Fünf Religionen in fünf Monaten

Der Kärntner Autor und Kabarettist Christian Schwab hat in einem Selbstversuch fünf Weltreligionen erkundet. Seine Erfahrungen packte er in das Buch „Oh mein Gott! Fünf Religionen in fünf Monaten“. Eine der Schlussfolgerungen: Alle Religionen „nehmen sich ein bisschen zu ernst.“

Schwab wurde als Mitglied der Kabarettgruppe „Comedy Hirten“ bekannt, sowie als Prominenten-Parodist und Comedy-Texter für den Ö3-Wecker. Das Thema Religion beschäftigt den 38-jährigen seit frühen Kindheitstagen. Sein Vater war in St. Jakob bei St. Andrä in der katholischen Gemeinde aktiv, Schwab selbst war Ministrant. Mit 20 Jahren trat er aus der Kirche aus, doch das Thema Religion ließ ihn nicht los.

Bundeslandfenster Christian Schwab Buch fünf Weltreligionen

Lukas Beck

Vor rund einem Jahr wurde sein Buchprojekt dann konkreter. Den Ausschlag gab schließlich eine Kinderchristmette, die er letztes Jahr in St. Jakob mit der Familie besuchte. Gehalten wurde die Mette von einem katholischen Priester indischer Abstammung. „Ich dachte mir, wenn so ein kleines Dorf einen indischen Pfarrer akzeptiert, dann bin ich bereit für meinen Selbstversuch.“

Ein Plädoyer für den Humor

Jeweils einen Monat lang lebte Schwab für sein Experiment nach den Regeln des Islams, des Judentums, des Christentums, des Hinduismus und des Buddhismus. Die Erfahrungen mit den Weltreligionen erschienen Ende November mit „Oh mein Gott! Fünf Religionen in fünf Monaten“ in Buchform.

Die Selbstversuche sind mit einer gehörigen Portion Humor versehen. Die sehr persönliche Intention hinter dem Buchprojekt: „Bei vielen Religion hört sich der Spaß bald auf. Da muss man mehr aufeinander zugehen, das war auch meine Intention. Wenn man aufhört, die Welt mit Humor zu betrachten, hat die Tragödie das letzte Wort.“

Der Sabbat als „Burnout-Prophylaxe“

Erste Station war das Judentum. Diese Religion lernte der Kabarettist in Wien bei Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg kennen. Und der Oberrabiner zeigte zugleich seine humorige Seite. „Er stellte mich vor und kündigte gleich meine Beschneidung an.“ Die angedrohte Beschneidung fand dann doch nicht statt, dafür ging es zum Morgengebet in die Synagoge. „Ich wollte nicht auffallen und versteckte mich auf einem Platz in der letzten Reihe. Leider war das der Platz des Synagogendieners, einer der wichtigsten Plätze in der Synagoge, da wurde ich sofort verjagt.“

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Edition a

Schwabs Resümee nach einem Monat Judentum: „Mit dem Sabbat hat das Judentum das perfekte Mittel gegen Burnout erfunden.“ Dem Ruhetag konnte Schwab auch andere positive Seiten abgewinnen: „Es gibt das Gebot, am Sabbat Sex zu haben. Da kann ich mir ein Lachen nicht verkneifen. Den Liftknopf zu drücken ist nicht erlaubt, Sex jedoch schon.“

Buddhistische Meditation als Kniestrapaze

Weiter ging es zum Buddhimus. Hilfe dabei fand Schwab unter anderem im buddhistischen Zentrum in Scheibbs in Niederösterreich. Auch der Buddhismus erschloss sich Schwab nicht sogleich. „Ziel des Buddhismus ist es, den Kreislauf von Tod und Wiedergeburt zu überwinden. Wir sollen uns im Nirwana quasi auflösen. Doch will ich wirklich als Brausetablette enden?“

Es folgte eine Woche Zen-Meditation im buddhistischen Zentrum, täglich von 4.00 Uhr früh bis 22.00 Uhr. Eine große Herausforderung, vermerkt Schwab in seinem Buch: „Buddha hat gesagt: Es gibt nur eine einzig wahre Zeit, um aufzuwachen. Und diese Zeit ist JETZT. Aber muss JETZT wirklich 4 Uhr früh sein?“

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Auch körperlich forderte die Meditationswoche den 38-Jährigen: „Ein Ironman für den Geist. Nach dem ersten halben Tag dachte ich, ich brauche eine Meniskus-Operation.“

Hinduismus und Kuh „Heidi“

Anschließend widmete sich Schwab dem Hinduismus und seinen 330 Millionen Göttern. Seinen „hinduistischen Monat“ verbrachte der Kärntner viel in einem hinduistischen Tempel in Wien. Im Sinne der heiligen Kuh beschloss Schwab, eine Kuh zu kaufen und ihr einen Platz auf einem Gnadenhof zu sichern. Fündig wurde er an der bayerischen Grenze bei Schärding – die Wahl fiel auf Kuh „Heidi“: „Nachdem meine Freundin Heidi heißt, ist es für mich naheliegend, dass ich mich für die Kuh mit diesem Namen entscheide. Beziehungsmäßig gab es sicherlich schon sensiblere Entscheidungen von mir.“

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Schwabs Resümee: „Im Grunde bin ich, der in Österreich geboren und aufgewachsen ist, genauso wenig für den Hinduismus geschaffen, wie ein Inder zum Skifahren…… Aber der Hinduismus wird mich weiterhin begleiten, einmal im Monat auf dem Kontoauszug, wenn Heidi, meine heilige Kuh, wieder ihre Alimente bekommt.“

Ramadan im Sommer

Es wurde Sommer und für Schwab ging es weiter zum Islamzentrum in Wien. Viele Fragen galt es auch hier zu klären: „Wie läuft das Freitagsgebet in der Moschee ab? Wie geht es dem Prohpheten im eigenen Land? Und wo kann ich die 72 Jungfrauen kennen lernen? Und sind es überhaupt 72?“

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Eine Woche hielt sich Schwab an den islamischen Fastenmonat Ramadan. Kein leichtes Unterfangen, erzählt er. „Nicht einmal ein Glas Wasser durfte ich annehmen. Da wirst du schon schief angeschaut.“

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Nach diesen Monat im Islam appelliert Schwab in seinem Buch an mehr Offenheit: „Es gibt nicht nur die dunkle Seite der Macht.“ Und letztlich wurde auch der Bart wieder abrasiert: „Von meiner Islam-Coachin Nour habe ich vor Kurzem eine Nachricht bekommen: ‚Du hast deinen Monat im Islam wirklich gut gemeistert. Ich finde es nur immer etwas peinlich, wenn Männer glauben, sie müssen sich im Islam einen Bart wachsen lassen.‘ Bravo, Nour. Das hättest du mir auch früher sagen können!“

Beim Mönchsleben „fehlten nur die Frauen“

Zu Ostern hieß es für einen Tag „zurück in meine religiöse Komfortzone, zum Christentum.“ Befremdlich erlebte Schwab sein „Palmsonntags-Comeback“: „Ich fühle mich wie verkleidet. Zum heutigen Anlass habe ich in die biedere Schublade meines Kleiderkastens gegriffen...“

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Schwab mit Pater Siegfried

Seine religiöse Reise beendete Schwab dann in seiner Heimatgemeinde bei Pater Siegfried, bei dem er einst auch Ministrant war. Zwei Tage verbrachte er zum Abschluss auch als Mönch im Benediktinerstift in St. Paul im Lavantal. „Da ging mir fast nichts ab. Es fehlten nur die Frauen.“ Und soll man nun heiraten oder ledig bleiben? Pater Siegfried hatte auch da eine Antwort parat, schreibt Schwab: „Sokrates sagte, ‚Macht was ihr wollt, ihr werdet beides bereuen.“

Zurück bleibt ein "Party-Christ

Eine von Schwabs persönlichen Lehren aus seinem Selbstversuch: „Jede Weltreligion glaubt, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. Sie nehmen sich alle ein bisschen zu ernst.“ Und letztlich gebe es zwischen den Religionen viele Gemeinsamkeiten, „und ein paar kleine Unterschiede.“ Und über Integration lernte er: „Dazu gehören immer zwei Seiten. Ich habe in allen Religionen sehr offene Menschen kennen gelernt.“

Seine präferierte Religion fand der 38-Jährige aber trotz aller Recherchen nicht. „Am liebsten würde ich wohl aus allen Religion die besten Sachen herausnehmen“, sagt er. Zu Weihnachten und Ostern kehre er aber gerne zu den christlichen Wurzeln zurück: „Ich bin also so etwas wie ein Party-Christ.“