Neuebühne Villach: „Heilig Abend“
Es ist der 24. Dezember, 22.45 Uhr. Das Bühnenbild zeigt einen mit Bauschutt bedeckten Raum, irgendwo. Ein Polizist und eine festgesetzte Philosophieprofessorin sitzen in dem Raum. Es besteht ein Verdacht gegen sie. Sie könnte mit einem Bombenleger zusammenarbeiten. Sie, die sich in ihrer Jugend für Befreiungsbewegungen engagierte, ist verdächtig und der Polizist will Informationen.
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Beide im gleichen Zwiespalt
Der Polizist Thomas (Manfred Lukas Luderer) die Staatsgewalt, gegen die liberale Philosphieprofessorin Judith (Isabella Wolf). Die beiden liefern sich einen intensiven Schlagabtausch. Es besteht ein Verdacht, ein Terrorverdacht. Die gesellschaftlichen Nerven liegen blank, der Überwachungsstaat schlägt zu. Man merkt, dass die Vernunft der Hysterie zum Opfer fällt. Hinter jedem Busch werden Verbrecher vermutet. Das westliche System, das seinen Wohlstand noch immer am Rücken der Entwicklungsländer maximiert, ist hilflos, verteidigt sich aber brachial.
Clemens Luderer führte Regie: „Der Eine dient dem System, die Andere bekämpft das System, aber in Wahrheit leben beide im gleichen Zwiespalt mit der Sache, weil sie es beide in Frage stellen und beide wissen, dass es nicht so funktioniert, wie es ist.“
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Politisches System auf der Anklagebank
Es ist ein Zustand, wo niemand mehr im Recht ist. Und die Zeit vergeht, Mitternacht zu Heilig Abend rückt näher, da soll die Bombe hochgehen. Die Standpunkte verwischen. Knallt es um 0.00 Uhr? Das Ende bleibt offen, im Stück steht das politische, westliche System auf der Anklagebank.
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Änderung des Systems nur theoretisch
Es ist kein einfacher Theaterabend, der die Schwarzweißmalerei zwischen Gut und Böse in Frage stellt, die in den Boulevardmedien und auch in den Wahlkämpfen so gut funktioniert. Lukas Luderer: „Wenn wir uns ändern, ändern wir auch das System. Das hätte eine Chance. Aber das ist theoretisch.“