„Geheimsache Hochzeit“ als neuer Trend

Monatelange Hochzeitsvorbereitungen und Stress - darauf wollen immer mehr Brautpaare verzichten. Der Trend zur „Geheimsache Hochzeit“ mit wenigen Eingeweihten nimmt zu. Vier Paare erzählen, warum sie diesen Weg wählten.

Eine große Hochzeit kann zehntausende Euro kosten, 100 Gäste und mehr aus Verwandtschaft und Freundeskreis sind oft mit dabei. Immer mehr Brautpaaren ist dies zu teuer und stressig - der Trend zur Hochzeit in kleinem und kleinstem Kreis nach dem Motto „small is beautiful“ nimmt deswegen zu.

Am Land wird noch eher traditionell geheiratet, aber auch hier nehmen die „Geheimhochzeiten“ zu, sagt Standesbeamtin Sabrina Zoller aus Weißbriach. Mit ihr und dem Bürgermeister steht und fällt dann die Geheimhaltung. Aber die Verschwiegenheit funktioniere, sagt sie. Immer öfter wollen Paare auch außerhalb des Gemeindeamtes heiraten.

Drei Leute - eine Hochzeit

Für Petra und Franz Steinwender, eine niederösterreichisch-kärntnerische Mischung, war es heuer nach langer Partnerschaft und zwei Kindern so weit. Seit einigen Jahren braucht man keine Zeugen mehr bei der Eheschließung. Bei ihrer Hochzeit waren nur die beiden und der Standesbeamte dabei. „In Niederösterreich heiratet man dort, wo die Braut herkommt, in Kärnten dort, wo der Bräutigam herkommt“, so Petra Steinwender. Um all diesen komplizierten Traditionen zu entgehen, müsse man eben heimlich heiraten. „Wir wollten keine Familie dabei haben, nur er und ich.“

Gatte Franz war einverstanden. Zumal das Heiraten mittlerweile ein großer Geschäftszweig sei. „Wir wollten das Geld sparen, weil wir einen großen Umbau hatten“, sagt Franz Steinwender. Der Standesbeamte habe sie unbedingt zu einer Ansprache überreden wollen, bei den 67 Euro Gebühren wäre die Rede dabei. Aber sie hätten auch das abgelehnt.

Geheime Hochzeitspaare

Privat

Kleiner ist der Hochzeitskreis kaum möglich - die Steinwenders

Noch spartanischer ging es nicht

Ganz klappte die „Geheimsache Hochzeit“ der Steinwenders dann aber doch nicht. Eine Freundin hatte schon etwas geahnt und wartete vor dem Standesamt. „Sie hat einen Brautstrauß mitgebracht und geworfen, den ich dann gefangen habe“, so Petra Steinwender. Zum Abschluss wurden dann Beweisfotos der Hochzeit gemacht. Gatte Franz schätzt auch die ersparte Zeit: „Wo andere monatelang planen, war das bei uns in fünf Minuten erledigt. Mir wäre auch eine Heirat per E-Mail und Unterschrift recht gewesen.“

Über die Qualität der künftigen Ehe sage die Hochzeit jedenfalls nichts aus, meint Petra Steinwender: „Das hängt von den Menschen ab und nicht von der Art der Hochzeit.“

Bergtour am Hochzeitstag

Auch bei Sabine und Michael Hubmann war die „stille Hochzeit“ der Wunsch beider. Sie heirateten im Sommer 2017 auf dem Berg: „Wir sind mit den Wanderschuhen hinauf auf den Berg, haben viel gelacht und geweint und es war eine Gaude“, so Sabine Hubmann. Sie würden es jederzeit wieder so machen, sagen beide übereinstimmend. Ganz einfach sei es allerdings nicht, die bevorstehende Hochzeit vor Freunden und Verwandten zu verheimlichen.

Geheime Hochzeitspaare

Privat

Sabine und Michael Hubmann

„Wozu ein weißes Kleid für einen Tag?“

Margarethe und Hans-Jörg Santner gaben einander mit den engsten Verwandten auf einer Berghütte das Ja-Wort. Vor allem auf dem Land „ist es brutal schwer“ eine Hochzeit geheim zu halten, sagt Hans-Jörg. Eltern und Großeltern erfuhren es einen Tag zuvor, auch die Taufpaten. Weder Geschwister noch Freunde wurden informiert. Einige seien natürlich enttäuscht gewesen, dass sie nicht dabei waren. Aber sobald der Kreis größer werde, sei es eben kein Geheimnis mehr. Gemütlicher Ausklang der Feier war ein gemeinsames Fischessen.

Geheime Hochzeitspaare

Alfred Santner

Margarethe und Hans-Jörg Santner

Den Mädchentraum vom Prinzessinnen-Brautkleid kann Margarethe jedenfalls nicht verstehen: „Für einen einzigen Tag ein weißes Kleid kaufen, dafür ist mir das Geld zu schade.“

„Die kleine Hochzeit ist romantischer“

Auch Heidi und Udo Philipitsch heirateten nach 24 Jahren Beziehung im kleinen Kreis. Und eigentlich sei eine so kleine Hochzeit doch viel romantischer, meint Udo: „Das Hochzeitspaar bekommt doch bei einer Riesenhochzeit am wenigsten mit.“ Bei einer kleinen Hochzeit könne man sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren. Mit dabei waren bei der Hochzeit nur die Kinder des Paares. „Viele heiraten groß, weil es die anderen wollen und damit kommt der Stress“, sagt auch Heidi Phillipitsch.

Geheime Hochzeitspaare

Privat

Heidi und Udo Phillipitsch

Beleidigte und begeisterte Reaktionen

Ohne Risiko ist der Wunsch nach der stillen Hochzeit allerdings nicht. Denn Freunde und Verwandte können durchaus verständnislos und beleidigt reagieren. „Einige waren beleidigt, teilweise bis heute, das kann man kaum vermeiden“, sagt Heidi Phillipitsch. Aber auch Zuspruch bekam das Paar, erzählt Udo: „Einige im Bekanntenkreis meinten, sie hätten das auch gerne so gemacht. Und wenn sie es gewusst hätten, dann wären sie gleich mitgegangen zum Klein-Heiraten.“

Ob große Hochzeit oder kleine Hochzeit im engsten Rahmen, eine Garantie für eine gute und glückliche Ehe gibt es bei beiden Varianten nicht. 40 Prozent der Paare, die sich in Kärnten trauen lassen, werden wieder geschieden.