6,5 Jahre Haft für „Fensterbohrer“

Zwei Cousins aus Albanien sind am Freitag am Landesgericht Klagenfurt zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der „Fensterbohrer“ soll in ganze Europa eingebrochen haben, er bekam 6,5 Jahre Haft. Sein Cousin, der Fahrer, bekam 2,5 Jahre.

Die Aktenordner türmten sich vor Richterin Michaela Sanin auf dem Richtertisch. Alle Blätter in den Ordnern in Reih und Glied geordnet, versehen mit farbigen Zetteln, in Kapitel untergliedert. So etwas habe sie noch nie gesehen, es sei eine detaillierte Auflistung der Taten. Die Polizisten in Vorarlberg zum Beispiel erstellten ein fast zehnseitiges Diagramm der beiden Albaner, eine Art „Tour durchs Ländle“, mit all den Häusern, die von den Profis aufgebohrt wurden.

Fensterbohrer Richterin Sanin Einbrecher Prozess

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Richterin Sanin mit einem der Diagramme

Genau so einen Ordner gibt es auch für die Bundesländer Tirol, Salzburg und Kärnten. In Summe mehr als 2.300 Seiten, die der Richterin vorlagen. Darin auch eindeutige Beweisen wie DNA-Spuren eines der Angeklagten. Auch die Mobilfunksignale der beiden Albaner auf ihren Bundesländertouren wurden ausgewertet. So stimmte der jeweilige Einbruchsort mit dem georteten Funksignal überein.

Prozess Einbrecher Fensterbohrer

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Die Cousins vor Gericht

In ganz Europa „tätig“ gewesen

Der Haupttäter, 38 Jahre alt und schon gefängniserfahren, soll nicht nur 32 Mal in Österreich, sondern auch in Schweden, Deutschland und der Schweiz Einbrüche verübt haben. Das gab er auch zu. Sein 23-jähriger Cousin sagte, er sei bei der Einbruchstour in Österreich nur der Fahrer gewesen. Dass sein Cousin bei den kurzen Pausen, die sie meistens in der Nacht gemacht hätten, einbrechen war, habe er nicht ahnen können. Besonders glaubwürdig fand das Gericht diese Version nicht, die allerdings vom Haupttäter bestätigt wurde.

Grafik Tatorte des Fensterbohrers

Polizei

Diagramm der Einbrüche

„Im Internet gelernt“

Die Richterin zeigte Bilder von den aufgebohrten Fenstern, die Bohrlöcher sind immer an der selben Stelle, andere Spuren gab es kaum. Wie habe er das alles so präzise geschafft, fragte die Richterin den Hauptangeklagten. Dieser sagte aus, er habe das Aufbohren auf youtube gelernt. Dort gebe es gute Anleitungen.

Tatortfoto Fenster aufgebohrt

Polizei

Die exakt aufgebohrten Fenster

Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde

Er betonte, er habe nur Häuser ausgesucht, die seiner Meinung nach leer gestanden sind. 6,5 Jahre Haft bekam der Haupttäter. Vorstrafen hatte sein Cousin nicht, daher kam der junge Mann mit den zweieinhalb Jahren vergleichsweise glimpflich davon. Als ihm der Dolmetsch Urteil und Strafe übersetzte, echauffierte er sich allerdings ziemlich, sein Verteidiger erbat schließlich drei Tage Bedenkzeit. Dem 38-Jährigen waren die sechseinhalb Jahre auch zu viel, seine Anwältin meldete Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde an. Die Urteil sind nicht rechtskräftig.

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