„Carinthia I“ ist älteste Zeitschrift Österreichs

Einmal im Jahr wird in Kärnten die Zeitschrift „Carinthia I“ präsentiert. Es ist die älteste österreichische historisch-wissenschaftliche Zeitschrift und erscheint seit 1811. Sie bildet Kärnten in Form von Aufsätzen in allen Facetten ab.

Die Bewilligung für die Herausgabe einer Zeitschrift wurde einst von einer „Gesellschaft von Vaterlandsfreunden“ beantragt. Laut Claudia Fräss-Ehrfeld, der Präsidentin des Geschichtsvereins, war Kärnten Anfang des 19. Jahrhunderts in einer schlechten Position. Unter Napoleon sei das Land geteilt worden: „Oberkärnten unterstand Laibach und war bei den illyrischen Provinzen. Unterkärnten, der Klagenfurter Kreis, blieb bei Österreich, hatte aber keine politische Selbstständigkeit.“ Die Vaterlandsfreunde, darunter auch Bürger, taten sich zusammen und gründeten die „Carinthia“ als Wochenzeitschrift.

Gründer und Herausgeber war der Schauspieler und gelernte Buchhändler Karl Mercy. Im Sommer 1811 wurde sie zum ersten Mal gedruckt. Sie ist unter den noch bestehenden deutschsprachigen Zeitschriften die älteste Österreichs und nach den „Göttinger Gelehrten Anzeigen“ (seit 1738) und den „Annalen der Physik (Marburg an der Lahn, seit 1799) die drittälteste überhaupt. Heute erscheint sie im Verlag des Geschichtsvereins für Kärnten.

Präsentation Carinthia I Geschichtsverein Fräss Ehrfeld Wadl

ORF/Helga Suppan

Claudia Fräss-Ehrfeld, Präsidentin Geschichtsverein und Wilhelm Wadl, Direktor des Landesarchivs bei der Präsentation der „Carinthia I“ 2017

Kurze Zeit politische Publikation

Den damaligen Verfassern der Artikel sei es laut Fräss-Ehrfeld um die Politik gegangen, damit Kärnten wieder wieder selbstständiges Kronland werde. Im Revolutionsjahr 1848 wurde die „Carinthia“ für kurze Zeit eine politische Publikation unter ihrem neuen Redakteur Vinzenz Rizzi. Damals ging es vornehmlich um Themen wie Pressefreiheit, Gemeindeordnungen oder um Nationalitätenfragen. Claudia Fräss-Ehrfeld: „Nach der Revolution ist Kärnten wieder ein eigenes Kronland geworden. Die Carinthia ist weiter erschienen, die Beiträge wurden aber seicht.“

Vereine retteten die „Carinthia“

Bis 1854 war die „Carinthia“ eine Wochenzeitschrift, die der „Klagenfurter Zeitung“ beigelegt wurde - damals die einzige Zeitung. Nach der Trennung von der Klagenfurter Zeitung wurde die Carinthia neun Jahre lang als selbständiges Blatt vom Verlag Johann Leon betreut. 1864 stand das Blatt vor der Einstellung. Doch Geschichtsverein und Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten sprangen in die Bresche und gaben die Zeitschrift als gemeinsame Monatsschrift heraus. 1890 legte der Geschichtsverein daneben ein eigenes Blatt auf – genannt „Neue Carinthia“, mit alleiniger Ausrichtung auf die ihn berührenden Themen.

Präsentation Carinthia I Geschichtsverein Fräss Ehrfeld Wadl

ORF/Helga Suppan

Jeder Verein bekam eine Zeitschrift

Als 1891 die beiden wissenschaftlichen Vereine überein kamen, die „Carinthia“ zu teilen, so dass jeder für sich eine Zeitschrift hatte – „Carinthia I“ für den Geschichtsverein, „Carinthia II“ für den Naturwissenschaftlichen Verein – wurde die „Neue Carinthia“ eingestellt. In der „Carinthia I“, die bis heute die einzige historisch-wissenschaftliche Jahreszeitschrift des Landes ist, findet seit 1891 die gesamte Forschung zur Kärntner Geschichte ihren Niederschlag. Die „Carinthia I“ kommt heute in einer Auflage von 3.600 Stück heraus.

Helmut Zwander ist für den naturwissenschaftlichen Bereich verantwortlich. In jüngster Zeit mit Themenbereichen, die von invasiven Pflanzen, Abhandlungen über Pollen, verschiedenen Lebensbereichen von Pflanzen, hydrologischen oder vogelkundlerischen Wissensbereichen handeln.

30 wissenschaftliche Beiträge

Schriftführer der „Carinthia I“ ist traditionell der Leiter des Kärntner Landesarchives, derzeit Wilhelm Wadl: „Es sind über 30 Beiträge von Wissenschaftlern aus Österreich, Slowenien und Deutschland. Darunter ein spannender Beitrag über Valvsor und Kärnten aus dem Feld der Zeitgeschichte. Oder wann der zum Tode verurteilte Gauleiter Rainer wirklich hingerichtet wurden. Wie sich jetzt herausstellte hat er drei Jahre nach seiner angeblichen Hinrichtung noch gelebt und wurde erst im Herbst 1950 still und heimlich erschossen und verscharrt.“ Die Themenpalette sei unerschöpflich, so Wadl.

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