Vor 30 Jahren Attentat auf Leopold Wagner
Am 6. Oktober ist es genau 30 Jahre her, dass Wagners ehemaliger Schulkollege Franz Rieser zwei Mal auf ihn schoss. Rieser wollte Schuldirektor werden und fühlte sich übergangen. Bei einem Klassentreffen forderte er eine Aussprache mit Wagner und schoss auf der Toilette auf ihn. Wagner überlebte schwer verletzt, ein Schuss des Revolvers hatte ihn in den Bauch getroffen.
Gert Eggenberger
Rieser wurde von Kellnern des Lokals überwältigt, in dem das Klassentreffen stattfand. Obwohl es damals noch keine Handys gab, lief die Berichterstattung rasch an. Die ersten Fotos vom Tatort wurden von Pressefotograf Gert Eggenberger aufgenonnem. Als er vom Anschlag erfuhr, entwickelte er gerade im Labor Fotos von einem Eishockeymatch: „Ich habe die Fototasche erwischt, bin ins Auto und gleich in den Volkskeller gefahren. Das Auto habe ich auf der Straße stehen gelassen, bin in den Keller hinunter und sehe dort den Wagner auf einer Bank liegen, umringt von Schulfreunden. Ich habe ein Foto gemacht, da haben sie mich gesehen und weggejagt.“
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„Immer Probleme mit ehemaligen Mitschülern“
Beim Zurückgehen habe er den Attentäter gefesselt auf dem Boden liegen sehen und habe Fotos gemacht. Der ORF wurde informiert, Redakteur Willy Mitsche berichtete in der ZIB 2 im Gespräch mit Moderator Robert Hochner live, was eineinhalb Stunden nach dem Attentat bekannt war. Erst wenige Stunden zuvor hatte Mitsche mit dem Landeshauptmann nach der Regierungssitzung scheinbar Privates besprochen. Mitsche erinnert sich, Wagner habe ihm am selben Tag nach der Regierungssitzung gesagt, dass er immer mit ehemaligen Mitschülern Probleme habe, die etwas werden wollten, aber er ihnen die Posten nicht geben könne. „Ein Kriterium war damals wohl auch die Parteibuchwirtschaft in Kärnten“, so Mitsche.
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Wenig später trat Wagner zurück
Der Landeshauptmann überlebte schwer verletzt, er musste zweimal operiert werden. Für politische Beobachter wurde bald klar, Wagner, der dreimal für die SPÖ die absolute Mehrheit erreicht hatte, würde bald zurücktreten. Mitsche sagte, er habe im Krankenhaus ein Interview mit Wagner gemacht. Nach dem Interview habe ihn Wagner an der Hand genommen und gefragt: „War ich wirklich so ein Unhold?“ Das Attentat habe Wagner sehr getroffen. Dann sei der Prozessverlauf dazu gekommen, der ihn stark innerlich berührt hatte. Im Jahr darauf trat er zurück.
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Beim Prozess folgten die Geschworenen der Anklage nicht, für sie war es kein Mordversuch, sondern eine schwere Körperverletzung. Der Prozess wurde in Innsbruck neu aufgerollt und Franz Rieser wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilt. Landeshauptmann Wagner starb 2008 zurückgezogen im 81. Lebensjahr, Rieser wurde 80 Jahre alt.
Link:
- Porträt Wagner 1992 zum 65. Geburtstag (tvthek.ORF.at; Gestaltung Willy Mitsche)