ausnahmekünstler, doch die große Anerkennung blieb ihm verwehrt. Auch die Idee, nach seinem Tod in Bad Bleiberg ein Museum zu errichten, wurde nie realisiert. Die meisten seiner Werke stehen heute in einem eigenen Museum, das im Park von Schloss Herberstein in der Steiermark entstand. Als Professor an der Kunstakademie Wien prägte er zahlreiche Studenten, aber gerade deshalb, weil er ihnen nicht seinen Stil aufdrängte. Der Künstler Jochen Traar sagte, Gironcoli habe immer versucht, Individualisten zu finden und herauszuholen. Die habe er durch den Freiraum unterstützt.
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Porträts auf abstrakte Formen reduziert
Gironcoli schuf Werke, die sehr viel mit Gefühlen zu tun haben, mit dunklen und hellen Momenten. Zunächst begann er klassisch mit Akten und Porträtstudien. Über den Werkstoff Polyester, der in den 60er-Jahren revolutionär war, gelangte er zu einer, wie er selbst sagte, „eigenständigen und zeitgenössischen Darstellungsform des Menschen“. Er reduzierte die Porträts auf abstrakte Formen.
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Der Bildhauer Alexander Kanduth sage, er habe kein Objekt erschaffen, in dem er verschiedenen Materialien angeordnet habe, sondern er habe versucht, eine Form zu entwickeln, die seinen Gefühlszustand ausdrückt.
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Österreichischer Vertreter in Venedig
Mit seiner Teilnahme an der Biennale in Venedig 2003 erfolgte die längst fällige internationale Anerkennung für Gironcoli. Er selbst war zu diesem Zeitpunkt schon schwer von seinem Gehirntumor gezeichnet. Es wurde medial vermutet, dass die Krankheit durch die vielen Jahre Arbeit mit Polyester kam. In der Ausstellung in der Galerie Freihausgasse werden auch Arbeiten auf Papier aus der Sammlung der Stadt Villach gezeigt, die danach in der Gironcoli-Ausstellung 2018 im mumok in Wien zu sehen sein werden.
Gironcolis Leben
Bruno Gironcoli wurde 1936 in Villach geboren. Zunächst lernte er in Innsbruck Goldschmied, studierte dann bis 1962 an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. In Paris wurde er von den Werken Alberto Giacometti beeinflusst. 1977 leitete er die Bildhauerschule an der Akademie in Wien als Nachfolger Fritz Wotrubas. 1977 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst. Er wurde am Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab bestattet.