So hat man „Rumpelstilz“ noch nicht gesehen

Derzeit zeigt das Stadttheater Klagenfurt das Musical „Rumpelstilz!“ für Kinder und Erwachsene. Das Märchen der Gebrüder Grimm wurde modernisiert und in die heutige Zeit der alleinerziehenden Eltern versetzt. Familie ist kompliziert.

Der deutsche Regisseur Ulrich Hub erzählt das Märchen der Gebrüder Grimm erfrischend anders. Die Königin und der Müller sind zwei alleinerziehende Eltern, die manchmal einfach nur überfordert sind. Mit Tanja Raunig und Josef Ellers stehen zwei gebürtige Klagenfurter auf der Bühne.

„Rumpelstilz“ im Stadttheater Klagenfurt

„Rumpelstilz“ - ein Musical für Kinder und Erwachsene in die moderne Zeit versetzt.

Rumpelstilz will als einziger kein Gold

Rumpelstilz ist eine komplizierte Familiengeschichte, die am Ende doch noch gut ausgeht. Am Anfang schaut es aber gar nicht danach aus. Am schwersten hat es die Tochter des Müllers. Ihr Vater behauptet ganz einfach: „Meine Tochter kann Stroh zu Gold spinnen.“ Das muss sie dann auch tun. Überhaupt dreht sich viel bei diesen Menschen ums Geld, so Regisseur Ulrich Hub: „Liebe gibt es nur durch Leistung. Leistung kann ganz klar bemessen werden durch Geld. Das hat sich seit den Grimm-Märchen nicht verändert. Für Rumpelstilz bedeutet Geld gar nichts. Das unterscheidet ihn von allen anderen Figuren. Etwas Lebendiges ist ihm lieber als alle Reichtümer des Königreichs.“

Rumpelstilzchen Stadttheater Musical Kinder

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Alle wollen Gold, Rumpelstilz will das Kind

Als alle das erwünschte Geld haben, wissen sie nicht mehr, was sie damit anfangen sollen. Das verstehen die Figuren der Müller, die Königin, die Tocher und der Sohn erst durch Rumpelstilz, so Hub. Tanja Raunig ist aus TV-Serien wie Tatort bekannt, wo sie die Tochter von Kommissar Harald Krassnitzer spielte. Sie mag ihre Rolle als Müllerstochter sehr, die auf einmal Königin wird: „Es ist ein hartes Los. Eine junge Frau, die mit Existenzängsten ins Schloss kommt und nur ein Stück Gold haben will, damit sie die Mühle behalten können. Am Ende wird sie Königin, da passiert viel an einem Tag.“

Ist Rumpelstilzchen böse oder gut?

Sie meistert ihr Schicksal sehr gut, bis Rumpelstilzchen vor ihr steht und sie an ihr Versprechen erinnert. Er bekommt als Lohn dafür, dass er für sie aus Stroh Gold gemacht hat, ihr erstes Kind. Rumpelstilzchen in der Bearbeitung von Hub ist ein wenig auch eine Rehabilitation dieser Märchenfigur: „Als Kind habe ich mich immer gefragt, ob Rumpelstilz ein Guter oder ein Böser ist. Er kommt dreimal unaufgefordert zu Hilfe und erleichtert auch später noch die Bedingungen zu Gunsten der Königstochter. Zum Schluss muss er sich zerreißen. Deshalb schaffen wir hier ein bisschen Gerechtigkeit für Rumpelstilzchen. Alle sind ein bisschen böse. Das Böse kann in Menschen schnell erweckt werden, wenn sie überfordert sind.“

Alle sind irgendwie überfordert

Überfordert sind in diesem Musical für Menschen ab sechs Jahren irgendwann alle. Auch der plötzliche Reichtum wird zur Belastung. Sie wissen nicht mehr wohin mit dem ganzen Geld. Den Kindern möchte der Regisseur mitgeben, dass sie nicht alles glauben sollen, was man ihnen erzähle. Man solle den Kopf benutzen und auf sein Herz hören und nicht auf Autoritäten.

Rumpelstilzchen Stadttheater Musical Kinder

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Rumpelstilzchen soll auch rehabilitiert werden

Genau das müssen auch die beiden jungen Menschen in Rumpelstilz tun. Der Sohn der Königin heiratet die Müllerstochter einfach. Was seine Mutter davon hält, ist ihm ziemlich egal. Irgendwann geht er seinen Weg. Josef Ellers mag diese Rolle und er spielt sehr gerne Theater für junge Menschen: „Es ist die Zukunft, die unten sitzen sind die, die auch noch in zehn oder 20 Jahren ins Theater kommen sollen. Deswegen ist die Vorbereitung so wichtig.“

Rumpelstilzchen Stadttheater Musical Kinder

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Am Ende zerreißt sich keiner, die Familie wird um Rumpelstilzchen erweitert

Für Josef Ellers ist Rumpelstilz das Debut am Stadttheater Klagenfurt. Für den 1988 Geborenen ist es auch ein Heimkommen: „Ich habe hier schon im Kinderchor gesungen, war bei Evita, Norma und Tosca dabei. Jetzt ist es nach der Ausbildung, nach zehn Jahren in Wien, ein Heimkommen.“

Der Fremde bringt die Menschen zusammen

Bei Ulrich Hubs Inszenierung von „Rumpelstilz“ gibt es keine einfachen Antworten. Es ist auch nicht klar, wer am Ende wirklich der Gute und der Böse ist. Auch Tanja Raunig ist sich auch bei Rumpelstilz nicht so ganz sicher. Er sei vernünftiger, als man glauben würde, aber so leicht kann man die Frage nicht beantworten, wer Recht und wer Schuld habe.

Am Ende wird alles gut. Anders als bei den Gebrüdern Grimm zerreißt sich Rumpelstilzchen nicht vor lauter Wut, dass sein Name jetzt bekannt ist und er damit das Kind doch nicht haben kann. Vielleicht ist es ja, so Ulrich Hub, erst der Fremde, der Außenseiter, der diese Menschen zusammenbringt. Rumpelstilz von Ulrich Hub ist noch bis 25. Jänner am Stadttheater Klagenfurt zu sehen.

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