Angst und Gier gegen Ethik in Unternehmen

„Profit is the name of the game“ - Unternehmen müssen Gewinn machen. Betriebswirtschaftler Dietrich Kropfberger betont aber auch, dass Erfolg in Zukunft vom Schaffen bestimmter Spielregeln abhängen werde. Denn Angst und Gier können die Welt zerstören.

Grundsätzlich müsse man als Unternehmer Gewinn machen und auch die Freiheit haben, dies zu tun. „Die Freiheit darf aber nicht so weit gehen, dass dieser Gewinn zu Lasten der Anderen, der Gesellschaft oder der Umwelt geht. Dort müssen wir Grenzen einziehen“, sagt Kropfberger.

Grenzen seien aber auch dort zu setzen, wo aus dem Gewinnstreben reine Gier nach Geld werde, wie zum Beispiel bei den Abgasmanipulationen durch VW oder beim Hypo-Skandal. Derjenige, der mehr Geld und Macht habe, bestimme global auch die Spielregeln. Das könnte man aber auch übertreiben, wie es Spekulanten machen, so der Experte: „Große, globale Player in den Hedge-Fonds und den Bankensystemen versuchen, wirklich mit Geld Geld zu machen. Auf diese Art und Weise pervertieren sie das Prinzip der Marktwirtschaft.“

Macht abgeben verhindert Schieflage

In den neuen, globalen Spielregeln der Wirtschaft sieht Kropfberger eine ernstzunehmende Gefahr für die Gesellschaft und die Wirtschaft. Er fordert daher nicht weniger EU, sondern mehr. Eine EU, die viel mehr sei als nur eine Wirtschaftsunion.

Dieter Kropfberger

Der Wirtschaftswissenschaftler Dietrich Kropfberger war von 1984 bis 2007 Professor für Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensführung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. Er verfasste zahlreiche Publikationen, Vorträge und Seminare auf den Gebieten Controlling und strategische Unternehmensführung. Visitenkarte Dietrich Kropfberger.

„Politik beeinfluss- und erpressbar“

Dass hier viele Mitgliedstaaten große Vorbehalte haben, sei verständlich, sagt Kropfberger: „Das ist unangenehm, denn ich muss Macht abgeben und ich muss zugeben, dass ich Macht abgebe. Solange wir das nicht machen, ist die Politik von großen Lobbys, Konzernen und vom Geld beeinflussbar und erpressbar. Damit kann ich die Nationalstaaten gegeneinander ausspielen und nach unten treten - immer mit dem Argument, wenn du nicht spürst, ziehe ich meinen Betrieb ab, dann verlierst du so viele Arbeitsplätze.“

Hinsichtlich der Körperschaftssteuer könne man wie in Luxemburg vorgehen, wo zwar der selbe Körperschaftssteuersatz gelte, aber die Berechnungsgrundlage würde sich unterscheiden, erklärt Kropfberger: „Du musst es nur von zehn Prozent deines Umsatzes bezahlen. Solche Dinge passieren dann und das kann nicht sein.“

Maßnahmen zur Stärkung der EU

Zu den Maßnahmen, die eine gestärkte EU setzen müsste, gehören für Kropfberger unter anderem das Verhindern von Gewinnmanipulationen und -verschiebungen, ein Brechen der Macht der internationalen US-Ratingagenturen durch die Gründung einer europäischen Ratingagentur, aber auch, dass Manager am Verlustrisiko beteiligt werden.

„Entwickelt sich ein Markt unkontrolliert, muss eingegriffen werden.“ Klar sei auch, so Kropfberger, dass die EU heute Probleme habe. Dennoch brauche gerade Österreich die EU. 40 Prozent der Wirtschaftsleistung entfallen auf Exporte, davon gehen 70 Prozent in die EU.

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Für Kropfberger ist die EU eine wichtige Basis für eine ökosoziale Marktwirtschaft

Kropfberger: „Öxit wäre Katastrophe“

Großbritannien hat sich für den Ausstieg aus der EU entschieden. Auch in Österreich hat die Idee eines Öxit die Runde gemacht. Davon hält der Wirtschaftsexperte Dietrich Kropfberger nichts: „Öxit wäre eine Katastrophe, weil zwei Drittel unserer Wirtschaftsleistung Export ist. Der Großteil davon geht in die EU und wir riskieren somit 150.000 Arbeitsplätze, wenn wir das Netzwerk zerreißen. Ein großes Land kann das unter Umständen machen, weil es so stark ist, dass es die Wirtschaft selbst in Schwung hält. Wir sind ein kleines Land und wir sind davon abhängig, wie wir mit unserem Nachbarn leben.“

Dazu komme, so Kropfberger, dass die Klein- und Mittelbetriebe in Österreich die Wirtschaft seien: Mehr als 99 Prozent der Betriebe erbringen zwei Drittel der Wirtschaftsleistung und beschäftigen zwei Drittel der Arbeitnehmer.

Angst und Gier als Motivatoren

Kropfberger räumt ein, dass der Wettbewerb heute sehr hart sei, betonte aber auch, dass ein Scheitern zur Marktwirtschaft dazugehöre, dass nur die Besseren überleben: „Es kommt darauf an, etwas zu machen, was ich wirklich gut kann. Es gibt keine Standardlösung. So wie es keine Standardmenschen gibt, gibt es auch keine Standardlösung, keine Standardunternehmen und keine Standarderfolgsrezepte.“

Es gebe aber ein paar Sachen, die man berücksichtigen müsse, zum Beispiel, dass man sich in Märkten bewegen sollte, die wachsen und nicht von anderen Konkurrenten überfüllt sind oder zusammenbrechen." Eine weitere Regel besage, dass man in den Märkten, in denen man sich bewege, besser sein müsse als die anderen. Angst und Gier nannte der erfolgreiche Unternehmer Dietrich Kropfberger als seine zwei Hauptantriebe: Die Angst, den nächsten Auftrag nicht zu bekommen und die Gier, ihn zu holen.

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Mythos vom selbstregulierenden Markt

Dietrich Kropfberger räumte bei seinem Vortrag - der von der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Kärnten organisiert wurde - in der Wirtschaftskammer in Klagenfurt aber auch mit einer Reihe von Mythen auf. Dazu gehört, dass der Markt selbst ohnehin alle Probleme löse. Dem Markt ist es egal, ob er Alkohol, Waffen, Rauschgift, Medikamente oder Lebensmittel verkauft. Es gibt überall einen Markt und das wird gelöst."

Dazu gehört auch, dass alles, was in einer Kalkulation vorkommt, berücksichtigt werde: „Alles was nicht vorkommt, gibt es nicht.“ Auch hier sei ein Umdenken erforderlich. Umweltkosten oder Sozialstandards müssen berücksichtigt werden.

„Nicht aus Gier die Welt ruinieren“

Aus Kropfbergers Sicht sei die Marktwirtschaft der Zukunft eine ökosoziale Marktwirtschaft mit sozialen Spielregeln. Diese müssten sicherstellen, „dass wir diese Welt nicht zu Lasten der nächsten Generation ruinieren, nur aus Gier. Diese ökosoziale Marktwirtschaft kann man nur in einem größeren Raum durchsetzen - dieser kann und muss meiner Meinung nach die EU sein.“