Frühlingslichtblume: Eine tödliche Schönheit

Der Herbst ist die Blütezeit der Herbstzeitlosen. In ganz Österreich gibt es nur in Kärnten mit der Frühlingslichtblume eine zweite Art. Sie kommt nur an einer Stelle auf der Gerlitzen vor. Eine tödlich giftige Schönheit der Blumenwelt.

Herbstzeitlose blühen - wie der Name sagt - im Herbst, sie enthalten das stark giftige Alkaloid Colchicin. Die in Österreich nur in Kärnten vorkommende Frühlingslichtblume oder Lichtmessblume blüht schon im Februar, trotzdem gehört sie zu den Herbstzeitlosen, sagt Roland Eberwein vom Kärntner Botanikzentrum Klagenfurt. Die tödliche Schönheit kommt in Kärnten auch nur an einer einzigen Stelle vor: Am Fuße der Gerlitzen in einem Naturschutzgebiet, das vom Naturschutzbund betreut werde. Die nächsten Vorkommen der „Colchicum bulbocodium“ liegen in den Westalpen und Pyrenäen.

Frühlingslichtblume Herbstzeitlose Gerlizten

Landesmuseum Kärnten

Leicht mit Krokus zu verwechseln

Weltweit sind die Herbstzeitlosen in verschiedenen Farben zu finden. Ihre Blüten können weiß, rosa, lila, aber auch gelb sein. Sie sehen aus wie große Krokusse und seien daher manchmal schwer zu bestimmen, sagt Botaniker Roland Eberwein. Es wird davon ausgegangen, dass es bis zu 120 verschiedene Arten gibt, sie kommen in Europa bis West- und Zentralasien vor. In der Türkei gibt es sogar rund 50 Arten, im schlimmsten Falle werden die giftigen Blüten mit dem Safrankrokus verwechselt, der in der Türkei geerntet wird.

Der lateinische Name der Herbstzeitlose ist cholchicum. Die Kolchis ist ein Gebiet am Schwarzen Meer, dort lebte die mythische Zauberin Medea. Es könnte also bei der Namensgebung einen gewollten Zusammenhang mit der Mythologie geben, meint Eberwein, denn die Herbstzeitlose sei extrem giftig.

Vergiftungen durch Bärlauch-Verwechslung

Vergiftungen sind auch möglich, wenn die Blätter des Bärlauchs mit denen von Herbstzeitlosen verwechselt werden. Besonders, weil die Bärlauch-Blätter oft neben jenen der Herbstzeitlose stehen. Beide Pflanzen wachsen auf feuchten, nährstoffreichen Wiesen, aber auch an Waldrändern. Eine Verwechslung ist äußerst gefährlich. „Bedenklich wird es, wenn die Blätter noch sehr jung sind und die Leute säckeweise Bärlauch sammeln. Da rutschen immer wieder Blätter der Herbstzeitlosen mit hinein, das kann bis zum Tod führen“, so der Botaniker.

Colchizin unterbindet die Zellteilung. Beim Menschen wirke es so, dass Zellen absterben, das Immunsystem werde überfordert. Es komme relativ rasch zu Vergiftungserscheinungen wie Atem-, Kreislauf- und Darmbeschwerden. Diese Symptome treten erst nach vier bis sechs Stunden auf. „Das ist für eine Giftentfernung zu spät. Das Gift ist schon verteilt, die Behandlung von solchen Vergiftungen ist aufwendig und nicht immer erfolgreich.“

Für Medizin zu giftig

Da das Cholchizin die Teilung von Zellen unterbindet, wollte man dieses Gift gegen Tumore einsetzen, so Eberwein. Das Problem sei aber, wie man das Gift exakt zum Tumor bringe, ohne anderes Gewebe zu schädigen. Dies sei nicht zufriedenstellend gelungen, daher gebe es kein Medikament mit Cholchizin. Es gibt jedoch Anwendungen in der Homöopathie, teilweise rezeptpflichtig. Die Globuli werden in großer Verdünnung gegen Schmerzen eingesetzt.

Gefährlich auch für Weidetiere

Cholchizin ist auch für Tiere giftig. Colchizin werde durch Trocknen nicht abgebaut, wenn Weidetiere es dann fressen, tauche es auch in der Milch auf, so Eberwein. Dieses Gift wirkt auch bei Pflanzen, deshalb kann man das Cholchizin auch in der Pflanzenzucht einsetzen. Die mit Cholchizin behandelten Zellen werden künstlich am Leben erhalten, um leistungsfähigere Sorten zu züchten.