„Nazidreck“-Schriftzug auf Volksschulfassade

Wandfresken des entnazifierten Malers Kurt Weiss auf der Volksschule St. Kanzian wurden von Vandalen mit dem Schriftzug „Nazidreck“ beschmiert. Seit Wochen wartet man in der Gemeinde auf die Entfernung des Vandalenaktes.

Durchtrainierte Männerkörper, die ein Flugzeug stemmen oder die ihre Kräfte beim Ringen messen; eine Gruppe von Frauen beim Musizieren: Das sind einige der Szenen, die vom Künstler Kurt Weiss im Jahr 1941 auf der Fassade der Volksschule St. Kanzian angebracht wurden. Wie für die damalige Zeit üblich, in kraftvollen Posen.

Fresko Kurt Weiss Weiß St kanzian Volksschule Vandale Nazi

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Kritiker sprachen von Nazi Kunst, da der Künstler mit einstigem Atelier in St. Kanzian unter der NS-Herrschaft zum Studienrat ernannt wurde und für das NS-Regime Auftragsarbeiten durchgeführt hatte. Weiss wurde nach dem Krieg mit einem Berufsverbot belegt, später aber entnazifiziert. Danach hatte er mit vielen namhaften Künstlern engen Kontakt und unterrichtete an der Meisterschule für das Malerhandwerk in Baden. 1955 erhielt Weiss die goldene Ehrennadel der Republik Österreich.

Bürgermeister: Fachmännische Entfernung nötig

Bisher habe sich niemand über die mutmaßliche „Nazikunst“ an der Volksschulfassade aufgeregt, sagte St. Kanzians Bürgermeister Thomas Krainz (SPÖ) am Sonntag zum ORF Kärnten. Warum der Schriftzug „Nazidreck“ auch Wochen nach dem Vandalenakt auf der Fassade zu lesen ist, das sei der nötigen fachmännischen Entfernung geschuldet.

Es könne nicht irgendein Maler den Schriftzug auf der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes überpinseln, das müsse fachmännisch erledigt werden, in enger Abstimmung mit dem Landeskonservator. Die Entfernung des Schriftzuges sei von der Gemeinde jedenfalls längst beauftragt.

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Staatsanwaltschaft ermittelt

Laut Polizei ist der Schriftzug „Nazidreck“ bereits seit zwei Monaten auf der Fassade der Volksschule zu sehen. So lange sei das nicht her, meint hingegen Bürgermeister Krainz in einem Telefonat mit dem ORF. Laut Polizei beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft Klagenfurt seit zwei Monaten mit dem Vandalenakt, die Ermittlungen laufen.

Landesschulrat für „kritische Distanz“

Zuständig für die Volksschule ist die Gemeinde St. Kanzian, vom Landesschulrat hieß es aber am Sonntag, es wäre eine „kritische Distanz“ zu den Fresken überlegenswert. „Überpinseln ist sicher keine Lösung“, meinte Präsident Rudi Altersberger zum ORF. Auch den „Nazidreck“-Schriftzug zu entfernen, sei keine dauerhafte Lösung, „die Fassade könnte ja jederzeit wieder von Vandalen beschmiert werden.“ Mit einem ergänzenden Kunstwerk oder einer Gedenktafel könne aber Distanz im Sinne der politischen Bildung geschaffen werden. Altersberger will dahingehend das Gespräch mit der Gemeinde suchen.