Neue Drogen mit verheerender Wirkung

Drogenexperten und Polizei schlagen Alarm: Neue, gefährliche Designerdrogen überschwemmen derzeit den Markt. Ein Kärntner schwebt nach dem Konsum der Droge „Pinky“ seit Tagen in Lebensgefahr.

Sie heißen Pinky, Cloud Nine oder Krokodile - die neuen Designerdrogen, chemische Substanzen, die im Internet ganz leicht für jeden zu bestellen sind. Und deren Wirkung völlig unklar ist. Die Kriminalisten glauben, dass diese chemischen Substanzen bald die herkömmlichen Drogen wie Kokain und Heroin verdrängen werden.

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ORF

Erschreckend leicht erhältlich sind die gefährlichen Drogen im Internet

In Lebensgefahr nach Konsum von „Pinky“

Wie gefährlich diese Drogen sind, zeigte jüngst ein Fall in Kärnten: Letzte Woche konsumierten drei Männer in einer Therapiestelle für Suchtkranke in Klagenfurt die Droge „Pinky“, die einer von ihnen aus dem Internet bestellt hatte. Zwei Männer wurden nach dem Konsum bewusstlos, alle mussten ins Klinikum eingeliefert werden - mehr dazu in Drogen aus dem Internet: Drei Männer in Klinik. Einer der drei Männer befindet sich noch immer in Lebensgefahr, ein Weiterer ist mittlerweile stabil, der Dritte wurde aus dem Klinikum bereits entlassen.

Die Designerdroge „Pinky“ ist ein synthetisches Opioid, das nie offiziell als Schmerzmittel zugelassen wurde. Schon geringe Dosen können den Tod verursachen, vor allem wenn das Mittel gespritzt wird. Als derzeit gefährlichste Droge gilt Desomorphin, eine Mischung unter anderem aus Codein, Iod und rotem Phosphor. Die Droge wird „Krokodil“ genannt, weil sich die Haut an der Einstichstelle grün verfärbt und schuppig wird. Für Abhängige ist die Droge absolut tödlich.

Polizei: „An dem Zeug kann man schnell sterben“

Die neuen Drogen seien auch relativ einfach im Internet bestellbar, sagt Herbert Rogl vom Landeskriminalamt: „Man bestellt im Internet und bekommt sie ins Haus geliefert.“ Hauptabnehmer der Designerdrogen seien Süchtige, die sich einen Kick erhoffen, aber leider auch immer mehr neugierige Jugendliche. „Sie wissen nicht, was sie zu sich nehmen. Das birgt riesige Gefahren. Wie die Vorfälle der letzten Tage gezeigt haben, kann man an diesem Zeug relativ schnell sterben.“

Die Polizei versucht zu reagieren: „Wir bündeln unsere Kräfte und vernetzen und international durch Europol und Internet.“ Man ermittle selbstverständlich auch im Internet. Die Hersteller der Drogen sitzen laut Rogl vor allem in China, Holland oder auch Russland. „Da sitzen Chemiker oder Pseudochemiker, die schmutzige Substanzen zusammen mischen, pressen und als großartige, neue Droge verkaufen.“

„Die Patienten wissen nicht, was sie einnehmen"

Auch in der Klagenfurter Drogenambulanz machte man schon Erfahrung mit den chemischen Drogen. Zusätzlich zu bekannten Drogen würden Patienten diese neuen Drogen ausprobieren, sagt Claudia Scheiber, Leiterin der Drogenambulanz Klagenfurt. Diese Patienten hätten oft Halluzinationen. Manche Designerdrogen machen schnell abhängig, manche erst später oder gar nicht. Auch Scheiber betont, dass diese Drogen sehr gefährlich sind: „Die Patienten wissen nicht, was sie einnehmen und welche Auswirkungen diese Drogen haben.“

Noch keine bewährten Behandlungskonzepte

Die neuen Drogen stellen nicht nur die Kriminalisten vor neue Herausforderungen. Schwierig seien auch die Behandlungsmethoden für Süchtige, so Scheiber. Für Heroin und Kokain gebe es etablierte Suchtprogramme, nicht aber für die neuen Drogen. Außerdem sei jeder Fall unterschiedlich. „Jedes Jahr kommen hundert neue Drogen auf dem Markt, wir hinken mit der Behandlung und der Nachweisbarkeit immer ein bisschen nach.“

Erst am Wochenende verstarb in Kärnten ein 19-Jähriger nach dem Konsum von Drogen, er ist der bereits elfte Drogentote in diesem Jahr - mehr dazu in 19-Jähriger starb nach Drogenkonsum.